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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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wäre, also sollte ich wohl zumindest versuchen, ihm ein gemütliches Heim zu bieten. 64
    Seit ein paar Tagen konzentriere ich meine ganze Energie darauf, alte Freunde anzumailen, und es hat richtig Spaß gemacht, fast vergessene Freundschaften wieder ein bisschen aufzufrischen. Trotzdem bin ich etwas enttäuscht, dass ich immer nur ein paar knappe Zeilen als Antwort bekommen habe, obwohl ich selbst ellenlange, mehrseitige Ergüsse verschickt habe.
    »Wie geht’s dir?«, erkundige ich mich. »Du siehst verfroren aus. Möchtest du einen Becher heiße Schokolade mit dem leckeren Kakao, den du mir zum Valentinstag geschenkt hast?«
    »Ja, bitte. Das war kein besonders guter Tag heute. Das gesamte Management hat Clark wegen einiger nicht ganz korrekter Vorgänge, für die er wohl verantwortlich war, ordentlich was auf die
Mütze gegeben, und er ist natürlich an die Decke gegangen und hat den ganzen restlichen Morgen rumgebrüllt wie ein Irrer. Und dann hat es ihm wieder leidgetan und er hat uns zum Essen an seine Lieblingshotdogbude eingeladen, aber kaum da angekommen, hat er uns schon wieder angekeift. Wann ist Schreien bis der Arzt kommt eigentlich zur bevorzugten Kommunikationsmethode für die Ansprache argloser Netzwerkbetreuer geworden? Ich fühle mich, als hätte mich jemand durch den Fleischwolf gedreht.«
    Ich könnte jedes Mal platzen vor Wut, wenn die Rede auf das unprofessionelle Verhalten seines Chefs Clark kommt. Nicht dass Fletch ein Weichei wäre, aber immer, wenn Clark ihn wie ein ungezogenes Kind behandelt, kommen all die unschönen Erinnerungen an seine Kindheit und seinen herrischen, dominanten Vater wieder hoch. Offen gestanden bin ich froh, dass der alte Herr unter der Erde ist, denn es würde mir ausgesprochen schwerfallen, bei Familienfeierlichkeiten nett zu ihm zu sein. Er hat Fletch nicht ein einziges Mal gesagt hat, dass er etwas gut gemacht hat oder dass er stolz auf ihn ist. Können Sie sich das vorstellen? Nicht mal, als die Army ihn zur Grundausbildung nach West Point geschickt hat, weil er einer der besten und intelligentesten Männer seines gesamten Jahrgangs war. Beim SAT-Einstufungstest bekam er beinahe 1400 Punkte, und doch waren seine Eltern der Meinung, er sei auf einem Berufskolleg besser aufgehoben als auf einer richtigen Uni. Jahre habe ich gebraucht, um sein Selbstvertrauen wieder aufzubauen, auf dem seine Eltern so geringschätzig herumgetrampelt hatten.
    »Was ist denn los?« Ich greife in den Küchenschrank, hole unsere farblich abgestimmten Becher heraus und mache Milch im Topf warm.
    »Bin mir nicht ganz sicher. In letzter Zeit ist es wesentlich schlimmer geworden. Ich habe gehört, eine Kollegin aus der Firma habe eine Beschwerde gegen ihn eingereicht, weil er sich bei
der Weihnachtsfeier massiv an sie rangemacht haben soll. Könnte also was damit zu tun haben.«
    »Ist er nicht verheiratet?«
    »Doch, und Kinder hat er auch.«
    »Der ist echt ein fieser Widerling, oder?« Ich rühre die Milch um, damit sie nicht anbrennt.
    »Du sagst es. Aber ich will mir von ihm nicht auch noch den Abend versauen lassen, also erzähl mir lieber, wie dein Tag war.«
    »Du glaubst nicht, wer sich heute gemeldet hat«, sage ich geheimnisvoll.
    »Soll ich jetzt raten?«
    »Nein, ich will dich nicht quälen. Eigentlich haben sich gleich mehrere Leute gemeldet. Courtney schickt schöne Grüße, und sie hat sich von KnalliChad getrennt. Da ist wohl endlich der Groschen gefallen, was? Sie fragt, ob du keine süßen Single-Freunde hast.«
    »Ich führe leider keine Liste, welcher meiner Freunde süß und Single ist.«
    »Schon okay. Bestimmt fällt mir noch jemand ein. Wie dem auch sei, die große Neuigkeit ist, ich habe mit Camille geredet. Weißt du noch, das war diese nervige Müslitante von Corp. Com.? Sie hat kürzlich einen Kerl kennengelernt, der gerade eine Firma aufzieht, die genau dasselbe macht wie Corp. Com. Und er sucht noch Leute, und da hat Camille gleich an mich gedacht - sie hat mir die Kontaktdaten von diesem Typen geschickt. Er heißt Ross und ist der Unternehmensgründer. Wir haben uns heute Nachmittag unterhalten, und morgen habe ich ein Vorstellungsgespräch bei ihm.«
    »Ein Start-up-Unternehmen? Ich dachte immer, davon wolltest du nichts wissen. Zu riskant.« Ich reiche Fletch den Becher mit dem dampfenden Kakao, den ich mit einem Klecks Schlagsahne gekrönt und mit Vanillestreuseln dekoriert habe. Er nippt daran und lächelt. Man kann förmlich
sehen, wie ein Teil der

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