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Gullivers Reisen

Gullivers Reisen

Titel: Gullivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Swift
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die Zeit könne meine Freiheit erwirken. Er dürfe ohne ein Gutachten seines geheimen Rathes mir dieselbe nicht ertheilen, und zuerst müßte ich Lumos kelmin pesso desmar lon emposo , das heißt, ihm und seinem Königreiche Frieden schwören. Ich würde übrigens mit aller Milde behandelt werden.

    Alsdann rieth er mir durch Geduld und kluges Betragen seine und seiner Unterthanen Achtung mir zu erwerben. Er sprach den Wunsch aus: Ich möge es ihm nicht übel nehmen, wenn er bestimmten Beamten den Befehl ertheile, mich zu durchsuchen; wahrscheinlich würde ich verschiedene Waffen mitgebracht haben, welche nothwendig höchst gefährliche Dinge seyn müßten, wenn sie meiner Größe entsprächen. Ich antwortete: Seine Majestät werde zufrieden gestellt werden.

    Ich sey bereit, mich zu entkleiden, und meine Taschen vor ihren Augen auszuleeren. Diese Antwort gab ich theils durch Zeichen, theils auch durch Worte. Er sagte hierauf: Nach den Gesetzen des Königreiches müsse ich mich von zweien seiner Beamten durchsuchen lassen; er wüßte, dies könne ohne meine Einstimmung und Hülfe nicht geschehen. Alles, was sie mir nähmen, werde mir zurückerstattet werden, sobald ich das Land verließe, oder ich würde nach einem von mir festgesetzten Preise die Zahlung des Werthes erhalten. Die beiden Beamten setzte ich alsdann auf meine Hand, steckte sie zuerst in die Taschen meines Ueberrocks und hieraus in die übrigen meiner Kleider, nur ließ ich in meinen Beinkleidern einige Behälter aus, welche kleine, mir durchaus nothwendige Artikel enthielten, die ihnen jedoch gleichgültig seyn mußten. In einer Tasche trug ich eine silberne Uhr, und in der andern einen Beutel mit einigem Gelde. Da diese Herren Feder, Tinte und Papier bei sich hatten, schrieben sie ein genaues Verzeichniß von Allem, was sie sahen, nieder, und als sie fertig waren, baten sie mich, sie wieder auf den Boden zu setzen, damit sie dasselbe dem Kaiser überbringen könnten. Dies Verzeichniß übersetzte ich nachher ins Englische, und es lautet Wort für Wort folgendermaßen:
    Erstens: In der rechten Tasche des großen Bergmenschen (so übersetzte ich die Worte quinbus Flestrin ) fanden wir nach der genauesten Untersuchung nur ein großes Stück rauhen Tuches, breit genug, einen Fußteppich für Eurer Majestät erstes Staatszimmer zu bilden. In der linken Tasche sahen wir eine große silberne Kiste mit einem Deckel von demselben Metall, welchen wir, die Visitatoren, nicht herausheben konnten. Wir baten deßhalb, dieselbe zu öffnen; Einer von uns trat hinein und gerieth bis an die Mitte des Beins in eine Art Staub, der unsin's Gesicht flog und uns beide heftig und mehreremale nießen ließ. In seiner rechten Westentasche fanden wir ein ungeheures Bündel weißer und dünner Substanz, die übereinander gerollt ungefähr die Dicke von drei Menschen enthielt. Sie war mit einem starken Tau umwunden und mit schwarzen Figuren bezeichnet. Nach unserer unterthänigsten Meinung bestehen dieselben in Buchstaben, von denen hernach jeder halb so groß ist, wie die Fläche unserer Hand. In der linken Westentasche befand sich eine ArtMaschine, von deren Rücken zwanzig lange Pfähle denjenigen ähnlich sich ausdehnten, welche Pallisaden vor dem Hofe Eurer Majestät bilden. Hiemit kämmt sich der Bergmensch, wie wir vermuthen, seine Haare. Wir haben ihn nämlich nicht immer mit Fragen belästigt, weil wir es sehr schwierig fanden, uns einander verständlich zu machen. In der großen Tasche rechts an seiner Mittelkleidung (so übersetze ich das Wort Panfu-to , womit sie meine Beinkleider bezeichneten) sahen wir einen hohlen Pfeiler aus Eisen von einer Mannslänge, mit einem starken Stück Zimmerholz von noch größerem Umfange wie der Pfeiler. Auf einer Seite des Pfeilers ragten große Eisenstücke in sonderbaren Figuren hervor, die wir nicht zu erklären vermögen. In der linken Tasche befand sich eine Maschine derselben Art. In der kleinen Tasche rechts waren mehrere runde und flache Stücke von weißem und rothem Metall; einige weiße, wie es schien aus Silber bestehend, waren so groß, daß ich und mein Kamerad sie kaum in die Höhe heben konnten. In der linken Tasche waren zwei Pfeiler von unregelmäßiger Gestalt. Wir konnten nicht ohne Schwierigkeit bis auf den Gipfel derselben reichen, als wir auf dem Boden der Tasche standen. Einer derselben war bedeckt und schien aus einem Stücke verfertigt zu seyn, an dem obern Ende des andern befand sich aber eine weiße runde

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