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Gullivers Reisen

Gullivers Reisen

Titel: Gullivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Swift
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mit derselben Zurückhaltung wie zuvor zu leben. Stella unterschrieb diese harten Bedingungen. Sie hoben ihre Zweifel und beschwichtigten ihre Eifersucht, indem sie die Verbindung mit ihrer Nebenbuhlerin unmöglich machten. Swift und Stella wurden im Jahre 1716 im Garten der Dekanei vermählt. Unmittelbar nach der Ceremonie war Swift, wie es scheint, in einer schrecklichen geistigen Aufregung. So viel ich von einem Freunde seiner Wittwe erfahren habe, erzählte Delany, als man in ihn drang, seine Meinung über diese seltsame Heirath auszusprechen, er habe um die Zeit, als sie zu Stande kam, bemerkt, daß Swift sehr finster und außerordentlich aufgeregt war, so sehr, daß er zum Erzbischof King gegangen sey, um ihm seine Besorgnisse mitzutheilen. Als er in das Bibliothekzimmer gegangen, sey Swift eilig mit verstörten Zügen herausgekommen und an ihm vorbeigeeilt, ohne mit ihm zu sprechen. Er habe den Erzbischof in Thränen gefunden, und auf seine Frage nach dem Grunde die Antwort erhalten: »Sie sind so eben dem unglücklichsten Menschen auf der Welt begegnet, aber fragen Sie mich niemals über die Ursache seines Unglücks.« Bei dieser Gelegenheit ist zu bemerken, daß Delany aus diesem Umstande schloß, Swift habe nach seiner Heirath mit Stella entdeckt, daß sie in einem verbotenen Grade mit einander verwandt seyen und dies dem Erzbischof anvertraut. Aber die Ausdrücke des Prälaten lassen auf nichts Näheres schließen, und es gibt sichere Beweise dafür, daß diese Verwandtschaft gar nicht bestanden haben kann.

    Swift sah mehrere Tage Niemand. Als er aus seiner Zurückgezogenheit hervorkam, dauerten seine Beziehungen zu Mistreß Dingley und Stella mit derselben Vorsicht fort, um jeden Verdacht eines vertrauten Verhältnisses abzuwehren, wie wenn dieses jetzt nicht rechtmäßig und tugendhaft gewesen wäre. Stella war also fortwährend die Geliebte und vertraute Freundin Swifts ; sie hielt ihm Haus, machte die Honneurs seines Tisches, obgleich sie nur sein Gast zu seyn schien; sie war seine treue Gefährtin, pflegte ihn, wenn er krank war, aber sie war nie seine Frau, und selbst diese Heirath war ein Geheimniß für die Welt.
    Die Angelegenheiten seiner Kirche, die durch den Widerstand seines Capitels und durch die Dazwischenkunft des Erzbischofs King in Verwirrung gebracht worden waren, hoben sich unmerklich durch die Ueberzeugung, die man von der Redlichkeit der Absichten des Dechanten und von seinem uneigennützigen Eifer für die Rechte und Interessen der Kirche gewann. Er erlangte einen solchen Einfluß auf das Capitel, daß man seinen Vorschlägen selten widersprach. Die Angelegenheit der Gefälle und der Erneuerung derselben verschlang in der Folge viel von seiner Zeit. Man darf annehmen, daß Swift wahrend dieser fünf bis sechs Jahre das Studium nicht vernachläßigte. Man fand seine Ansichten über Herodot, Philostrat und Aulus Gellius, was zu der Annahme veranlaßt, daß er sich mit diesen Schriftstellern hauptsächlich beschäftigte: er hatte seine Ausgaben mit weißen Blättern durchschießen lassen, auf die er Bemerkungen schrieb. Man dürfte wohl voraussetzen, daß er die klassischen Autoren nicht vergessen habe, wenn wir nicht wüßten, daß Lucrez seine Lieblingslektüre während seines Aufenthalts zu Gaulstown war. Das Verzeichniß der Bücher, aus denen seine Bibliothek bestand, mit seinen eigenhändigen Bemerkungen ist der sicherste Beweis für seinen Geschmack.
    Diese Studien genügten indeß einem Manne nicht, der während seines Aufenthalts in England einen so thätigen Antheil an der Politik genommen hatte. Man hat daran gedacht, und es ist sehr wahrscheinlich, daß Swift zu jener Zeit den Plan zu den Reisen Gullivers entwarf. Man findet den Keim dieses berühmten Werkes in den Reisen des Martinus Scriblerus , die wahrscheinlich zuvor entworfen worden waren, ehe die Verbannungen den literarischen Clubb zerstreut hatten. Der Zustand, in welchem der Dechant die öffentlichen Angelegenheiten nach dem Tode der Königin Anna erblickte, paßt zu einem großen Theile der satyrischen Züge in den Reisen . Außerdem spielt ein Brief von Vanessa auf das Abenteuer Gullivers mit dem Affen von Brobdingnag an, und man findet in derselben Correspondenz, daß Swift im Jahr 1722 mehre Reisebeschreibungen las. Er sagte zu Mißtreß Whitway , was er nachher wiederholt hat, daß er aus den Reisen, die er gelesen, alle Seeausdrücke in Gulliver entlehnt habe. Es ist also wohl anzunehmen, daß die Reisen

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