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(Gummi-) Baerenstarke Kerle

(Gummi-) Baerenstarke Kerle

Titel: (Gummi-) Baerenstarke Kerle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Krieglstein
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hochgesteckt, war einfach praktisch.
    Sieglinde ha tte blaue Augen, meine Augen waren grün, froschgrün – in der Schule wurde ich damit immer geärgert! Grüne Augen, Froschnatur, von der Liebe keine Spur! Los Sarah, hüpf, aus dir wird nie ´ne Prinzessin! Ich wollte aber immer eine Prinzessin sein! Und jetzt bastelte ich mir eine, na ja, so was Ähnliches auf jeden Fall, eine reiche Dame von Welt sollte ich darstellen. Es mussten also Kontaktlinsen her, schöne, hellblaue. Klamottenmäßig musste ich mich auch etwas umstellen, es durfte nicht aussehen wie vom Wühltisch, ein paar Designersachen mussten her. Aber woher nehmen wenn nicht stehlen!? Nun, da hatte Ursula eine Idee. Wir gingen los – shoppen! Es war so oder so mal wieder Zeit für einen Einkaufsbummel. Wir kauften querbeet, was uns gefiel und aussah, als würde es eine Geschäftsfrau mit Geld tragen, wenn ein großer Name darauf steht. Große Namen standen an den Sachen natürlich nicht, noch nicht! Wir liefen durch etliche Boutiquen und Kaufhäuser und konnten uns kaum entscheiden, dabei redeten wir über unseren Plan und lachten uns darüber kaputt, unseren Chef hinters Licht zu führen. Zweimal wurde uns nachgepfiffen, weil ich Ursula vorführte, was für einen Hüftschwung eine Dame von Welt heutzutage draufhaben muss, und hinternwackelnder Weise durch die Fußgängerzone stolzierte. In der Stadt liefen natürlich auch ein paar schnuckelige Männer herum, zu denen wir gleich unseren Kommentar abgeben mussten, das hörte sich dann ungefähr so an: „Na, Ursula, wär das nicht einer für dich, solche breiten Schultern sieht man nicht alle Tage!“ Oder: „Sarah, erinnert dich der Knackarsch mit den Gummibärchen in der Hand nicht an deinen Chef!“
    Und wirklich , er hätte es sein können, aber er trug immer ein Jackett, und überhaupt hatte er um diese Zeit im Büro zu sein.
    Ein amüsanter Tag und viel zu viel Geld ausgegeben. Wir kauften zwei Kostüme, einen Pullover, drei Blusen, einen kurzen Rock, jede Menge Strumpfhosen und ein Wahnsinnsabendkleid, das nicht teurer hätte aussehen können wenn Lagerfeld es mit der Hand genäht hätte. Drei Paar Schuhe kauften wir noch, die zu jeder Gelegenheit passen mussten. Ursula bestand darauf, einen Reiseführer über Kanada mitzunehmen, man konnte nie wissen, ob man mal auf das Thema zu sprechen käme, tönte sie.
    Diese ganzen Sachen schleppten wir nach Hause zu Ursula und dann begannen wir mit der Verdesignerung! Ursula hatte von Siegfried, der uns für den Einkaufsbummel ein wenig Taschengeld mitgegeben hatte, ein paar alte Klamotten mi tbekommen. Seine Anzüge, Hemden usw. Waren alle von Armani, Versace, Bogner und anderen bekannten Labels. Diese ganzen kleinen Schildchen trennten wir sorgsam heraus und nähten sie dann wiederum sorgfältig in meine Sachen ein. An einigen wurde noch kleinerer Firlefanz entfernt oder etwas anderes hinzugefügt, wie z.B. Pailletten, kleine Perlen, Knöpfe... Zwei ganze Abende verbrachten wir damit, bei mehreren Flaschen Wein und dummem Gealber, die neuen Sachen designertauglich zu machen. Danach hatte ich eine Garderobe, bei der jeder glaubte, sie gehöre Claudia Schiffer.
    Toll, ich hatte blonde Haare, himmelblaue Augen und gefälschte Designerklamotten, hatte meinen Jahresurlaub eingereicht und sollte am nächsten Montag auf den Chef losgelassen werden.
    Auf einmal war mir gar nicht mehr so wohl – ich wollte seine Aufmerksamkeit, aber die würde ja nicht ich bekommen, sondern eine aufgetakelte blonde Tussi , die eigentlich in Kanada ist, und von der er sowieso nur ihr Geld will. War das ein dummer Plan! Sollte ich Siegfried sagen, dass er lieber selber zu Stefan Reinhardt gehen soll, sollte ich lieber in meinem Büro bleiben und seine Liebesgrüße verschicken? Ach, was war ich für eine einfältige Gans, in was hatte ich mich da reingeritten? Nein, ich durfte Siegfried nicht enttäuschen, er hatte mir schon so geholfen, außerdem sah er die Sache inzwischen als Experiment an: „Wie leicht sind Männer beeinflussbar durch das weibliche Geschlecht?“ Versuchsobjekt: Stefan Reinhardt. Ich wollte ja selber gerne wissen, wie weit er bei seinen „Kundinnen“ ging, Ursula natürlich auch, ich hatte ja schließlich keine neuen Dessous gekauft, so weit wollte ich es nicht kommen lassen, nicht bei „Sieglinde Tolski“. Wenn er mich wollte, dann nur als Sarah Wentland. Aber das würde an ein Wunder grenzen, denn wie schon gesagt, Sarah Wentland war Luft für

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