(Gummi-) Baerenstarke Kerle
gebührendem Abstand, neben mir und fing unsere Unterhaltung gleich mit Komplimenten an. „Frau Tolski, Sie sehen bezaubernd aus. Einer erfolgreichen Frau wie Ihnen müssen die Männer doch zu Füßen liegen! Warum kommen Sie zu mir, Sie müssten doch mit guten Angeboten überhäuft werden, nur damit die Herren mal in den Genuss Ihrer Gesellschaft kommen dürfen. Ich muss mich in Acht nehmen, sonst verdrehen Sie mir so den Kopf, dass ich Ihnen die Verpackungen noch umsonst liefere!“
Er schmiss sich wirklich ins Zeug, das musste man ihm lassen, er konnte einen einsäuseln. Aber ich musste mich beherrschen – einerseits um nicht lauthals loszulachen über den Schwachsinn, den er von sich gab, und andererseits um nicht wütend zu werden. Für wie dumm musste er die Frauen halten? Ob er das bei Männern auch versuchte; mit Sicherheit nicht. Aber er schien mit dieser Masche ja schon eine Menge Erfolg gehabt zu haben.
Ich musste zugeben, wir Frauen sind schon dumm wenn wir einsam sind! Wenn er mich als seine Sekretärin so umgarnt hätte, wäre ich voll darauf hereingefallen, andererseits bin ich ihm auch so verfallen! Blöde Sache.
Es fiel mir zwar nicht leicht, aber ich klimperte ihn mit meinen himmelblauen Kontaktlinsen an und hauchte: „Nennen Sie mich doch Sieglinde!“ Ein leichtes Glitzern huschte über seine haselnussbraunen Augen und ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, er stand auf und ging zu seiner Minibar, holte eine Flasche Martini heraus und füllte zwei Gläser, tat etwas Eis hinzu, (ein Mann von Welt hat nun mal alles parat!) und kam wieder zu mir herüber. Er hatte nicht gefragt, ob ich etwas trinken wolle, und wenn, ob mir Martini recht wäre, warum auch? In seinen Augen zappelte ich schon längst an seiner Angel und alles, was er tat, konnte nur bewundernswert sein. In gewisser Weise war es das auch, diese Dreistigkeit war wirklich bewundernswert!
Mein Blick fiel auf den Schreibtisch, die Schüssel mit den Gummibären war leer und im Papierkorb lagen zwei geplünderte Tüten. Das hieß eigentlich Alarmstufe Rot! Aber er schien kein bisschen nervös zu sein.
Er reichte mir ein Glas, rückte etwas näher und stieß mit mir an. „Stefan“ , sagte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. Puh, der ging aber ran!
„ Stefan“, sagte ich, „ich laufe Gefahr zu vergessen, warum ich überhaupt hier bin. Lass uns doch erst einmal übers Geschäft reden!“
„Ich habe keinesw egs das Gefühl, als könntest du vergessen weswegen du hier bist, aber wenn du darauf bestehst, kommen wir erst zum Geschäftlichen. Du brauchst mir nur die Qualität, Größe und Menge der Kartons zu nennen, dann arbeite ich dir ein Angebot aus. Ich würde es sogar bis heute Abend schaffen, vorausgesetzt ich hätte einen Grund mich zu beeilen! Würdest du mir die Ehre erweisen und mit mir heute Abend essen gehen? Dann würde ich dir das Angebot schon mitbringen!“
Und was nun? Das ging mir eindeutig zu schnell, ich hatte meinen Jahresurlaub eingereicht und wollte nicht in den ersten zwei Tagen abgefertigt werden. Nein, so einfach durfte ich es ihm nicht machen.
„Es tut mir leid, aber den Gefallen kann ich dir leider nicht tun. Ich bin eine vielbeschäftigte Frau und habe noch weitere Termine für heute. Ich wollte eigentlich auch nicht lange bleiben. Könntest du mir das Angebot morgen früh zu S&S faxen? Ich melde mich dann wieder bei dir.“ Gut ich war vielleicht etwas schroff, aber ich fand, er hatte es verdient.
„Ich hoffe, dass ich es schaffe, mir fällt gerade ein, dass meine Sekretärin Urlaub macht und ihre Vertretung muss sich erst einmal zurechtfinden. Aber das wird schon klargehen. Ist deine Sekretärin auch so furchtbar schlampig?“
Ahhh, was war das?? Eine Beleidigung! Was bildete der Hammel sich eigentlich ein, von wegen schlampig, ich war geradezu ein Wunder, dass ich mit seinen ganzen Tussis nicht durcheinanderkam und nicht Barbara Blumen schickte, wenn Babs Geburtstag hatte, oder wer weiß was verwechselte. Und wenn wirklich mal was zu spät kam, war das bestimmt nicht meine Schuld! Armleuchter! Aber ich war ja gerade keine Sekretärin, also durfte ich mich nicht aufregen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, rot anzulaufen.
„Nein, meine Mitarbeiter sind keineswegs schlampig, ich kann dir meine Perle ja mal herschicken, viel leicht kann sie deinen Leuten etwas Nachhilfe geben! Ich muss jetzt aber los! Wie wäre es übrigens mit Donnerstagabend? Da habe ich noch keine Termine und
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