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(Gummi-) Baerenstarke Kerle

(Gummi-) Baerenstarke Kerle

Titel: (Gummi-) Baerenstarke Kerle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Krieglstein
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ihn.
    Aber ich nahm dann doch allen Mut zusammen, mit dem Vorsatz , ihm alle anderen Weiber aus dem Kopf zu vertreiben, und ging Montagmorgen als Sieglinde in die Firma. Ich dachte nur: Lass dich überraschen, Sarah, mach einfach mit, es ist nur ein Spiel.
    Hinterher dachte ich, dass ich dabei meinen Job hätte verlieren können und vielleicht hätte man mich angezeigt wegen Betrugs, oder was auch immer?!
    Es hätte sonst was passieren können, aber ich ging hocherhobenen Hauptes durch die Eingangstür von „Reinhardt und Sohn“ und war in dem Moment einfach Frau Tolski, eine Geschäftsfrau, die die Dinge gerne selbst in die Hand nahm. Natürlich hatte ich einen Termin bei Herrn Reinhardt, der mich auch schon sehnsüchtig erwartete!
    Hatte ich eigentlich schon übers Wetter gesprochen? Es regnete an diesem Morgen, und auf dem kurzen Weg von meinem Wag en – Siegfried hatte mir einen seiner Firmenwagen gestellt, einen nachtblauen BMW – zum Eingang wurde ich nass! Was macht eine Geschäftsfrau, wenn sie aussieht wie ein begossener Pudel?
    Nur die Nerven behalten, alles überspielen, vielleicht ein wenig gereizt reagieren, lieber nicht gereizt, das wäre nicht cool, besser über sich selber lachen , aber nicht zu viel, das hier ist keine Cocktailparty.
     

Der Charmeur
     
    Als ich in der Eingangshalle stand, in meinem neuen, durch den Regen etwas gesprenkelten himmelblauen Kostüm, wollte ich schnurstracks in das Büro des Chefs marschieren, aber das hätte sicher seltsam ausgesehen, schließlich war Sieglinde noch nie zuvor hier gewesen. Also trat ich an den Schreibtisch, der mitten in der Eingangshalle stand, und sprach die Frau, die dahinter saß und sich wie gewöhnlich ihre Fingernägel feilte, wenn sie nicht bemerkt hatte, dass jemand in ihrer Sichtweite war, mit einem freundlichen „Guten Morgen“ an. Diese feilende Empfangsdame hieß Jutta, und eigentlich entging ihr nichts. Sie wusste alles, was in dieser Firma vor sich ging, jedenfalls meinte sie das, und sie kannte sämtliche Mitarbeiter in- und auswendig. Sie kannte den neuesten Klatsch und Tratsch und jeder, der an ihr vorbeikam, musste sich ihre neuesten Geschichten anhören. Interessant war es meistens nicht, dafür um so nerviger, wenn man es eilig hatte. Aber wenn ich unerkannt an ihr vorbeikam, konnte ich mir sicher sein, dass Stefan Reinhardt mich nie erkennen würde. Ich lächelte also – was sonst nicht meine Art war, wenn ich Jutta begegnete – und begann, meine Rolle zu spielen. Jutta sah auf, lächelte etwas verlegen zurück, weil ich sie beim Nagelfeilen erwischt hatte, und sagte dann mit wunderbar freundlichem, aber merkwürdig lautem Ton: „Guten Morgen, willkommen bei Reinhardt und Sohn, kann ich Ihnen behilflich sein? Sind Sie vielleicht Frau Tolski?“ „Genau die bin ich, meine Liebe. Würden Sie mir bitte das Büro von Herrn Reinhardt zeigen!“ (War ich jetzt zu überheblich? Erkennt Jutta mich gleich? Sollte ich mich lieber bei Herrn Reinhardt entschuldigen lassen und mich auf der Damentoilette etwas trocken rubbeln? Zu spät!) Stefan kam in dem Moment auch schon die Treppe herunter – sein Büro befand sich im ersten Stock, eine Art Galerie. Von dort konnte man den Eingang gut sehen, und wenn man wollte, auch etwas mehr. Stefan hatte mich also schon gesehen, als ich hereinkam. Keine Möglichkeit mehr zur Flucht. Hätte ich mir ja denken können, deshalb hatte Jutta so gebrüllt.
    „Frau Tolski, schön S ie zu sehen, ich bin Stefan Reinhardt!“ Die letzten zwei Stufen nahm er in einem, kam mit schnellen, schwungvollen Schritten auf mich zu und streckte mir die Hand zur Begrüßung entgegen. Fast hätte ich einen Handkuss erwartet, aber es blieb bei einem Händeschütteln. Er hielt einem auf jeden Fall nicht schlaff die Hand hin und ließ sie sofort wider fallen, nein er hatte einen netten Händedruck und ich hätte ihn am liebsten nicht mehr losgelassen. Okay, ich riss mich zusammen, begrüßte ihn ebenfalls und ging mit ihm nach oben. Dort setzten wir uns, allerdings nicht an den Schreibtisch, wie man erwartet hätte, sondern auf seine wunderbar protzige Ledercouch, die seit drei Monaten in seinem Büro stand. Ich hatte immer gedacht, er würde sich mittags darauf etwas ausruhen oder sie vielleicht als Übernachtungsmöglichkeit nutzen, wenn er lange arbeiten musste, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Die Couch schien einzig und allein dazu da zu sein, irgendwelchen Damen näher zukommen. Er saß, noch in

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