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Gut gegen Nordwind

Gut gegen Nordwind

Titel: Gut gegen Nordwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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Wieder nicht, nächster Versuch. Daraus entwickelt sich ein klassisches Frauenschicksal: Sie glaubt, den immer gleichen Typen zu brauchen, um den »Irrtum vom ersten Mal« zu korrigieren. Jeder weitere Irrtum bindet sie aber noch mehr an diesen Typen.
    Bei Mia hat einer wie der andere ausgesehen, und keiner hat den Fehler seines Vorgängers ausgemerzt. Im Gegenteil: Jeder hat eindrucksvoll bestätigt, dass sein Vorgänger der gleiche Hohlkörper war wie er. Seit zwei Jahren ist sie der Männer müde, antriebsschwach, was neue Begegnungen betrifft. Sie geht keinen Schritt mehr auf jemanden zu. Zu mir hat sie unlängst gesagt: Wenn du wen Netten kennen lernst, kannst du ihn mir ruhig vorstellen. Aber ich will dabei absolut keine Arbeit haben. Es muss alles von selbst laufen. Wenn es nicht von selbst läuft, dann läuft nichts mehr. – Das ist Mia. Leo, ich sage Ihnen, Sie werden begeistert von ihr sein.
     
    Eineinhalb Stunden später
    AW:
    Liebe Emmi, zuerst einmal zu Ihren Eröffnungsfragen:
    1.) Meine Schwester hat nicht präzisiert, wer von uns beiden unsere »Beziehung« (darf ich Beziehung unter Anführungszeichen setzen?) nach einem physischen Treffen zuerst beenden würde. Sie meint wohl eher die Unvereinbarkeit des geschriebenen Dialogs mit dem gelebten als solche, die bald zu einem Ende des Ganzen führen würde. 2.) Was Ihnen alles auffällt!
    Die Anführungszeichen bei »glücklich verheiratet« habe ich aber gar nicht bewusst gesetzt. Vielleicht macht das das Schreibprogramm automatisch. Nein, im Ernst: Der Ausdruck kommt von Ihnen – und ich zitiere ihn, denn »glücklich verheiratet« scheint mir stets eine subjektive Wahrnehmung zu sein. Ich bezweifle zum Beispiel, dass ich unter »glücklich verheiratet« das Gleiche verstehe wie Sie oder Ihr Mann. Ist auch gar nicht so wichtig, oder? Spöttisch soll es keinesfalls gewesen sein, und ich werde die Anführungszeichen künftighin weglassen, okay?
    Und nun zu Ihrer Freundin Mia: Wenn Sie sie wieder einmal treffen, können Sie ihr gerne erzählen, dass Sie einen Mann kennen, der nur eine einzige Frau benötigt (hat), um den »Irrtum vom ersten Mal« NICHT UND NICHT zu korrigieren. Ein Mann, der ebenso müde und antriebsschwach geworden ist, was neue Begegnungen betrifft. Einen, der ebenfalls keinen Schritt mehr auf eine Frau zugeht, der keine Arbeit haben will, bei dem alles von selbst laufen muss, und wenn es nicht von selbst läuft, dann läuft gar nichts. Sagen Sie ihr: Das ist Leo, Mia! Aber sagen Sie nicht: »Du wirst begeistert von ihm sein.« Denn Begeisterung würde voraussetzen, dass man einander wenigstens einmal in die Augen schaut. Aber das wäre momentan vermutlich zu viel »Beziehungsarbeit« für Mia und Leo.
    (Außerdem beleidigt es mich ein bisschen, wie schnell Sie mich an Ihre erstbeste Freundin vergeben, Emmi. Ich vermisse Ihre Eifersucht!)
    40 Minuten später
    RE:
    Ach Leo, Eifersucht hin, Eifersucht her, ich kann Sie ja doch nicht mehr »besitzen« als hier in der Mailbox. Außerdem: Wenn Sie einer meiner besten Freundinnen »gehören«, gehören Sie auch ein bisschen mir. (Glauben Sie wirklich, ich verkupple Sie ohne eigennützigen Hintergedanken?) Im Übrigenhabe ich Mia schon öfters von Ihnen erzählt. Wollen Sie wissen, wie sie über Sie denkt? (Ich traue Ihnen ja glatt zu, dass Sie jetzt sagen: Nein, will ich nicht wissen. Aber ich verrate es Ihnen trotzdem.) Sie hat gesagt, siehst du, Emmi, genauso einen Mann hätte ich gerne, einen, der lieber eine E-Mail von mir haben will als Sex. Sex wollen alle Männer. Klasse hat einer, der nicht das eine, sondern das andere von mir will: Post!
     
    Fünf Minuten später
    AW:
    Emmi, Sie sind schon wieder beim Sex!
     
    Drei Minuten später
    RE:
    Danke, ist mir aufgefallen. Ich bin eben wieder in die Männerwelt eingetaucht.
     
    Acht Minuten später
    AW:
    Fast scheint’s, Sie tauchen deshalb so gerne dort ein, um ungehemmt über Sex schreiben zu können.
     
    Sechs Minuten später
    RE:
    Lieber Leo, tun Sie nicht so scheinheilig! Erinnern Sie sich an Ihre weindurchtränkte E-Mail mit der Augenbinde und Ihren postalkoholischen Begierdeanfall am Tag danach? Sie sind nicht der über Triebhaftes erhabene, libidofreie Bergprediger, den Sie manchmal so gerne hervorkehren! Also, soll ich ein Treffen zwischen Ihnen und Mia arrangieren?
     
    Drei Minuten später
    AW:
    Das ist aber kein ernst gemeintes Angebot!
     
    Eine Minute später
    RE:
    Selbstverständlich ist das ernst gemeint! Ich bin

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