Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
Cynthias Hand und fragte sich, ob sie einfach bis drei zählen, sie sich schnappen und wegrennen sollte.
»Sie machen es trotzdem. Jeden Freitag- und Samstagabend kommen sie herein und umkreisen die Gänge wie
Haie. Nachdem ein paar von ihnen vorbeigeschwommen sind, sieht man, dass sie bloß Bodenfresser sind.«
Lucy schaute auf, als es in ihrem Hirn Klick machte. »Was?«
»Sie haben es verdorben«, stieß Cynthia hervor. »Sie haben alles verdorben.«
Lucys Kopfhaut zog sich zusammen. Sie musste sich verhört haben. »Wovon reden Sie?«
»Am Anfang habe ich Ihnen geschrieben, weil Sie wissen sollten, wie gut ich in dem bin, was ich tue. Genau wie Sie gut sind in dem, was Sie tun. Ihre Bücher haben immer so viel Freude in mein Leben gebracht, und ich wollte Ihnen zum Dank etwas schenken«, erklärte sie und wirkte dabei beinahe so, als würden sie diskutieren, welche Waschpulvermarke am besten gegen Flecken half. Doch das taten sie nicht, und Lucy hatte keinen Zweifel daran, einer Serienmörderin gegenüberzustehen. »Zuerst dachte ich, ich könnte Ihnen Plätzchenrezepte schicken, aber ich wusste nicht, ob Sie gern backen.«
»Backen ist toll.« Lucy wich ein paar Schritte zurück und ließ die Hand in ihre Tasche gleiten. Sie hatte genausowenig Zweifel daran, dass Cynthia sie nicht gehen lassen würde. Sie fühlte Brieftasche und Handy, Sonnenbrille und Lippenstift.
»Nachdem ich Ihnen die ersten Briefe geschickt hatte und Sie sie nicht zur Polizei brachten, dachte ich, Sie würden verstehen, dass miese Schweine bestraft werden müssen. Ich war überglücklich, weil ich mich lange so allein gefühlt hatte. Ich dachte, wir wären Freundinnen. Doch dann sah ich Sie mit ihm und wusste, dass alles eine Lüge war. Sie haben mich angelogen.«
»Es tut mir leid, wenn Sie das Gefühl haben, angelogen worden zu sein«, redete Lucy ihr gut zu, während sie sich zur Tür vortastete. Sie fühlte ihr Visitenkarten-Etui und eine Schachtel Pfefferminzbonbons.
»Nein, tut es nicht. Ich lasse mich nicht beschwichtigen.«
»Tut mir leid.« In Lucy stieg die Wut hoch, und sie kämpfte einen inneren Kampf, um einen klaren Kopf zu bewahren. Cynthia schien keine Waffe parat zu haben, und Lucy war so sauer, dass sie glaubte, wenn es zum Kampf käme, könnte sie wahrscheinlich Hackfleisch aus ihr machen.
»So einfach ist das nicht.« Cynthia kam hinter ihr her, schlängelte sich an ihr vorbei und verstellte ihr die Tür. »Aus Ihren Büchern wusste ich, dass ich Handschuhe und Perücken tragen musste, um falsche Fährten zu legen. Im Motel in Chinden habe ich Rot und Türkis getragen und bin als Mitglied der Peacock Society herumstolziert, weil ich wusste, dass mich jemand sehen würde.« Cynthia reckte stolz das Kinn in die Luft und ließ die Mappe auf ein Bord fallen, wobei sie Schneewittchen und die Sieben Zwerge in alle Himmelsrichtungen verstreute. »Ich war brillant.«
Lucy spürte einen Stift, aber es war nicht ihr Elektroschock-Kugelschreiber. Sie sah Cynthia so ruhig wie möglich in die Augen und zwang sich zu sagen: »Das ist wirklich brillant.«
»Ich bin in diese Häuser und das Motel gegangen und habe nichts von mir zurückgelassen. Als wäre ich nie dort gewesen. Das habe ich alles von Ihnen gelernt.«
»Meine Bücher sind Fiktion.« Lucy spürte das kalte Metall ihrer Schlagringe und zog sie über die Finger. »Keine Gebrauchsanweisungen.«
»Sie haben mir befohlen, diese Männer zu töten. Sie können j etzt nicht einfach gehen. Ich werde Sie nicht weglassen.«
»Sie werden sowieso geschnappt«, verkündete Lucy und umklammerte ihren Elektroschockstift. Das Tränengas wäre ihr lieber gewesen. »In Robert Pattersons Wagen haben Sie Ihre Fingerabdrücke hinterlassen.«
Cynthias Nasenlöcher blähten sich, und ihre Augen wurden schmal. »Das ist auch gelogen. Ich habe darauf geachtet, nichts anzufassen.« Sie griff hinter sich und zog wie aus dem Nichts ein Küchenmesser hervor.
Scheiße. »Die Polizei weiß, dass ich hier bin«, bluffte Lucy und trat mehrere Schritte zurück, wobei sie die 13 Zentimeter lange Klinge nicht aus den Augen ließ.
Cynthia schüttelte den Kopf und trat einen Schritt auf Lucy zu. »Sie mögen eine gute Schriftstellerin sein, aber Sie sind eine schlechte Lügnerin. Ich bin zu schlau für die Bullen, und ich bin zu schlau für Sie.«
»Sie haben einen Fingerabdruck auf dem Umschlag hinterlassen, den Sie bei mir in den Briefkasten gesteckt haben.«
Das stoppte Cynthia, und
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