Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
sich die Wange. »Ich war unterwegs, als ich deine Nachricht bekam. Ich glaube, mir ist das Herz stehen geblieben und hat seitdem nicht wieder geschlagen.«
»Mir ist n-nie in den Sinn gekommen, dass Cynthia Pool Breathless ist.« Sie schlang unter der Decke die Arme um sich. »Sie war so … l-langweilig. Sogar noch, als sie mir erzählte, wer sie war, und von den schrecklichen Dingen, die sie g-getan hat. Sie war so ruhig dabei. Tja, bis zu dem Moment, in dem sie v-vollkommen durchdrehte.«
Die Sirenen kamen näher, und Quinn drückte sie fest an sich. »Du bist jetzt in Sicherheit«, raunte er ihr ins Ohr. »Es ist vorbei, und alles wird gut.«
Drei Streifenwagen und ein Zivilfahrzeug kamen mit heulenden Sirenen und blinkenden Lichtern mitten auf der Straße
zum Stehen. Kurz darauf hielt ein Krankenwagen vor Quinns Jeep, der am Straßenrand parkte.
Lucy wurde rasch zum Krankenwagen bugsiert, und erst als sie mit einer Blutdruckmanschette am Arm und einer Sauerstoffmaske auf dem Gesicht hinten drin saß, beruhigte sie sich so weit, dass sie begriff, was geschehen war. Sie könnte diejenige sein, die jetzt tot war. Nicht Cynthia. Erstochen von einer Geistesgestörten.
Nein! Sie hatte sich zur Wehr gesetzt und glaubte nicht, dass sie so gestorben wäre. Sie war eben doch der Typ Frau, der das Gift selbst aus dem Schlangenbiss saugte. Im allerschlimmsten Fall konnte sie den Hai doch aufs Auge hauen. Seltsamerweise fühlte sie sich lebendiger als je zuvor.
Sie schaute aus dem Krankenwagen auf die Polizisten in Uniform und Zivil, auf das meterlange Absperrband, das die Gaffer fernhielt. Quinn sah sie nicht.
Sie hielt nach ihm Ausschau, während sie von einem Detective Gonzales zu einem Zivilfahrzeug begleitet wurde. Als er mit ihr wegfuhr, erhaschte sie endlich einen Blick auf Quinn. Er stand an seinem Wagen und sprach mit Kurt Weber. Er schaute auf, und ihre Blicke trafen sich den Bruchteil einer Sekunde, bevor er sich abwandte. In dieser Sekunde sah sie in seinen Augen eine tiefe Niedergeschlagenheit, und sie sehnte sich danach, bei ihm zu sein.
Die Befragung auf dem Polizeirevier dauerte etwas über zwei Stunden, und als es endlich vorbei war, war Lucy erschöpft und benommen. Sie wollte nur nach Hause. Zu sich nach Hause und mit ihrem Kater kuscheln. Morgen würde sie Familie und Freunde anrufen und sie über alles informieren. Heute Abend wollte sie nur noch ihren Flanellpyjama,
koffeeinfreien Tee und eine Dusche. Wenn sie schon auf Quinn warten musste, dann lieber zu Hause. Deshalb ließ sie sich von dem Detective zu ihrem Haus bringen statt zu Quinns.
Als Detective Gonzales vor ihrem Haus anhielt, sah sie ihn an und stellte ihm die Frage, die sie am meisten beschäftigte. »Wo ist Detective McIntyre?«
»Im Moment spricht er wahrscheinlich mit den Jungs vom Dezernat für Inneres.«
»Danke fürs Bringen«, sagte sie und stieg aus dem Zivilfahrzeug. Sie betrat ihr Haus und verriegelte die Tür hinter sich. Schnuckel kam aus der Küche stolziert und miaute laut, um sie willkommen zu heißen. Sie legte ihre Handtasche auf den Couchtisch und nahm ihren Kater auf den Arm. Dann sank sie aus einem ihr unerfindlichen Grund auf die Knie und brach in Tränen aus.
»Ich hatte solche Angst, Schnuck«, schluchzte sie. Sie wusste nicht, wie lange sie dort auf dem Boden kniete und ihren schnurrenden Kater an sich drückte. Doch als die Tränen zu einem leichten Schluckauf abgeflaut waren, füllte sie Schnuckels Napf mit Futter und ging duschen. Sie trat unter den warmen Wasserstrahl und schloss die Augen. Ihr Körper war steif und schmerzte, und sie wusste nicht, ob es von ihrem Kampf mit Cynthia kam oder vom vielen Schlottern.
Nach der Dusche zog sie sich ihren Flanellpyjama mit den pinkfarbenen Hunden an. Sie kochte sich eine Hühnersuppe mit Nudeln und wartete auf Quinn. Um zehn schaute sie Nachrichten. Der Filmbericht zeigte Cynthias Haus und die Polizeibeamten, die den Tatort sicherten. Lucy entdeckte Quinn, der mit dem Hintern am Kofferraum seines Wagens
lehnte und so ernst aussah wie in ihrer Erinnerung, als sie vom Tatort weggebracht worden war.
Bis die Angehörigen benachrichtigt waren, wurde Cynthias Name nicht bekannt gegeben, doch in den Nachrichten hieß es, dass die Polizei sie für die Person hielt, die für den Tod von vier Männern aus Boise verantwortlich war. Lucy wurde als »Ortsansässige« bezeichnet, doch Quinn wurde mit vollem Namen als der Officer genannt, der die Verdächtige erschossen
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