Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
durchnässte die breiten Schultern seiner Bomberjacke aus schwarzem Leder. Der Reißverschluss war offen, und Lucys Blick glitt an einem breiten weißen T-Shirt-Streifen herab zum Hosenbund einer verblichenen Levi’s. Während er dort stand und den Blick von Tisch zu Tisch schweifen ließ, schob er die Finger in die Vordertaschen seiner abgetragenen Jeans, sodass seine Daumen auf den zugeknöpften Hosenschlitz zeigten.
Mr. Hardluvnman war endlich da.
Wie auf dem Foto auf der Website konnte Lucy sein Gesicht nicht deutlich erkennen, doch als er den Blick auf sie richtete, wusste sie, dass er es war. Sie war wie elektrisiert. Langsam ließ sie ihre Tasse sinken, während er die Hände aus den Taschen nahm und auf sie zuschlenderte. Er lief lässig aus den Hüften heraus, groß und schlank, Entschlossenheit in jedem Schritt. Er bahnte sich den Weg durch Stühle und Cafébesucher, wandte den Blick jedoch nicht von ihr, bis er vor ihrem Tischchen stand.
Der Schatten seiner Schirmmütze lag genau über dem tiefen Bogen seiner Oberlippe. Er hob die Hand und schob mit
einem Finger langsam den Schirm hoch. Nach und nach glitt der Schatten über seinen Nasensattel und die dichten schwarzen Augenbrauen. Seine Augen, die auf sie herabblickten, hatten die Farbe einer heißen kolumbianischen Kaffeemischung.
Lucy war Schriftstellerin. Sie arbeitete mit Worten. Sie füllte jedes ihrer Bücher mit hunderttausenden davon. Doch ihr schossen nur drei durch den Kopf: Ach, du Scheiße! Nicht gerade beredt, aber auf den Punkt genau.
»Sind Sie Lucy?«
»Ja.«
»Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte er. Seine Stimme war tief, testosteronrau. »Meine Hündin ist über den Mülleimer hergefallen, als ich gerade loswollte, deshalb musste ich erstmal ihren Dreck wegmachen.«
Was Lucys Meinung nach die Wahrheit sein konnte, es aber, wie sie sich ins Gedächtnis rief, wahrscheinlich nicht war. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Nach heute Abend würde sie diesen Prachtkerl von Hardluvnman sowieso nie wiedersehen. Was eigentlich sehr schade war, da er der attraktivste Mann war, den sie je außerhalb eines Männermagazins gesehen hatte.
»Ich bin Quinn.« Er streckte ihr die Hand hin, und seine Jacke öffnete sich und gab den Blick auf stahlharte Brust-und Bauchmuskeln frei, die fest in seinem engen T-Shirt verpackt waren. Die Art von Brust- und Bauchmuskeln, die die Frage nur noch untermauerten: Warum musste ein Mann wie er online gehen, um eine Frau zu finden? Sie brauchte nicht lange für die Antwort. Unter diesem harten Körper stimmte etwas nicht mit ihm. Es musste einfach so sein.
Lucy nahm seine Hand, und seine warme Handfläche presste sich gegen ihre. Schwielig. Kräftig. Eine Hand, die tatsächlich einem Klempner gehören könnte. Sie entzog ihm die Hand wieder und schlang sie um ihre Tasse. »Wollen Sie sich keinen Kaffee holen?«
»Ich bin wunschlos glücklich.« Als er sich setzte, glitt sein dunkler Blick prüfend über ihr Gesicht, ihr Haar und ihre Wangen, dann zu ihrem Mund. Seine Stimme wurde etwas tiefer, als er fragte: »Und Sie?«
Ob sie wunschlos glücklich war? Sie blinzelte verwirrt und fragte: »In welcher Beziehung?«
Er lachte leise. »Möchten Sie noch einen Kaffee?«
»Ach so. Nein. Danke.« Sie legte ihre Hände flach auf den Tisch und ließ sie in ihren Schoß gleiten. »Ich hab schon zu viel Koffein intus.« Ganz offensichtlich. Normalerweise ließ sie sich von gut aussehenden Männern nicht so leicht aus der Fassung bringen. Normalerweise. »Das ist der Nachteil dieser späten Kaffeeverabredungen.«
»Wie viele solcher Rendezvous haben Sie schon hinter sich?«
Rendezvous? »Genug.« Sie legte den Kopf schief und konzentrierte sich darauf, irgendeinen Makel an ihm zu entdecken. Bloß weil sie ein bisschen durcheinander war, hieß das nicht, dass sie vergessen hatte, worum es bei diesem Treffen ging. »Und Sie?«
»Nicht viele. Ich bin lange nicht mehr mit Frauen ausgegangen, und diese ganze Internet-Chatroom-Dating-Sache ist neu für mich.«
Das war es also. Er tummelte sich in Chatrooms. Sie hatte Recht gehabt. Es war wirklich etwas faul an ihm. Etwas,
das sich hinter diesen dunklen Augen, den langen schwarzen Wimpern und der sanften, maskulinen Stimme verbarg. »Ich hab in Ihrem Profil gelesen, dass Ihre Frau gestorben ist. Mein Beileid.«
»Danke schön.« Er setzte die Kappe ab und fuhr sich mit den Fingern durch die dichten schwarzen Haarsträhnen. Die Spitzen ringelten sich um seine
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