Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
nur Eichen mit Moosfäden dran. Wohnen tut da noch keiner, aber es ist dafür da, dass die Weißen hinkönnen, wenn sie mal wieder wo Neues hinziehen wollen. Dahinter kommt man raus aufs Land, wo Miss Skeeter auf der Longleaf-Baumwollplantage wohnt. Sie weiß es nicht, aber ich hab da mal Baumwolle gepflückt, 1931, in der Großen Depression, wie wir nichts zu essen hatten außer Regierungskäse.
Jackson hat also ein Weißenviertel am andern, und an der
Straße schießen immer noch neue aus dem Boden. Aber der Farbigenteil, wo wir wohnen, ist ein einziger riesiger Ameisenhaufen, eingequetscht zwischen dem ganzen Staatsland, das nicht zu verkaufen ist. Wenn wir immer mehr werden, können wir nirgends hin. Unser Teil wird einfach nur immer voller.
An dem Nachmittag steig ich in den Bus von Belhaven zur Farish Street. Heut sind da nur Dienstmädchen in ihren weißen Uniformen, auf dem Weg heim. Wir lächeln uns alle an und schwatzen, wie wenn uns der Bus gehört, nicht weil’s uns was ausmachen würd, wenn Weiße mitfahren, dank Miss Parks sitzen wir ja jetzt, wo wir wollen. Es ist einfach nur so eine freundliche Stimmung.
Ich seh Minny ganz hinten in der Mitte. Minny ist klein und kräftig, mit glänzenden schwarzen Locken. Sie sitzt breitbeinig da, die Arme verschränkt. Sie ist siebzehn Jahre jünger wie ich. Minny könnt wahrscheinlich den ganzen Bus hochstemmen, wenn ihr danach wär. Eine alte Frau wie ich kann von Glück sagen, dass ich sie zur Freundin hab.
Ich setz mich auf den Sitz vor ihr, dreh mich um und hör zu. Minny hören alle gern zu.
»… also sag ich, Miss Walters, sag ich, die Welt will Ihren nackten weißen Hintern auch nicht lieber sehen wie meinen schwarzen. Sie gehen jetzt da rein und ziehen sich Unterhosen und Kleider an.«
»Auf der Eingangsveranda? Nackt?«, fragt Kiki Brown.
»Wenn ich’s doch sag, und der Hintern schlackert ihr bis in die Kniekehlen.«
Alles lacht und schüttelt den Kopf.
»Herr im Himmel, die spinnt wirklich, die Frau«, sagt Kiki. »Weiß nicht, wie du immer an die Verrückten gerätst, Minny.«
»Ach, und deine Miss Patterson? Spinnt die vielleicht nicht?«, sagt Minny zu Kiki. »Geh mir weg, die ist doch die Oberverrückte. « Jetzt lacht der ganze Bus, weil Minny nicht will, dass
jemand anders wie sie schlecht über ihre weiße Lady redet. Es ist ihr Job, also steht’s auch nur ihr zu.
Der Bus fährt über die Brücke und hält an der ersten Haltestelle im Farbigenteil. So ungefähr ein Dutzend Dienstmädchen steigen aus. Ich setz mich jetzt auf den freien Platz neben Minny. Sie lächelt und stößt mir zur Begrüßung den Ellbogen in die Rippen. Dann lehnt sie sich in ihrem Sitz zurück, weil sie für mich keine Show zu machen braucht.
»Wie geht’s? Hast du heut Morgen Plisseefalten bügeln müssen?«
Ich lach und nick. »Anderthalb Stunden hab ich gebraucht.«
»Was hast du Miss Walters heut beim Bridgekränzchen zu essen gegeben? Den ganzen Vormittag hab ich mich abgemüht, der Alten eine Karamelltorte zu machen, und dann wollt sie keinen Krümel essen.«
Das erinnert mich dran, was Miss Hilly heut am Bridgetisch gesagt hat. Wenn’s irgendeine andere weiße Lady wär, würd ja kein Hahn danach krähen, aber bei Miss Hilly – wenn die dich auf dem Kieker hat, willst du’s schon lieber wissen. Ich hab bloß keine Ahnung, wie ich’s sagen soll.
Ich guck aus dem Fenster, aufs Farbigenkrankenhaus und den Obststand. »Ich glaub, ich hab Miss Hilly so was sagen hören, dass ihre Mama immer magerer wird.« Ich drück’s so vorsichtig aus, wie ich kann. »Sie meint, sie wär vielleicht unterernährt.«
Minny schaut mich an. »Ach, meint sie?« Schon bei dem bloßen Namen werden ihre Augen Schlitze. »Was hat Miss Hilly noch gesagt?«
Ich spuck’s wohl besser einfach aus. »Ich glaub, sie hat dich auf dem Kieker, Minny. Ich mein … pass einfach auf, wenn sie in der Näh ist.«
»Miss Hilly soll lieber aufpassen, wenn ich in der Näh bin. Was hat sie gesagt? Dass ich nicht kochen kann? Hat sie gesagt, das alte Klappergestell isst nichts, weil ich ihr nichts
Ordentliches zu essen mach?« Minny steht auf und fährt mit dem Arm durch die Henkel von ihrer Handtasche.
»Tut mir leid, Minny, ich hab’s dir nur erzählt, damit du aufpassen …«
»Das soll die ein Mal zu mir sagen, dann kriegt sie zu Mittag eine Ladung Minny zwischen die Zähne.« Wütend steigt sie die Busstufen runter.
Ich guck ihr durchs Fenster nach, seh, wie sie nach Haus
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