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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Freunde. Also, kann ich ihn mitbringen?“
    Joe hatte sich innerhalb des letzten Jahres verändert. Er war inzwischen Chefzimmermann für eine Wohltätigkeitsorganisation auf Cape Cod und gab einen Kurs für Holzbearbeitung im Rahmen der Erwachsenenbildung. Hin und wieder begegneten wir uns im Seniorenheim, weil Tripod dort als Therapiehund zum Einsatz kam. Wenn ich Joe im Barnacle traf, schien Katie ihn jedes Mal auf beinah liebevolle Art aufzuziehen. Eines Tages reparierte Joe etwas an ihrem Haus, als ich sie besuchte, und dabei zeigte er Corey geduldig, wie man eine Holzstrebe in der Wohnzimmerwand fand. Wer weiß, vielleicht würde Katie eines Tages wieder einen Mann in ihr Leben lassen, denn Joe schien nur darauf zu warten. Es war offensichtlich, dass er sich in Katie verliebt hatte, und die beiden würden wunderschöne Kinder bekommen.
    Noch einmal ließ ich meinen Blick über die Gäste schweifen und wurde mir der Schönheit dieses Abends bewusst, den ich nie vergessen wollte. Mit Tränen der Rührung in den Augen wandte ich mich an Curtis. „Das Peacock sieht wundervoll aus.“
    „Danke. Apropos wundervoll – wir hoffen mal, dass dein Mascara wasserfest ist. Schließlich wollen wir nicht, dass du ausgerechnet bei deiner Hochzeit Waschbäraugen hast.“
    „Wie sieht Sam aus?“, wollte ich wissen und richtete mich auf, um an meine Frisierkommode zurückzukehren. Ein letzter Blick in den Spiegel bestätigte mir, dass der Mascara hielt.
    „Elend und panisch. Was glaubst du denn? Wahrscheinlich schaut er alle fünf Sekunden auf die Uhr. Bist du so weit, Schätzchen? Der Fotograf ist da.“ Curtis drehte mich und begutachtete mich von oben bis unten.
    „Oh Millie“, meinte er seufzend, und nun füllten sich seine Augen mit Tränen. „Du siehst …“
    „Fang nicht an“, warnte ich ihn und musste heftig schlucken.
    „Ich hole Katie und deinen Dad“, verkündete Curtis und betupfte seine Augen mit einem mit Monogramm bestickten Taschentuch. Er verschwand, und kurz darauf kam Katie herein.
    „Ich bin fast so weit“, erklärte ich.
    „Na fein. Hör mal, es ist jemand hier, der dich sehen will.“ Ihre Miene verriet Besorgnis, statt jene beruhigende Wirkung zu haben, die man von seiner Brautjungfer erwartet. Sie strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Schrei, falls du mich brauchst.“ Sie umarmte mich kurz und rauschte mit leise raschelndem Kleid hinaus. Bevor ich groß darüber nachdenken konnte, wer mein Besucher sein mochte, hörte ich ein leises Klopfen, und die Tür wurde erneut geöffnet.
    Trish.
    Ich hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie von mir verlangt hatte, mit Sam Schluss zu machen. Einen Monat nach ihrer Ankunft in Frankreich hatte sie sich in einer berühmten Kochschule eingeschrieben. Weihnachten hatten meine Eltern und Danny sie in Paris besucht. Sam hatte mit Trish Danny zweimal auf dem College besucht, doch auf Cape Cod war meine Schwester seit anderthalb Jahren nicht mehr gewesen. Ich hatte ein paar Mal mit ihr telefoniert, wobei wir sehr behutsam und höflich miteinander gesprochen hatten. Selbstverständlich hatte sie eine Einladung zur Hochzeit erhalten, schließlich war sie meine Schwester, nur hatte sie mir keine klare Zusage gegeben.
    Wie immer sah sie umwerfend aus. Ihr Haar war ziemlich kurz, was sehr französisch wirkte, und sie trug ein dunkelblaues Kleid, das sehr an Coco Chanel und Juliette Binoche erinnerte. Sie sah aus wie fünfundzwanzig und nicht, als ginge sie auf die Vierzig zu.
    „Hallo“, begrüßte ich sie und fragte mich, was der Grund ihres Besuchs war. Ich umarmte sie kurz, was sie genauso unsicher wie ich erwiderte.
    „Hallo. Verzeih mir, dass ich nicht eher Bescheid gesagt habe …“ Sie beendete den Satz nicht. „Hast du eine Minute Zeit?“
    „Tja, ehrlich gesagt, wollten wir gerade … klar, eine Minute habe ich.“ Im Stillen flehte ich, dass sie nicht vorhatte, meine Hochzeit zu ruinieren.
    „Ich mache es kurz.“ Sie setzte sich auf die Bettkante und schlug die Beine übereinander. Wie jedes Mal fühlte ich mich in ihrer Gegenwart wie eine hässliche Vogelscheuche, selbst an meinem Hochzeitstag. Ich schüttelte mein Kleid auf, damit es nicht knitterte, und sah meine Schwester erwartungsvoll an.
    „Wie gesagt, es tut mir leid, dass ich meinen Besuch nicht angekündigt habe“, begann sie. „Es war eine sehr spontane Entscheidung, und ehrlich gesagt, habe ich mich zur Hintertür hereingeschlichen. Es weiß also niemand außer Katie, dass ich

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