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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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zusammenschlug. Dann schwamm sie zurück an die Oberfläche und schnappte nach Luft. Ihre Augen und ihre Kehle brannten vom Salz. Sie konnte nur einmal die Lungen mit Sauerstoff füllen, dann pfiff die nächste Kugel durch die Luft und trieb sie erneut unter Wasser.
    In ihrer Verzweiflung tauchte sie hastig unter den Pier. Dort klammerte sie sich im Schutz der Holzplanken an einen der Stützpfeiler. Der Wind peitschte kleine Wellen in ihr Gesicht. Ihre Hände waren bereits gefühllos vor Kälte und Angst, aber zumindest ihr Kopf war jetzt wieder klar. Sie sah zum Ufer hinüber, sah, daß der einzige Weg an Land über eine Barrikade von kahlen Wellenbrechern führte, auf denen sie Shradicks Waffe schutzlos ausgeliefert gewesen wäre. Die Flucht auf dieser Seite war mit anderen Worten reiner Selbstmord.
    M. J. spähte durch die Ritzen zwischen den Planken. Sie entdeckte Shradick am anderen Ende des Piers, wo er suchend ins Wasser starrte. Sie wußte, daß sie den Schutz des Piers nicht verlassen konnte. Und er wußte, daß das Wasser eiskalt war. Fünfzehn Minuten, eine halbe Stunde … irgendwann würde sie an Unterkühlung sterben. Für Shradick ein leichtes Geduldspiel. Aber für sie ein Spiel, das sie nur verlieren konnte.
    Taubheit breitete sich allmählich in ihrem Körper aus. Ewig konnte sie nicht in dieser eisigen Brühe ausharren. Soviel war klar. Aber ebensowenig konnte sie es riskieren, über die nackten Felsen der Wellenbrecher zu klettern. Sie hatte keine andere Wahl … Ihr blieb nur das Überraschungsmoment.
    Eifrig wassertretend gelang es ihr, sich ihrer Jacke zu entledigen und diese an den Ärmeln zusammenzubinden, bevor die gefangene Luft entweichen konnte. Dann warf sie die Jacke weit von sich in Richtung Pierende, wo Shradick jetzt auf den Planken kauerte. Dann tauchte sie unter und begann mit kräftigen, verzweifelten Zügen in die entgegengesetzte Richtung, also auf die offene Wasserfläche hinauszuschwimmen.
    Das Krachen von Schüssen sagte ihr, daß ihr Trick funktioniert hatte. Shradick war so sehr damit beschäftigt, auf ihre Jacke zu zielen, daß er nicht bemerkte, daß sie bereits ihr schützendes Versteck unter dem Pier verlassen hatte und schnell davonschwamm. Sie tauchte auf, um kurz Luft zu holen, tauchte wieder ab und entfernte sich unter Wasser parallel zur Uferbefestigung immer weiter vom Pier. Dann kam sie erneut an die Oberfläche und tauchte sofort wieder unter. Shradick schoß noch immer. Früher oder später allerdings mußte er merken, daß er auf eine leere Jacke zielte. Und dann würde er sich umdrehen, um die offene Wasserfläche nach ihr abzusuchen. Ihr blieben nur wenige Sekunden, um eine möglichst große Entfernung zwischen sich und den Pier zu bringen.
    Als sie zum fünften Mal auftauchte, erkannte sie, daß sie ungefähr auf der Höhe des nächsten Piers angelangt war, an dem der Fischtrawler festgemacht hatte. Sie drehte in Richtung Ufer ab und begann mit kräftigen Zügen auf den Kutter zuzuschwimmen.
    Es waren keine Schüsse mehr zu hören. Sie schoß aus dem Wasser, um Luft zu holen, und blickte in Shradicks Richtung. Shradick ging jetzt auf dem Pier auf und ab. Sein Blick schweifte in immer weiteren Kreisen über die Wasseroberfläche. Sie tauchte unter und paddelte wie ein Hund vorwärts. Als sie das nächste Mal hochkam, war das Heck des Trawlers nur noch sechs Meter von ihr entfernt. Über die Bordwand hing eine rostige Strickleiter … Sie hatte tatsächlich die Chance, an Bord zu kommen. Jetzt, da sich ihr plötzlich ein erfolgversprechender Fluchtweg eröffnete, begann sie mit letzter Kraft und dem Mut der Verzweiflung auf den Kutter zuzuschwimmen. Sie kam näher und näher. Schließlich hechtete sie aus dem Wasser. Ihre Finger schlossen sich um den ersten Metalltritt der Leiter.
    Ein Schuß peitschte durch die Luft und prallte vom Rumpf des Fischkutters ab. Er hatte sie entdeckt!
    Tonnenschwer hing sie mit ihren nassen Sachen kraftlos an der Leiter. Selbst die nächste Sprosse schien ihr plötzlich unerreichbar. Shradick sprintete bereits den Pier entlang, an dem der Schuppen lag – in Richtung Kai. Noch wenige Sekunden, und er hätte den nächsten Pier erreicht und würde ihr den Fluchtweg abschneiden. Sie griff nach der nächsten Sprosse und der übernächsten. Wasser floß in Strömen aus ihren Kleidern. Der Wind rüttelte an der Leiter. Sie prellte sich schmerzhaft sämtliche Finger am Schiffsrumpf. Dann erreichte sie die Reling, zog sich hoch und

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