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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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»Scheiß auf sie.«
    Lange herrschte Schweigen, und in Gurney machte sich allmählich die Erkenntnis breit, dass der Fall des Guten Hirten für ihn praktisch erledigt war. Das Verbrechen geklärt. Die Gefahr vorüber.
    Ganz anders stellte es sich für viele Ermittler und forensische Psychologen dar. Für sie war der Fall noch lange nicht vom Tisch. Bald würde eine Orgie hektischer Schuldzuweisungen losbrechen, bei der alle Beteiligten darauf beharrten, von den Fehlern anderer in die Irre geführt worden zu sein. Gurney selbst konnte vielleicht, sobald sich der Staub etwas gelegt hatte, mit einer kleinen Anerkennung für seinen Beitrag zur Aufklärung rechnen. Aber Anerkennung war ein zweifelhafter Segen, der oft einen zu hohen Preis forderte.
    »Ach, übrigens«, sagte Hardwick. »Paul Mellani hat sich erschossen.«
    Gurney blinzelte. »Was?«
    »Mit seiner Desert Eagle. Anscheinend schon vor mehreren Tagen. Die Ladeninhaberin von nebenan hat üblen Geruch aus der Belüftungsanlage gemeldet.«
    »Kein Zweifel, dass es Selbstmord war?«
    »Nein.«
    Madeleine wirkte betroffen. »Ist das der arme Mann, mit dem du letzte Woche gesprochen hast?«
    »Ja.« Er wandte sich wieder an Hardwick. »Hast du rausgefunden, wie lange er die Waffe schon besaß?«
    »Seit knapp einem Jahr.«
    »Meine Güte«, entfuhr es Gurney erneut. »Warum hat er ausgerechnet eine Desert Eagle benutzt?«
    Hardwick zuckte die Achseln. »Sein Vater wurde mit einer Desert Eagle getötet. Vielleicht wollte er auf die gleiche Weise sterben.«
    »Aber er hat seinen Vater gehasst.«
    »Das war eben die Sünde, für die er büßen musste.«
    Gurney starrte Hardwick an. Manchmal ließ der Mann die unglaublichsten Sprüche vom Stapel.
    Er wechselte das Thema. »Apropos Vater, irgendwelche Spuren von Emilio Corazon?«
    »Mehr als das.«
    »Was meinst du?«
    »Sobald du ein bisschen Zeit hast, solltest du dir vielleicht überlegen, wie du das angehst.«
    »Was soll ich angehen?«
    »Emilio Corazon ist alkohol- und heroinsüchtig. Befindet sich im Endstadium und lebt in einem Heilsarmeeheim in Ventura, Kalifornien. Er bettelt auf den Straßen, um Geld für Schnaps und Heroin zu beschaffen. Hat mindestens schon fünfmal seinen Namen gewechselt. Will nicht aufgespürt werden. Um am Leben zu bleiben, bräuchte er eine Lebertransplantation, hat jedoch so gut wie keine Chance, auf die Liste gesetzt zu werden. Inzwischen führt der hohe Ammoniakspiegel im Blut bereits zu Demenzschüben. Die Leute vom Heim meinen, dass er in den nächsten drei Monaten stirbt. Vielleicht schon früher.«
    Gurney hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen.
    Er konnte nicht, denn sein Kopf war leer.
    Er fühlte sich leer.
    Geschunden, traurig und leer.
    »Mr. Gurney?«
    Er blickte auf.
    In der Tür stand Lieutenant Bullard. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich wollte … mich nur bedanken und mich erkundigen, wie es Ihnen geht.«
    »Kommen Sie rein.«
    »Nein, nein. Ich …« Ihr Blick fiel auf Madeleine. »Sind Sie Mrs. Gurney?«
    »Ja. Und Sie sind …?«
    »Georgia Bullard. Ihr Mann ist ein außergewöhnlicher Mensch. Aber das wissen Sie natürlich.« Sie sah wieder Gurney an. »Ich würde Sie und Ihre Frau gern zum Mittagessen einladen, sobald sich der ganze Trubel ein bisschen beruhigt hat. Ich kenne da ein nettes italienisches Restaurant in Sasparilla.«
    Gurney lachte. »Da freu ich mich schon.«
    Lächelnd und mit einem Winken zog sie sich zurück
und war so plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht war.
    Gurneys Gedanken kehrten zurück zu Emilio Corazons Schicksal und zu den Folgen, die die Nachricht für seine Tochter haben würde. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück in sein Kissen.
    Als er sie wieder aufschlug, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Hardwick war nicht mehr da. Madeleine hatte ihren Stuhl an sein Bett gerückt und schaute ihn an. Die Szene erinnerte ihn an das Ende des Falls Perry, der ihn fast das Leben gekostet hätte und ihm schwere Verletzungen eingetragen hatte, an deren Folgen er noch immer laborierte. Als er damals aus dem Koma erwachte, sah er Madeleine an seinem Bett sitzen. Wie jetzt.
    Ihre Blicke trafen sich, und einen Moment war er versucht, einen Scherz zu machen wie Wir sollten uns mal woanders treffen . Nur fühlte es sich irgendwie falsch an, so einen Witz zu äußern.
    Auf Madeleines Gesicht erschien ein schelmisches Lächeln. »Wolltest du was sagen?«
    Er schüttelte den Kopf. Wiegte ihn eigentlich nur ganz leise

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