Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
selber hätte ja nicht anders gedacht, wenn ihr jemand so etwas erzählt hätte. Deshalb hielt sie es für besser, die Sache für sich zu behalten.
Aber es fiel ihr bitter schwer.
Am Nachmittag fuhr sie nach München zur Reitstunde. Gaby Schuster erwartete sie schon, und die beiden Freundinnen begrüßten sich überschwenglich. Wie gerne hätte Monika sich ihr Geheimnis von der Seele geredet! Aber gerade Gaby gegenüber ging es am wenigsten, Gaby war zwar der einzige Mensch, der ihr geglaubt hätte, aber sie war ein Angsthase und hätte sich womöglich aus Angst vor dem Gespenst geweigert, sie in Heidholzen zu besuchen.
Also erzählte Monika nur, wie schön es auf dem Land war und wie sehr sie sich schon darauf freute, mit dem Vater zusammen den Stall umzubauen und Bodo zur Erholung zu holen.
„Wie geht es Bodo?“ war ihre erste Frage an Herrn Schmücker.
„Nicht gut. Es wird Zeit, daß er hier herauskommt!“ entgegnete der Reitlehrer. „Wann kann ich ihn zu dir bringen?“
„Spätestens Anfang Juni“, versprach Monika und fragte sich aber, ob sie selber bis dahin überhaupt noch in Heidholzen sein würde.
Sie tätschelte Bodos Hals und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich tu für dich, was ich kann, das verspreche ich dir! Ach, es wäre ja zu schön, auf der Weide zu grasen, und dein böser Husten würde bestimmt ganz bald vergehen!“
Nach der Reitstunde mußte Gaby sich verabschieden. Sie hatte sich mit ihrer Mutter zum Einkaufen in der Stadt verabredet.
Monika war nicht enttäuscht darüber, denn sie hatte selber noch etwas vor. Sie fuhr in die Städtische Bücherei, bei der sie eingeschrieben war, und verlangte ein Buch über Gespenster.
„Aber keine Geschichten für Kinder, bitte, sondern ein richtiges kluges Buch für Erwachsene.“
Die Bibliothekarin sah sie zweifelnd an. „Wirst du denn damit zurechtkommen?“
„Ich werd’s versuchen.“
„Ja, das glaube ich dir schon, nur ob was Vernünftiges dabei herauskommen wird. Wozu brauchst du denn ein Buch über Gespenster?“
„Weil ich etwas wissen muß.“
Die Bibliothekarin sah sich um und stellte fest, daß im Augenblick nicht viel zu tun war. „Vielleicht fragst du mich“, schlug sie vor.
„Was wissen Sie denn über Gespenster?“
„Ich habe die klugen Bücher, die du haben willst, gelesen.“
„Das ist gut. Eigentlich habe ich nämlich nur eine Frage: Tun Gespenster den Menschen etwas?“
„Sie erschrecken sie.“
„Das weiß ich. Aber können sie ihnen wirklich etwas tun? Sie irgendwo runterstürzen? Ihnen den Hals umdrehen oder so
etwas?“
„Nein, das können sie nicht.“
Monika errötete vor Freude. „Sind Sie sicher?“
„Ganz sicher. Gespenster dürfen noch nicht einmal... können oder dürfen, das weiß niemand so ganz genau... Dinge kaputtmachen. Wenn ein Gespenst etwas durch die Luft wirft, landet es immer ohne Schaden. Das weiß ich natürlich alles nur aus den Büchern. Persönlich möchte ich stark bezweifeln, daß es je ein Gespenst gegeben hat.“
„Dann“, sagte Monika schmunzelnd, „sollten Sie uns mal besuchen!“ Sie bedankte sich bei der verdutzten Bibliothekarin und ging.
Ganz vergnügt fuhr sie nach Hause. Von dem Gerümpel, das sie vom Speicher geholt hatten, war nichts mehr zu sehen. Es war schon abgeholt worden.
„Hunger!“ rief Monika und stürmte in die Küche.
„Sobald Vati da ist, kann gegessen werden. Aber vielleicht nimmst du dir einen Apfel oder einen Joghurt.“
„Danke!“ Monika holte sich einen Becher Joghurt aus dem Eisschrank, süßte ihn mit Zucker und begann zu löffeln. „Du, sag mal, Mutti, das war wohl viel Arbeit, die alten Möbel von der Wiese zu klauben!“
„Kann man wohl sagen.“ Frau Schmidt öffnete einen Topf und stach mit der Gabel in eine der Kartoffeln. „Aber dafür sind wir sie auch los.“
„Waren sie eigentlich kaputt? Kaputter als vorher?“
„Nein, gar nicht, stell dir vor. Das reinste Wunder. Dabei sind manche Sachen meterweit in die Gegend geschleudert worden. Aber wie kommst du jetzt darauf?“
„Weil Gespenster nichts kaputtmachen. Sie dürfen auch Menschen nur erschrecken und nicht verletzen!“
„Gespenster!“ Die Mutter lachte, aber es klang nicht sehr natürlich. „Laß das bloß nicht Vati hören!“
„Ich weiß, er will nichts davon wissen.“ Monika nahm sich noch ein bißchen Zucker. „Aber wenn es ein Gespenst wäre, brauchten wir jedenfalls keine Angst zu haben. Gespenster sind ganz ungefährlich.“
„Woher
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