Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
willst du das wissen?“
„Ich habe gefragt.“ Monika erzählte von ihrem Besuch in der Bücherei.
„Hat die Bibliothekarin denn wirklich an Gespenster geglaubt?“
„Hat sie nicht.“
„Na, siehst du. Es gibt gar keine Gespenster. Das sind alles nur Geschichten.“
Monika hätte gern gefragt, wie die Mutter sich die seltsamen Vorgänge in diesem Haus denn sonst erkläre. Aber sie fand, daß sie sich schon sehr weit vorgewagt hatte und ließ das Thema lieber fallen.
Alle außer ihr waren davon überzeugt, mit den alten Möbeln auch den Lärm aus dem Haus gebannt zu haben. Es wurde ein fröhlicher Abend, fast als wäre am nächsten Morgen Feiertag.
„Es ist viel besser“, schlug Monika vor, als sie als erste gute Nacht sagte, „wenn du mich wieder einschließt, Vati!“
„Warum?“
„Ich möchte nicht wieder in falschen Verdacht geraten.“
„Aber heute nacht passiert doch nichts!“
„Schließ Moni ein, damit nichts passiert!“ rief Liane dazwischen.
„Danke für Obst und Gemüse!“ parierte Monika und wandte sich wieder dem Vater zu. „Da siehst du, wie die von mir denkt. Bitte, bitte, schließ mich ein! Nur für den Fall der Fälle!“
„Wenn du darauf bestehst...“
„Ja, bitte, Vati! Mach es nachher, wenn du zu Bett gehst.“ Sie gab ihm einen Kuß und lief hinaus.
Monika war überzeugt, daß auch in dieser Nacht etwas geschehen würde, aber sie hatte keine Angst mehr, sondern war nur noch neugierig, was das Gespenst sich diesmal ausdenken würde. Auf dem Dachboden gab es nicht mehr viel, womit es Krach machen konnte, und die alten Möbel standen auch nicht mehr vor dem Haus.
Sie war noch nicht ganz eingeschlafen, als die Eltern zu ihr hereinschauten, sie hörte sie flüstern. Mit Befriedigung merkte sie, wie der Vater die Tür von außen abschloß. Dann schlief sie ein.
Diesmal war sie gar nicht mehr erschreckt, als sie mitten in der Nacht erwachte. Aha, dachte sie nur und lauschte in die Dunkelheit. Sie hörte ein schauriges Schlurfen treppauf, treppab, dazu ein Stöhnen und Klagen, daß es einem das Herz erweichen konnte. Aber so schrecklich es auch klang, Monika mußte kichern. Das Gespenst war wahrhaftig um Einfälle nicht verlegen.
Die anderen liefen auf dem Flur zusammen und redeten miteinander. Aber da Monika sich nicht meldete, dachten sie, sie wäre nicht wachgeworden und entschieden sich, sie schlafen zu lassen. Monika war es recht so.
Solange die Schmidts diskutierten, blieb es still im Haus. Kaum daß sie sich wieder auf ihre Zimmer zurückgezogen hatten, ging das Schlurfen und Stöhnen wieder los. Sie stürzten noch einmal heraus, und wieder hüllte sich das Gespenst in Schweigen. Später ging es dann wieder mit den unheimlichen Geräuschen los, aber anscheinend hatten inzwischen auch die anderen sich entschlossen, den Lärm zu ignorieren oder sie waren inzwischen wirklich eingeschlafen.
Am nächsten Morgen erschien der Vater wieder einmal am Frühstückstisch, ein Zeichen dafür, daß er seiner Familie etwas mitzuteilen hatte. Seine Frau hatte das erwartet und vorsorglich einen guten Kaffee gekocht.
„Wir sind uns“, begann er und klopfte an die Tasse, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, „hoffentlich alle noch darin einig, daß es in diesem Haus keinen Spuk gibt...“
„...weil es keinen Spuk geben kann“, stimmten Liane und Peter zu, aber es klang nicht mehr so überzeugt, wie noch vor wenigen Tagen.
Herr Schmidt sah Monika an. „Hast du heute nacht nichts gehört?“
„Doch!“ bekannte sie. „Aber ich habe mich nicht gefürchtet.“
„Niemand von uns hat sich gefürchtet“, behauptete Herr Schmidt.
Monika hob den Finger, um noch einmal zu Wort zu kommen. „Ich weiß nämlich, daß es ein Gespenst ist, und Gespenster können Menschen nur erschrecken...“
Die anderen, außer der Mutter, bestürmten sie mit Fragen und Protesten.
Mit erhobener Stimme überschrie Monika sie: „...sie können ihnen nämlich nicht wirklich etwas tun! Ich weiß das ganz genau! Ich habe mich erkundigt!“
„Ein Gespenst“, wiederholte der Vater, „das ist das Hirnverbrannteste, was ich je gehört habe!“
„Aber es paßt“, sagte seine Frau.
„Was!?“ fragte er verblüfft.
„Es paßt als Erklärung für alles, was wir bisher in diesem Haus erlebt haben“, erklärt die Mutter, „und auf alles, was uns der Makler über die Ereignisse der Vergangenheit erzählt hat. Findest du nicht auch?“
„Nein, ganz und gar nicht. Es gibt für all diese
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