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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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den Schrank nach unten zu wuchten.
    Anschließend inspizierten sie den Dachboden gründlich. Herr Schmidt hatte eine extra starke Birne eingeschraubt und in die Schrägen, wohin das Licht nicht dringen konnte, leuchteten sie mit ihren Taschenlampen. Zentimeter für Zentimeter tasteten sie ab. Nichts war zu finden, gar nichts: kein Löchlein, in das sich eine Maus hätte verstecken können.
    „Jetzt bin ich beruhigt“, erklärte der Vater und richtete sich auf.
    „Warum?“ fragte Monika.
    „Weil hier nichts mehr ist, was krachen oder knacken könnte, du Dumme!“ entgegnete Liane.
    Das leuchtete Monika nicht ganz ein, aber sie wußte nicht, wie sie ihre Zweifel in Worte kleiden sollte. Deshalb hielt sie den Mund.
    Die Mutter kam schon mit einem Kübel voll warmem Wasser an und machte sich daran, die alten Bretter aufzuwischen. Die anderen räumten sogar die Koffer und Umzugskisten beiseite, so daß auch dort, wo sie gestanden hatten, gewischt werden konnte. Der große Speicher bekam einen ganz anderen Geruch.
    „Jetzt wird’s bestimmt nicht mehr spuken“, sagte Peter.
    „Spuken?“ wiederholte der Vater. „Wie kommst du mir vor!?“
    „Entschuldige, es war bloß so dahingesagt“, verteidigte sich Peter, „natürlich glaube ich nicht an so etwas.“
    „Das will ich auch hoffen!“
    Sie aßen hungrig zu Abend, weil das Entrümpeln ganz hübsch anstrengend gewesen war, nahmen nacheinander ein Bad und gingen früh zu Bett.
    Monika konnte nicht einschlafen. Sie wußte nicht, wie es den anderen ging, aber sie konnte nicht schlafen, weil sie immer daran denken mußte, daß sie doch wieder mitten in der Nacht geweckt werden würde. Diese Vorstellung machte sie nervös.
    Aber es war nicht nur das. Es beunruhigte sie, daß sie nichts auf dem Dachboden gefunden hatte, das die nächtlichen Vorgänge hätte erklären können. Die anderen waren zufrieden, weil das alte Gerümpel nun fortgeräumt war. Aber unmöglich konnten doch das Bettgestell, die Lampe oder der Schrank von selber so gepoltert und gekracht haben, und noch unmöglicher konnte eines dieser toten Gegenstände das Bild zweimal heruntergeworfen und dann an seinen alten Platz im Erker gehängt haben.
    Irgend jemand mußte hinter all diesen Vorgängen stecken. Vielleicht doch ein Mensch. Der Vater verriegelte zwar nachts immer die Haustür, und vor die unteren Fenster wurden die Läden gelegt. Aber vielleicht gab es einen Geheimgang in dem alten Haus.
    Das würde alles, jedenfalls fast alles erklären. Wenn es einen Menschen gab, der sich aus irgendwelchen Gründen im Haus versteckt hielt, hatte er natürlich ein Interesse daran, nicht entdeckt zu werden. Deshalb schlich er sich nachts auf den Dachboden und machte Krach, um die Leute zu vergraulen. Die Stiegelmanns waren wahrscheinlich so taub gewesen, daß sie es gar nicht gehört hatten. Von ihnen hatte sich jener sonderbare Mensch anscheinend auch nicht gestört gefühlt.
    Ja, so und nicht anders mußte es sein. Wahrscheinlich hatte Ingrid das Licht in jener Winternacht in dem verlassenen Haus wirklich gesehen, aber es war eben doch nicht so rasch hinauf und hinunter gehüpft, wie es ihr vorgekommen war.
    Plötzlich war Monika ganz sicher, daß sie des Rätsels Lösung gefunden hatte. Am liebsten wäre sie sofort zu ihren Eltern gelaufen und hätte es ihnen erzählt. Aber es war inzwischen schon elf Uhr vorbei, und wahrscheinlich schliefen sie schon.
    Morgen würden sie alle zusammen nach jener Geheimtür suchen. Mit diesem Gedanken versuchte Monika sich zu beruhigen. Aber es gelang ihr nicht. Die Vorstellung, mit einem wildfremden Menschen, wahrscheinlich sogar einem Verbrecher oder einem Verrückten, unter einem Dach zu leben, war ja auch nicht gerade beruhigend.
    Monika wälzte sich von einer Seite zur anderen und fand keinen Schlaf, obwohl sie sich todmüde fühlte. Endlich erinnerte sie sich, daß sie gelesen hatte, es sei gar nicht wichtig, ob man nachts schliefe oder nicht, die Hauptsache, man ruhte aus. So entspannt wie möglich legte sie sich auf den Rücken und atmete gleichmäßig und versuchte ganz abzuschalten.
    Wahrscheinlich war sie dann aber doch eingeschlafen, denn als sie das Geräusch hörte, war Mitternacht schon vorüber. Das Geräusch war nicht sehr laut gewesen, kein Vergleich mit dem Krachen und Poltern der vergangenen Nächte, und es kam auch nicht aus dem Haus, sondern von draußen.
    Monika lauschte. Da war es wieder: eine pfeifende Luftbewegung und dann, weit entfernt, ein

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