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Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)

Titel: Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil
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Tasse Tee ein und tat einen kräftigen Schuss Weinbrand hinzu, setzte sich in seinen Ohrensessel und wartete.
    Er hatte das Richtige getan. Man durfte der Wissenschaft keine Zügel anlegen, sie musste frei und ungehindert laufen können. Sie musste sich entwickeln, sonst starb sie, wurde unnütz und verstaubte wie ungelesene Bücher in den Regalen der Stadtbibliothek.
    Eine Stunde verging. Felix rührte sich nicht und der Zweifel begann an Absolon zu fressen wie ein Krebsgeschwür. Die Wanduhr tickte unnatürlich laut. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Je länger es dauerte, desto unwahrscheinlicher wurde die Aussicht auf einen Erfolg.
    Der Tee war längst kalt geworden und die Flasche Weinbrand zur Hälfte geleert, als Absolon die Augen zufielen.
     
    Absolon schreckte auf und hob schützend die Hände vors Gesicht, dann besann er sich, wischte den Schlaf aus den Augenwinkeln und sah zu dem Behälter. Lange starrte er den Glasbehälter mit der Nährlösung an. Er hatte keine Hoffnung mehr gehabt, seinen Kater gesund und lebend vorzufinden, nach so langer Zeit, doch was er vorfand war nichts, gar nichts. Felix hatte sich komplett aufgelöst.
    Absolon rieb sich über die Stirn und ging auf und ab, Formeln und Zutaten vor sich hinmurmelnd – auf der Suche nach einem Fehler, nach irgendetwas, das ihm entgangen sein mochte. Aber er konnte keine Lücken entdecken, alles passte zusammen wie exakt aufeinander abgestimmte Zahnräder.
    »Du bist zu ungeduldig.« Magister Pötts hustete. »Das warst du schon immer, Absolon.« Die letzten Worte waren nur noch ein heiseres, schleimbelegtes Röcheln.
    »Ihr seid wach?« Absolon nahm die Lampe von seinem Schreibtisch und ging zu seinem Meister. Seine Hand zitterte, als er den schweren Vorhang zur Seite zog und in die Nische trat. Er drückte ein Taschentuch auf Mund und Nase und unterdrückte ein Würgen.
    Magister Pötts‘ Haut war von grünen Marmorierungen überzogen, Blasen hatten sich an Hals und Armen gebildet und die Zunge hing wie eine fette Made zwischen seinen Lippen hervor. Aber das Schlimmste war der Gestank, der wie ein riesiger Blutegel an dem dürren Körper klebte.
    »Ich kann deine Gedanken hören«, sagte Magister Pötts und lachte röchelnd. Seine Zunge wippte dabei, als führte sie ein Eigenleben. »Es geht zu Ende.«
    »Nein! So etwas dürft Ihr nicht sagen.« Absolon stellte die Lampe auf den kleinen Tisch und ergriff nach kurzem Zögern die Hand des Magisters. Kalt und schwammig lag sie in seiner. Eine Blase in der Handfläche des alten Mannes platzte auf und zähe Flüssigkeit ergoss sich über Absolons Finger. Er unterdrückte den Wunsch, die Hand des Magisters von sich zu werfen wie ein ekliges Reptil, legte sie stattdessen sachte ab und wischte sich die Finger an seiner Kutte sauber.
    Er kontrollierte die Schläuche, die Blut und Sauerstoff durch den Körper pumpten. Die Maschinen arbeiteten einwandfrei und doch verfiel er immer schneller. Der Verwesungsvorgang schritt unaufhaltsam voran.
    »Ja«, sagte er dann. »Es geht zu Ende. Ich kann nichts mehr für Euch tun. Ich habe versagt.«
    »Du musst lernen, geduldiger zu sein. Wissenschaft braucht Zeit, um zu reifen.« Wieder das röchelnde Husten. Gelber Schleim troff aus einem Mundwinkel.
    »Zeit«, sagte Absolon leise, »ist das Einzige, das uns nicht zur Verfügung steht. Es schien alles so klar, so einfach. Alles fügte sich ineinander und doch muss ich etwas Entscheidendes übersehen haben. Die Materia hätte sich mit Felix verbinden, ihn heilen, erstarken, zu etwas Neuem und Besserem formen müssen. Stattdessen hat sie seinen Körper vollständig aufgelöst. Das ist mir unbegreiflich.« Er begann vor dem Bett auf und ab zu gehen, leise vor sich hinmurmelnd. Selbst den Gestank nahm er nicht mehr wahr.
    »Vielleicht war eine Katze nicht das richtige Versuchsobjekt. Tierkörper sind unseren einfach nicht ähnlich genug. Du solltest es an Menschen testen.«
    Absolon blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Menschen?«, fragte er. Er hatte selbst schon mit dem Gedanken gespielt, ihn aber immer wieder beiseitegeschoben. Menschen. Er nickte. »Ihr habt recht, Meister. Schlaft jetzt und spart Eure Kräfte.«
    Er schloss den Vorhang, warf sich den Mantel über und zog die Kapuze tief ins Gesicht. Bevor er aus dem Laboratorium eilte, nahm er den Behälter mit der wirkungslosen Lösung vom Feuer und goss den Inhalt in den Abfluss. Menschen. Es war der einzige Weg. Der richtige Weg.
     
    Die

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