Gwen (German Edition)
reindrückte.
Er kletterte so weit hoch, bis er zu dem Ast kam, der zu A’s Grundstück rüber hing. Vorsichtig kroch er auf dem Ast entlang, kam über die Mauer drüber und bereitete sich auf den Absprung vor.
Der kam früher als geplant, denn der Scheiß-Ast brach ab. Dirk versuchte noch eine judom äßige Abrollbewegung. Die gelang zwar nicht besonders, nahm dem Aufprall aber einen Teil der Wucht. Dirk unterdrückte ein Stöhnen und blieb erst mal auf dem Rücken liegen. Und wartete.
Nichts passierte. Kein Alarm, nichts.
Als Dirk sich hochrappelte, merkte er, dass er sich nicht verletzt hatte. Mit ein paar schnellen Schritten war er beim Haus. Der Schweiß lief ihm über den Rücken. Die ganze Zeit über wartete er fast darauf, dass irgendeine Sirene losheulte. Aber nichts passierte.
Die Verandatür am Swimmingpool stand offen. Und Dirks Nackenhaare stellten sich auf. Eine Festung, in der kein einziges Licht brannte, und eine offene Tür. Das passte nicht zusammen. Das war zu einfach. Irgendwas in Dirk drängte zum Abhauen. Und was anderes in ihm freute sich über diese einmalige Chance, A’s Hütte zu durchsuchen.
Er hätte abhauen sollen.
Die zehn, nein, mindestens zwölf Männer, die aus der Terrassentür raushechteten, hatten alle Maschinenpistolen im Anschlag. Dirk checkte sofort, dass er nicht die Spur einer Chance hatte, und dass er seine vergleichsweise mickrige Knarre gar nicht erst zu ziehen brauchte. Also zwang er sich zur Ruhe. Wenn er Glück hatte, würden sie ihn bloß ordentlich vermöbeln, wie damals, als Gwennie und die Biker ihn rausgehauen hatten.
Einer der Typen zog Dirks Waffe aus seinem Hosenbund und schrie: „Heb deine verdammten Hände hoch und verschränke sie hinter dem Kopf!“
Dirk tat es vorsichtshalber. Vorerst.
Mit den Läufen ihrer MPs dirigierten die Typen ihn ins Haus. Licht ging an. Der Raum hinter der Terrassentür war eine gigantische Hausbar mit Teakholzmöbeln und viel Grünzeug. An der Theke lehnte ein Mann. Als Einziger hatte der keine Knarre. Dafür aber eine Zigarre. Der Typ war klein, circa hundert Kilo schwer und sah aus wie eine Bulldogge. Er sprach nicht deutsch, sondern englisch: „Nur hereinspaziert! Nicht so schüchtern! Ich habe Sie schon erwartet.“ Auch seine Stimme klang wie Bulldoggengekläffe.
Dirk schluckte seine Scheiß-Angst runter und sagte in einem hoffentlich coolen Tonfall: „A, wenn ich mich nicht irre?“
Die Bulldogge antwortete: „Das war wohl nicht so schwer zu erraten, Klugscheißer!“ Er zog an seiner Zigarre.
„Woher wussten Sie, dass ich komme?“, fragte Dirk. Schon auch, weil er es wissen wollte, aber vor allem um Zeit zu gewinnen.
A lachte. „Sie haben zwar Ihre kleine Privatschnüfflerin immer so schön Ihre Wohnung und Ihre Büros nach Wanzen durchsuchen lassen, aber eine haben Sie übersehen. Die in Ihrer Armbanduhr.“
Scheiße!
A’s Lache endete abrupt. „Wie Sie sich sicher vorstellen können, haben wir jetzt ein paar Takte miteinander zu besprechen. Los, vorwärts!“ Er drückte die Zigarre in einen Aschenbecher und setzte seine zwei Zentner in Bewegung. Dirk wurde mit den MP-Läufen hinterher geschoben. Ins Innere der Nobelhütte. Und dann die Treppe runter in den Keller.
Die ganze Zeit wartete Dirk darauf, dass einer der Arschlöcher einen Fehler machte, in seiner Aufmerksamkeit nachließ, stolperte, kurz wegschaute, irgendwas. Aber keiner tat ihm den Gefallen. Die Jungs verstanden ihren Job. Dirk versuchte, sich wenigstens den Weg einzuprägen. Für die Flucht. Und für seinen nächsten Besuch, um mit A abzurechnen.
Der Keller bestand aus einem riesigen Gangsystem mit vielen Türen. Sie stießen ihn in einen mickrigen Raum. Einer schaltete das Licht ein. Kaltes Leuchtstoffröhrenlicht. In dem Raum stand nichts außer einem alten Büroschreibtisch. Den schoben zwei der Typen in die Mitte. Ein paar der anderen packten Dirk und knallten ihn mit dem Rücken auf den Schreibtisch. Fast erwartete Dirk, dass der unter seinem Gewicht zusammenbrach. Aber das Ding hielt.
Einen einzigen Fußtritt konnte Dirk landen und einem der Typen in die Fresse treten. Aber die anderen stürzten sich auf ihn und drückten ihn runter. An jedem Bein, an jedem Arm hatte er sofort zwei Männer hängen, und einer hielt seinen Kopf fest wie ein Schraubstock. Ein anderer warf sich auf seinen Bauch.
A’s Bulldoggengesicht tauchte in Dirks Blickfeld auf und bel lte: „Sie ahnen, was jetzt kommt?“
Um nicht die Nerven zu
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