HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
geht doch nicht“, flüsterte sie. „Mr. Buchanan, Sie …“
„Walker“, unterbrach er sie. „Nennen Sie mich Walker. Ich weiß nicht, wie die Gepflogenheiten bei meiner Großmutter sind, Vicki, und – um ehrlich zu sein – ich weiß auch nicht viel über die Firma. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass der Laden läuft, bis es ihr wieder besser geht. Sie müssen also etwas Geduld mit mir haben.“
„Aber natürlich“, sagte sie verschreckt. „Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht kritisieren.“
Sie wirkte wie ein verwundetes wildes Tier – immer zur Flucht bereit. Es ermüdete Walker, hier zu sein.
„Sie haben mich nicht kritisiert, sondern lediglich angeboten, mir einen Kaffee zu bringen. Schauen wir doch mal nach, wo ich meine Portion Koffein für die nächste Stunde bekommen kann.“
Sie führte ihn in eine kleine Küche und sah ihm dann zu, wie er sich einschenkte.
„Bitte bedienen Sie sich“, sagte er, als er fertig war.
„Mrs. Buchanan wünscht nicht, dass die Angestellten ihre persönlichen Gegenstände benutzen. Ich gehe später in die Kantine. Dort haben wir auch eine Kaffeemaschine.“
Dass Gloria ein Ekelpaket war, hatte er gewusst. Doch nun war er doch verblüfft, wie schlecht sie die Leute hier behandelte.
„Ich werde es ihr nicht verraten“, sagte er Vicki. „Nehmen Sie sich einfach einen.“
Als sie ihn völlig verdattert ansah, schenkte er eine zweite Tasse ein und reichte sie ihr.
„Ich, äh, danke Ihnen“, flüsterte sie.
„Gern geschehen.“ Er bemühte sich, ein freundliches Gesicht zu machen. Doch in Wahrheit wollte er nur raus hier. Der Gedanke an Scharfschützen kam ihm plötzlich gar nicht mehr so schlimm vor.
„Die Geschäftsführer der Restaurants treffen sich hier zweimal pro Woche“, sagte Vicki eine Stunde später, als sie mit ihm gemeinsam Glorias Termine durchging. „Die ‚Downtown Sportsbar‘ ist allerdings eine Ausnahme. Reid leitet das Lokal, aber er kommt nicht zu den Besprechungen.“
„Das kann ich mir vorstellen“, sagte Walker mit einem breiten Grinsen. „Mein Bruder hat es nicht so mit Vorschriften und Regeln.“
Vicki nickte mit ernster Mine. „Mrs. Buchanan bespricht sich einmal in der Woche auch mit den Küchenchefs. Das ‚Waterfront‘ ist allerdings nicht vertreten. Im Vertrag der Küchenchefin ist festgehalten, dass Mrs. Jackson nicht an diesen Treffen teilnehmen muss. Mrs.
Buchanan ist nicht sehr glücklich darüber.“
Das überraschte Walker nicht. Penny war fein raus und durfte die Termine mit seiner Großmutter offiziell schwänzen.
„Außerdem gibt es jeden Nachmittag kurze Meetings mit den Mitarbeitern der Verwaltung. Die längeren Sitzungen finden wöchentlich statt. Außerdem bespricht sich Mrs. Buchanan mit jeder Abteilung einzeln – ebenfalls einmal pro Woche.“
„Das sind ziemlich viele Sitzungen“, sagte er. „Wann kommen die Leute überhaupt zum Arbeiten?“
„Viele bleiben bis spät in die Nacht“, sagte sie. „Mrs. Buchanan hat sehr hohe Ansprüche.“
„Dass sie ein schwieriger Mensch ist, war mir klar“, murmelte er. „Doch dass sie wahnsinnig ist, wusste ich nicht.“
In gewisser Weise wunderte es ihn jedoch nicht, dass Gloria tatsächlich alles und jeden unter Kontrolle hatte. Sie traute den Leuten nicht zu, dass sie ihre Arbeit korrekt machten.
Er sah den Terminplan noch einmal durch. „Wir müssen ein paar Änderungen vornehmen.“
„Selbstverständlich“, sagte Vicki eilfertig.
Walker fand es ohnehin schon schrecklich in Glorias weißem Büro, aber beim Anblick der Assistentin, die nervös vor seinem Schreibtisch stand, fühlte er sich gleich noch unwohler.
„Möchten Sie sich nicht setzen?“, fragte er.
„Wie bitte?“
„Nehmen Sie Platz.“
Vicki riss die Augen auf. „Mrs. Buchanan zieht es vor, dass wir stehen, wenn Sie mit uns …“
„Mrs. Buchanan ist nicht hier. Setzen Sie sich.“
Vicki kauerte sich auf die Stuhlkante. An ihrem Kinn zuckte ein Muskel. Er warf einen Blick auf die Uhr, die auf seinem Schreibtisch stand. Es war kurz nach acht. Zu früh, um mit dem Trinken anzufangen – aber er hatte verdammt große Lust, sich einen zu genehmigen.
Ein letztes Mal überflog er den vollgepackten Terminplan, auf dem auch ein Treffen mit einem Privatdetektiv namens Mr. J. stand. Kein Wunder, dass Gloria so viel über das Leben anderer wusste … Walker beschloss, dass nun Schluss damit sein sollte.
„Sagen Sie alles ab.“
Vickis Mund klappte auf und
Weitere Kostenlose Bücher