Hafen der Träume: Roman (German Edition)
BY QUINN war in einfachen Druckbuchstaben hineingeschnitzt, dazu ein detailgetreues Sportboot, das in voller Fahrt am oberen Rand segelte.
Unten standen die Namen Cameron, Ethan, Phillip und Seth Quinn.
»Das ist ein verdammt gutes Schild«, brachte Ethan schließlich hervor, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
»Das Boot hat Seth gezeichnet. Es ist das Gleiche wie
auf unserem Firmenlogo. Ich habe die Skizze mitgenommen und eine Computervorlage erstellt.« Phillip strich mit dem Daumen über die Holzkante. »Der Schildermacher hat gute Arbeit geleistet.«
»Es ist fantastisch.« Cam legte die Hand auf Phillips Schulter. »Ein Firmenschild fehlte uns noch. Himmel, der Junge wird völlig aus dem Häuschen sein, wenn er das sieht.«
»Ich habe unsere Namen einfach hintereinander geschrieben. Alphabetisch und chronologisch. Schlicht und unkompliziert.« Phillip trat einen Schritt zurück und vergrub die Hände in den Taschen, unbewusst die Haltung seiner Brüder imitierend. »Ich dachte, diese Aufmachung passt zu dem roten Backsteingebäude und den Booten, die wir bauen.«
»Das Schild sieht gut aus.« Ethan nickte. »Genau richtig.«
Der Fahrer schob seinen Kaugummi in die andere Backe. »Wollen Sie den ganzen Tag hier herumstehen und das Schild bewundern, oder laden wir das Mistvieh jetzt ab?«
Sie gaben ein beeindruckendes Bild ab, dachte sie. Drei herausragende Vertreter des männlichen Geschlechts, an einem spätsommerlich warmen Nachmittag im September im Freien mit körperlicher Arbeit beschäftigt. Das Gebäude im Hintergrund passte zu ihnen. Es war eine grobe Konstruktion, alte Backsteinmauern mit zerbröselnden Fugen, und auf dem umgebenden Gelände wuchs mehr Unkraut als Gras.
Interessant waren auch die großen äußerlichen Unterschiede der drei Männer. Der erste war ein dunkler Typ. Er trug schwarze ausgewaschene Jeans, und sein langes Haar hätte sich leicht zu einem Pferdeschwanz binden lassen. An ihm war etwas unverkennbar Europäisches. Sie nahm an, dass es sich um Cameron Quinn
handelte, den Quinn, der sich im Motorrennsport einen Namen gemacht hatte.
Der zweite trug abgenutzte Arbeitsstiefel. Sein von der Sonne gebleichtes Haar quoll unter einer Baseballmütze mit blauem Schirm hervor, und er bewegte sich geschmeidig und ohne Hast. Als er auf seiner Seite das Schild anhob, geschah dies ohne erkennbare Anstrengung. Das musste Ethan Quinn sein, der Fischer in der Familie.
Folglich war der dritte Phillip Quinn, der bei einer Top-Werbefirma in Baltimore als Artdirector tätig war. Er wirkte wie von goldenem Glanz umgeben, dachte sie. Dazu ein Hemd von Wayfarer und Jeans. Sein bronzefarbenes Haar musste für jeden Frisör eine wahre Freude sein, und der wohlproportionierte, hoch gewachsene Körper deutete auf regelmäßiges Training in einem Fitness-Studio.
Es war interessant. Tatsächlich bestand physisch nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen den Brüdern. Ihre Recherchen hatten ergeben, dass sie zwar den gleichen Namen trugen, in ihren Adern aber ganz unterschiedliches Blut floss. Trotzdem gab es Anzeichen in ihrer Körpersprache und der Art ihres Umgangs, die darauf hindeuteten, dass sie Brüder waren.
Sie hatte vorgehabt, einfach vorbeizugehen und das Gebäude, in dem sie ihre Firma untergebracht hatten, kurz in Augenschein zu nehmen. Da Phillip den Hörer abgenommen hatte, wusste sie, dass zumindest ein Quinn anwesend war. Aber die Quinn-Brüder als Gruppe im Freien bei gemeinsamer Arbeit zu sehen, war eine unerwartete Gelegenheit, die sie nutzen würde, um die drei genauer zu studieren.
Sie war eine Frau, die das Unerwartete zu schätzen wusste.
Ihre Magennerven begannen zu beben. Gewohnheitsmäßig machte sie drei langsame Atemzüge und bewegte
die Schultern, um sich zu entspannen. Gelassen bleiben, ermahnte sie sich. Es gab keinen Anlass zur Beunruhigung. Der Vorteil war auf ihrer Seite. Sie kannte die drei, doch die Quinns wussten nicht, wer sie war.
Sie verhielt sich ganz typisch und unauffällig, versicherte sie sich, als sie die Straßenseite wechselte. Jeder, der auf seinem Weg drei Männer sah, die ein riesiges neues Schild aufhängten, würde mit Neugier und Interesse reagieren. Besonders Touristen, die eine kleine Ortschaft besuchten, und diese Rolle hatte sie sich für ihren Zweck zugelegt. Außerdem war sie eine Frau und allein, und die drei waren Männer. Aus dieser Situation konnte leicht ein kleiner Flirt entstehen, was ebenfalls in den Bereich des
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