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Hahnemanns Frau

Titel: Hahnemanns Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bauer Angeline
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Umkehren zu bewegen – vergessen Sie es. Ich bin fest entschlossen.«
    »Aber Madame!« Er packte sie an beiden Armen, so als wolle er sie durchschütteln.
    »Lassen Sie mich los! Und nennen Sie mich gefälligst nicht Madame! Ich reise als Monsieur Gohier!«
    »Ah, Sie bedienen sich also des Namens Ihres Freundes.« Er betonte das abfällig. Sein Grinsen brachte Mélanie nur noch mehr in Rage. »Hätte Ihnen d'Hervilly nicht besser zu Gesicht gestanden?«
    Sie antwortete nicht. Statt dessen drehte sie sich um, wollte gehen. Da griff er nach ihrer Hand, zog sie zu sich zurück. »Ich bitte Sie, Madame, seien Sie doch vernünftig. Sie können so nicht reisen! Und dann auch noch in einer Postkutsche! Kommen Sie mit mir nach Paris zurück! Als Ihr Arzt rate ich Ihnen zu einer Behandlung mit Blutegeln. Das hat bei Nervenstörungen noch immer gute Wirkung gezeigt. Und als Mann – nun, als Mann werde ich über Ihren ablehnenden Brief hinwegsehen und meine Bitte wiederholen: Heiraten Sie mich! Und ich bin sicher, Madame, die Schmerzen im Unterbauch werden Sie nicht länger quälen!«
    Mélanie starrte ihn an. Sein schmieriges Lächeln und der Gedanke daran, was dahintersteckte … Diese Vorstellung, mit ihm in einem Bett liegen und die Nähe seines Körpers ertragen zu müssen … es schnürte ihr die Kehle zu.
    »Nein, ganz gewiß nicht.« Es kostete sie Mühe, sich zu beherrschen. »Ich hatte Ihnen geschrieben und mich in aller Freundlichkeit für Ihren Antrag bedankt. Ich habe Ihnen auch erklärt, weshalb ich ihn ablehnen muß. Daß Sie meine Entscheidung nicht akzeptieren wollen und mich behandeln wie ein unmündiges Kind, bestärkt mich nur noch mehr in meinem Entschluß. Ich habe nicht vor, zu heiraten und mich einer fremden Meinung unterzuordnen. Ich werde meine Freiheit nicht für ein vages Vergnügen im Bett eines Mannes hingeben. Ich will das nicht, Monsieur, und Sie sind der letzte, der mich umzustimmen vermag.« Mélanie hätte es vorgezogen, wenn er ihr und sich selbst diese Unhöflichkeit erspart hätte, doch es schien, als brauchte er ein deutliches Wort, um endlich zu verstehen, daß sie ihn weder heiraten wollte noch sich seinen zweifelhaften ärztlichen Künsten unterwerfen.
    »Wie Sie meinen.« Er ließ sie los. Seine Augen verengten sich. Sein Körper richtete sich zu ganzer Größe auf.
    Zugegeben, dieser Mann war der Natur gut gelungen, und andere Frauen mochten ihn anziehend finden, aber Mélanie fröstelte es, wenn sie ihn ansah. Die Kälte in seinen dunklen, bohrenden Augen, seine Art, sie beherrschen zu wollen, wirkten geradezu abschreckend auf sie.
    Sie sahen sich an. Lange und ohne ein Wort zu sprechen. Es war ein stiller Kampf, den Mélanie gewann. Dr. Pierre Doyen wandte sich als erster ab und ging. Eine weitere Demütigung, die er ihr nicht verzeihen würde.
    Als sie weiterreisten, stieg noch ein junges Mädchen zu ihnen in die Kutsche, vielleicht fünfzehn Jahre alt. Sie saß neben Mélanie, hatte einen Korb zwischen sich und den vermeintlichen Mann gestellt. Schüchtern starrte sie auf ihre Hände, die sie im Schoß hielt und deren Finger verkrüppelt und nach innen gekrümmt waren. Als ihr das Tuch, das sie sich über die Knie gelegt hatte, auf den Boden gerutscht war, versuchte sie es wieder aufzuheben, dabei stieß sie gegen Delacroix, was den Mann veranlaßte, sie scharf zurechtzuweisen.
    Mélanie bückte sich, hob das Tuch auf und reichte es dem Mädchen. Sie hätte es der Kleinen gerne auf die Knie gelegt und sie aufmunternd angelächelt, aber das geziemte sich nicht – sie war nun ›ein Mann‹ und mußte sich an die Regeln des Anstandes halten.
    Zum ersten Mal bereute sie es, nicht in der eigenen Kutsche gefahren zu sein. Allerdings hatte man ihr dringend davon abgeraten. In Hessen und in den Thüringer Wäldern gab es wieder Überfälle von Räuberbanden. Privatkutschen kamen, wenn überhaupt, nur mit einer Eskorte oder einigen bewaffneten Bedienten unbehelligt durch. Postkutschen wurden, wenn nötig, von Schutzbeamten begleitet, und das schreckte die Banden einigermaßen ab. Ganz sicher war man in der Postkutsche jedoch auch nicht.
    Als sie in Meaux ankamen, war es bereits spät und dunkel. Das Licht der Laternen, die der Kutscher angezündet hatte, reichte nicht viel weiter als bis zu den Nüstern der Pferde, die sie zogen.
    Delacroix stieg als erster aus und kümmerte sich um sein Gepäck. Mélanie folgte ihm, half seiner Frau, dann dem Mädchen aus der Kutsche. Sie

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