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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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dankte ich ihr und hängte ein.

6

    An diesem Punkt wäre ich normalerweise in einen der Coffee-Shops in der Victoria Street in der Nähe meines Büros gegangen, um mir ein paar Milchkaffees reinzuziehen, ein Auge auf die Frauen zu werfen, Gespräche zu belauschen, Zeitschriften zu lesen und, in Extremsituationen, ein bißchen ernsthaft nachzudenken. Durfte ich es wagen, mich der sündigen Versuchung auszusetzen, vor der uns die heiligen Fratres immer gewarnt hatten? Konnte ich in einen Coffee-Shop gehen und Kräutertee trinken? Würde mein Ruf das überstehen?
    Es galt, die Probe aufs Exempel zu machen. Das San Marco hatte, wie ich zu meiner Überraschung feststellte, eine relativ große Auswahl an Früchtemischungen, und ich bestellte schließlich ein Kännchen Hagebuttentee. »Jede Menge Vitamin C«, versicherte mir die Bedienung. Mein Organismus würde das Zeug nicht erkennen.
    Während ich Honig in mein Vitamin C rührte, fragte ich mich, ob ich diesen Fall je lösen würde, doch da das Café voller Leute war, die nie dieses Drehbuch schreiben, diesen Film drehen, nach New York ziehen oder diese Frau verführen würden, war ich in meinem Element. Während die in trendigen Klamotten steckenden Anwohner flirteten, mit wichtigen Dokumenten auf ihren Tischen posierten, Essen, Drogen, Sex und die letzte Ausstellung im Museum neuer Kunst diskutierten und mit ihren Handys ihre Freundinnen anriefen, ließ ich mir die Umstände von Selwyns Verschwinden und die Ereignisse im Crash Through noch einmal durch den Kopf gehen.
    Die Polizeikräfte in Sydney waren vielleicht zu dünn gesät, um sich ernsthaft um Selwyns Verschwinden zu kümmern, doch einem Raubmord würden selbst die abgestumpftesten Kriminaler Beachtung schenken. Wenn ich sie überzeugen konnte, daß zwischen den beiden Vorfällen ein Zusammenhang bestand, würden sie vielleicht anfangen, nach Selwyn zu suchen.
    Andererseits war ich nicht allzu erpicht darauf, die übelwollenden Blicke der Ordnungshüter von New South Wales auf mich zu ziehen. Da ein paar Bullen im Laufe der aus meinem letzten Fall resultierenden Überprüfung des Eastern Sydney Council vor dem Untersuchungsausschuß voll wegen Bestechung aufgelaufen waren, hing mein Konterfei wahrscheinlich in jeder Polizeiwache im Stadtbereich von Sydney auf dem Klo.
    Die Sache ging jedoch noch tiefer: Die Mittelklasse mochte Polizisten ja vielleicht als öffentliche Angestellte betrachten, die ihr Leben und Hab und Gut beschützten, aber für die Angehörigen der unteren Gesellschaftsschichten rangierte die Aufmerksamkeit der Polypen auf einer Stufe mit Tod, Steuern und Langzeitarbeitslosigkeit: Sie sind der natürliche Feind, und je weniger man mit ihnen zu tun hat, desto besser. So bin ich aufgewachsen.
    Zu guter Letzt beschloß ich, daß Selwyn eine faire Chance verdient hatte, ging in mein Büro zurück, rief das Polizeipräsidium in der Campbell Street, Surry Hills, an und bat, mit dem Beamten verbunden zu werden, der den Mord an Wally Greely bearbeitete. Nachdem ich meinen Namen genannt und mehreren hinter vorgehaltener Hand geführten Unterhaltungen gelauscht hatte, kam eine vertraute Stimme an die Leitung: »Wollen Sie mir vielleicht erzählen, daß Sie in den Mord an Wally Greely verwickelt sind? Wenn Sie irgendwelche Informationen zurückhalten, orgeln wir Ihnen den Klabustermarsch, bis das Arschwasser kocht.«
    Ich hätte diese wohlklingenden Töne überall wiedererkannt. Sie kamen aus dem Mund von Detective Inspector Bob Leggett. Zusammen mit mir und einer ganzen Reihe unbeteiligter und schuldiger Zuschauer waren Leggett und sein Partner, Detective Sergeant Dick Bray, als Zeugen vor den Untersuchungsausschuß zitiert worden. Obwohl es ziemlich sicher war, daß sie auf der Gehaltsliste von Chicka Chandler gestanden hatten — einem wie ein Einsiedler lebenden Raffzahn, der auch den Council jahrelang geschmiert hatte, damit er in Ruhe seine illegalen Hot-dog-Stände in den östlichen Stadtbezirken betreiben konnte — , hatte niemand ihre Namen genannt, und sie waren ungeschoren davongekommen.
    Chicka, dessen hochbezahlte Verteidiger eine Anklageerhebung wegen der nach der Untersuchung vorgebrachten Bestechungsvorwürfe mit immer neuen Hinhaltemanövern hinauszögerten, würde vermutlich an Altersschwäche sterben, ehe er zwischen die Mühlen der Justiz geriet. Der einzige Trost bestand darin, daß ihn die Kronanwälte, die er sich hatte nehmen müssen, um nicht ins Gefängnis zu wandern,

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