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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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Sie haben die Wahl. Entweder legen Sie den Zettel vor, oder die Sache ist für uns gestorben.«
    »Ich schicke Ihnen eine Fotokopie«, sagte ich und verließ Leggetts Büro, ehe ihm irgendeine Verordnung einfiel, gegen die ich gerade verstoßen hatte. Bray folgte mir auf dem Fuß, falls ich beim Hinausgehen das Gebäude in die Luft sprengen oder einen Computer stehlen sollte. In der Hoffnung, damit einem Herzinfarkt Vorschub zu leisten, schlug ich ein flottes Tempo an.
    Als er mich wieder am Checkpoint Charlie absetzte, knurrte er: »An Ihrer Stelle würde ich mich in acht nehmen, Sydney. Es dürfte Leo Mulcahy kaum gefallen, daß Sie diffamierende Äußerungen darüber verbreiten, wie er sich seinen Lebensunterhalt verdient.«
    Das war eine offene Drohung: Es würde den Bullen ein leichtes sein, das Gerücht zu verbreiten, daß ich etwas gegen Mulcahy hatte. Darauf würden mir die Hunnen um Mitternacht einen Besuch abstatten. Was da wohl die Nachbarn sagen würden?

    Wieder in meinem Büro, wurde ich von Shona per Band darum gebeten, sie im Coffee-Shop anzurufen. Ich hatte meine Wette gewonnen. Der Klang hirnlosen Disko-Funks, das Fauchen und Zischen der Espressomaschine und der übliche Küchenlärm leisteten mir Gesellschaft, während ich darauf wartete, daß sie endlich an die Strippe kam.
    Shona unterließ es zwar, unsere vorangegangenen Meinungsverschiedenheiten zu erwähnen, schlug aber einen kühlen Tonfall an, als sie mir erzählte, daß sie Freikarten für ein Konzert von Jimmy Barnes ergattert habe.
    »Ich glaube, ich bin über Jimmy Barnes hinaus«, sagte ich.
    »Aber er spielt jetzt Soul.«
    »Weißen Soul«, erwiderte ich spöttisch.
    »Sei nicht so puritanisch! Kommst du nun mit oder nicht?«
    »Okay, ist gebongt.«
    »Hör mal, du brauchst mir keine Gefälligkeiten zu erweisen...«
    »Ich verspreche, daß ich auch meinen Spaß haben werde. Ist das ein Angebot?«
    Es folgte eine Pause, während derer sie erwog, mir Kontra zu geben, dies dann aber als wenig produktiv verwarf. »Gut. Wie wär’s, wenn du mich um acht bei mir abholst? Ich hab keinen Bock auf die Yorgruppe.«
    »Geht klar, aber da wäre noch eine Kleinigkeit. Es ist vielleicht etwas ungünstig, wenn du heute bei mir übernachtest.«
    Ein nichts Gutes versprechendes Schweigen senkte sich herab. »Ach, wirklich. Und wieso das?«
    »Tracy kampiert bei mir auf der Couch.«
    »Und wer ist Tracy, bitteschön?«
    »Du weißt schon, Tracy.«
    »Sydney, ich habe noch nie etwas von einer Tracy gehört.«
    »Sie ist bloß ’n Backfisch aus einem meiner Fälle«, sagte ich.
    »Und dieser Backfisch ist wie alt?«
    »So um die siebzehn, würd ich mal sagen.«
    »Würdest du mal sagen?«
    »Weiß ich.«
    »Und wieso hat sich ein Mädchen im Teenie-Alter bei einem Mann einquartiert, der Jahre genug auf dem Buckel hat, um ihr Vater zu sein, oder geht mich das nichts an?«
    »Sie hat Angst vor ihrem Stiefvater. Er ist aus Armidale runter und jagt hinter ihr her.«
    »Und du wirst sie vor diesem bösen Stiefvater beschützen, stimmt’s oder hab ich recht?«
    »Wenn’s denn sein muß«, erwiderte ich. Um die Wahrheit zu sagen, hoffte ich immer noch darauf, daß es nicht zu einem Showdown kam: Lance war mir eine Nummer zu durchgeknallt. Und jünger und fitter als ich.
    »Wieso?« wollte Shona wissen.
    Gute Frage. Es erschien alles zu kompliziert, um es am Telefon auseinanderzuklamüsern, und außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich die passende Antwort wußte. »Altruismus«, sagte ich.
    Shona lachte boshaft auf und wiederholte: »Altruismus! Du! Bist du sicher, daß du nicht einfach scharf auf sie bist?«
    »Mach dich nicht lächerlich. Sie denkt, daß ich älter als Mick Jagger bin.«
    »Tja, sie hat recht. Vergiß das Konzert. Es gibt keine Rampe für Rollstuhlfahrer«, sagte sie und knallte den Hörer auf.
    Während mir noch immer die Ohren klingelten, dachte ich über das nach, was Shona gesagt hatte. Hegte ich Tracy gegenüber lüsterne Gefühle? Ich gelangte zu dem Schluß, daß dem nicht so war. Obwohl Tracys Hilflosigkeit meine Beschützerinstinkte weckte, hatte unsere Beziehung nichts Fleischliches an sich. Tracy war so kratzbürstig wie eine Wildkatze. Sie wollte sicher sein, daß man für sie da war, und ließ sich dazu herab, zum Schlafen und Essen ins Haus zu kommen, aber sobald man sich ihr zu nähern versuchte, zog sie sich zurück. Das paßte mir durchaus ins Konzept: Ich beschränkte mich darauf, sie zu verpflegen, und tat ansonsten so,

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