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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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in wachsamen Posen, und der Fernseher wirkte plötzlich zu laut. Dies war die Art von Pub, wo man entweder ein Stammgast oder ein Fremder war, und alle Fremden waren eine Bedrohung. Ein schneller Blick in die Runde zeigte, daß weder Mulcahy noch Emmett anwesend waren.
    »Möchtste ’n Bier?« fragte ich Luther.
    Er schüttelte den Kopf, und wir dampften wieder ab. Ich konnte seinen Standpunkt verstehen. Die Chancen, daß man uns im Prince-of-Wales in Ruhe einen zwitschern ließ, lagen deutlich unter Null.
    »Was jetzt?« fragte Luther, als er den Trans Am mit heulendem Motor in den Verkehr zurückjagte.
    »Wentworthville. Ich will mal ’n Auge auf das Vereinshaus der Hunnen werfen!«
    »Wentworthville! Mensch, wir hätten ’n verdammten Flieger nehmen sollen.«
    Ich wußte, was er meinte. Wie alle großen Städte bestand Sydney aus einer Reihe separater Bezirke mit einem fast schon dörflichen Charakter. Leute, die im Herzen der City wohnen, betrachteten die weiter draußen gelegenen Wohngebiete als terra nullius. Oder die erdabgewandte Seite des Mars.

    Auf der langen Fahrt durch die westlichen Vorstädte erzählte ich Luther, was seit unserer letzten Begegnung geschehen war.
    »Wie lange, sagst du, hat Selwyn für Simmons gearbeitet?« fragte er.
    »Zehn Jahre, denke ich.«
    »Und er hat nicht versucht, seinen Aufenthaltsort her- 1 auszufinden?«
    »Nein.«
    »Seltsam.«
    Durch Nachschauen im Stadtplan machten wir die Straße ausfindig, von der mir Margo Reilly erzählt hatte, und tuckerten sie entlang, bis wir ein altersschwaches, holzverschaltes Häuschen fanden, von dem die Farbe abblätterte, und in dessen unkrautüberwachsenem Hof eine Schwadron Harleys stand. Aus den rammeldicht verschlossenen Türen und Fenstern drang Fetengelärme und Heavy Metal von der Lautstärke eines Eisenwalzwerks.
    Luther hielt am Straßenrand: »Also?«
    »Jemand hat mir erzählt, daß Leo eine brandheiße Harley hat«, sagte ich. »Wenn ich nahe genug herankomme, um mir die Bikes anzusehen, weiß ich, ob er da drinnen ist oder nicht.«
    Luther grinste. »Na, dann mal los, Sydney.«
    Die Straße war schlecht beleuchtet, aber leer. Ich kam mir so exponiert vor wie John Wayne auf einem Höhenzug im Territorium eines Indianerstamms. Ich verdrängte den Wunsch, die Beine in die Hand zu nehmen und die Flatter zu machen, und setzte mich vorsichtig in Bewegung, stieg über den Zaun und trat an den Motorrädern vorbei auf die heruntergekommene Bretterbude zu. Die Fenster waren dick verhängt, aber durch einen Riß in etwas, das an eine Abdunkelungsplane zu Luftschutzzwecken erinnerte, erhaschte ich einen Blick auf das drinnen ablaufende Geschehen.
    Party-Time. Über einen Fernsehschirm flimmerte etwas, das aus der Entfernung wie ein Pornofilm aussah, fette Biker flegelten mit Frauen auf dem Schoß in schmuddeligen alten Sofas und Sitzgarnituren, und es lief kreischende Gitarrenmusik. Ein paar angesäuselte Männer stritten sich — über Motorräder oder Waffen, nehme ich an: das ist alles, worüber sich Biker je unterhalten und ein Pärchen war gerade dabei, es in einer Ecke ungeniert miteinander zu treiben. Angegessene Pizzas, Bikermagazine, Videokassetten, überquellende Aschenbecher und Bierdosen bedeckten jede ebene Oberfläche, und die Luft war blau vom Tabak- und Marihuanarauch. Ein Paradies für Auspuffproleten und Pottsäue.
    Da ich weder Mulcahy noch Emmett sah, huschte ich in gebückter Haltung an den Außenwänden entlang, um durch die anderen Fenster zu linsen, aber sie waren fest verbarrikadiert.
    Mein Erkundungsgang wurde vom Getröte einer Autohupe unterbrochen. Luther. Als ich aufblickte, sah ich, was er meinte. Um die Seite des Häuschens kam mit circa sechzig Sachen ein weißer Bullterrier gehetzt, in dessen rosa Augen ein ebenso grimmiger wie entschlossener Ausdruck stand. Ich bin selbst im Idealfall kein großer Freund von Vierbeinern, und vor Kampfhunden nehme ich mich ganz besonders in acht. Meine Füße reagierten schneller als mein Verstand, und ich startete los. In der Hoffnung, den Köter zu überrumpeln, rannte ich auf ihn zu. Als ich das Mondlicht auf seinen Zähnen glitzern sah, machte ich einen blitzartigen Ausfall nach links. Ein alter Rugbytrick. Völlig unbeeindruckt wechselte der Hund die Laufrichtung und jagte so hemmungslos wie ein Eilzug daher.
    Da sich zwischen mir und meiner Rettung (wie ich dachte) nur der Hinterzaun befand, übersprang ich ihn mit einer Flanke, bei der ich mir eine Handvoll

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