Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
begannen die übrigen Frauen lauthals Beleidigungen zu schreien: Ein paar der Wörter kannte nicht einmal ich. Zur Vertreibung der Langeweile ist jedes Mittel recht. Die Bushwacker fuhren wie ein Mann herum und begannen sich auf mich zuzubewegen.
    Vom Odem der Gewalt angezogen, hatte sich bald eine kleine Traube von Schaulustigen gebildet. Meistens versumpften sie bloß irgendwo und torkelten auf der Suche nach Zoff durch das Cross, aber wenn jemand anderer eins auf die Nase kriegte, wollten sie sich das nicht entgehen lassen. Deswegen waren sie ja schließlich hergekommen: Um zu sehen, wie die andere Hälfte der Bevölkerung lebte — und starb. Es half ihnen, ihr sicheres, langweiliges Dasein zu ertragen, in dem der Begriff Amüsement ein Fremdwort war.
    Nun mag ich noch nicht einmal faire Kämpfe und erst recht keine Massenkeilereien, bei denen es gegen eine Horde von Neandertalern mit Schlagringen, ziernägel-strotzenden Gürteln, Stahlkappen-Boots und keinerlei sozialem Gewissen geht. Als ein in einem rauhen Innenstadtviertel aufwachsender Junge hatte ich ums Überleben kämpfen müssen, aber ich bin aus der Übung und habe nichts zu beweisen, das sich beweisen läßt, indem man anderen Leuten die Fresse demoliert.
    Ich wollte mich verdrücken, merkte aber, daß ich von einem wie aus dem Nichts aufgetauchten Stoßtrupp sturzbesoffener Rugbyspieler eingekeilt war, die nicht zulassen wollten, daß ich ihnen den Spaß verdarb.
    »Nu macht ihn schon alle«, johlten sie.
    Es sollte nicht sein. Vermutlich von einem Ladenbesitzer alarmiert, der eine schnelle Auffassungsgabe oder einen schwachen Magen hatte und fand, daß Gewalt schlecht fürs Geschäft war, kamen zwei Angehörige der Polizeiwache von Kings Cross daher und machten sich mit gezückten Schlagstöcken daran, das Gesindel auseinanderzutreiben. Die Gaffer verzogen sich, die Biker stellten sich wieder auf ihren Trottoirabschnitt, und ich blieb so alleine zurück wie ein Kormoran auf einem einsamen Felsen im Meer. Der Unruhestifter.
    »Ich schätze, Sie machen sich mal besser auf die Socken«, brummte einer der Polizisten, der ungefähr wie sechzehn aussah.
    Ich hätte beinahe gefragt, ob er alt genug sei, um sich einen Waffenschein ausstellen zu lassen, aber es war deutlich zu sehen, daß es die beiden in den Fingern juckte, jemanden zu verhaften. Man stelle sich den Prestigegewinn bei den Mädels vor. Da ich keine Lust darauf hatte, daß man an mir ein Exempel statuierte, dankte ich ihnen überschwenglich und stahl mich über die Darlinghurst Road in Richtung meiner Wohnung davon. Als ich in die William Street gelangte, umfing mich lauter Motorenlärm, und der Verkehr teilte sich, um den Weg für die Bushwacker freizumachen, die ungeachtet der Helmpflicht barköpfig dahergebraust kamen, wobei immer zwei nebeneinander fuhren und ihre Bräute auf den Soziussitzen hockten wie Maskottchen.

    Das erste Hotel, das Luther und ich aufsuchten, war das Prince-of-Wales in Erskineville, einem Bezirk im Südwesten der Innenstadt. Einstmals ein Slum mit einer langen Geschichte ungesetzlicher Akivitäten, wurde Erskineville nun von Schwulen bevorzugt, die es schick fanden, in einem sanierten Glasscherbenviertel zu wohnen, doch versprengte Häufchen des alteingesessenen Prologesocks hielten so verbissen die Stellung wie ein Kaugummi an der Sohle eines italienischen Markenschuhs.
    Das Prince-of-Wales war die Art von Pub, in dem Kriminelle mit ihresgleichen verkehren und bestechliche Polizisten herumhängen, die angeblich mit ihren Informanten reden wollen, und sein Name tauchte mit schöner Regelmäßigkeit in den Untersuchungsberichten der Sonderkommission auf. Die Bullen erzählten, daß sie dieser Sorte Pubs die Schanklizenz beließen, weil sie so immer wußten, wo die Gesetzesbrecher zu finden waren, aber man mag es dem flüchtigen Beobachter verzeihen, wenn er Schwierigkeiten hat, die einen von den anderen zu unterscheiden.
    Da wir davor ein paar Motorräder stehen sahen, hielten wir an und gingen hinein. Es war ein für Sydney typischer Arbeiterpub mit einem gallgelben Teppich voller Bierflecken, ein paar alten Taperern, die griesgrämig in den Fernseher hinter dem Tresen glotzten, und einem Billardtisch, wo mehrere muskulöse junge Männer rauchten, tranken und mit äußerster Konzentration am Poolspielen waren.
    Als Luther und ich eintraten, wurden alle Aktivitäten am Billardtisch eingestellt, und eine bedrohliche Stille senkte sich herab. Die Poolspieler erstarrten

Weitere Kostenlose Bücher