Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro

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einverstanden waren, einer Gattung - nämlich uns - zu gestatten, eine minimale Beobachtertruppe in das Habitat zu entsenden, damit sichergestellt werden konnte, dass die Brachs keinem akuten Leid ausgesetzt sind.«
    Das hatte den anderen Spezies wohl kaum sonderlich gut gefallen, umso mehr, wenn man bedachte, wie viele von ihnen eine nicht gerade günstige Meinung von der Menschheit hatten. »Und niemand hat Einwände erhoben?«
    »Oh, sie haben alle Einwände erhoben. Und nach allem, was ich gehört habe, tun sie das noch immer. In diesem Punkt können wir von Glück sagen, dass wir hier eingepfercht sind und sie nicht anhören müssen. Ich sollte noch erwähnen, dass eine Spezies, die Riirgaaner, es geschafft hat, einen eigenen Repräsentanten in Form eines menschlichen Wesens mit Riirgaaner Nationalität herzuschicken, aber er ist dennoch in jeder Hinsicht immer noch einer von uns und steht unter meinem Kommando.«
    Ich grunzte leise. »Was ohne jeglichen Diplomatenstatus nicht viel zu bedeuten hat.«
    »Richtig. Wir haben keinen offiziellen Rang, keine Autorität und keine Immunität.«
    »Nicht die besten Voraussetzungen für eine Morduntersuchung.«
    Gibbs Augen flackerten. »Nein.«
    »Dann erzählen Sie mir mal etwas über das Opfer, Christina Santiago. Wie ist sie gestorben?«
    Gibb entschuldigte sich, krabbelte den schrägen Boden hinauf, bahnte sich einen Weg zu einem der Bündel an dem Grat der Hängematte und zog zwei Zylinder mit eingebauten Strohhalmen hervor. Seine Rückkehr erfolgte in Form eines wenig würdevollen Ritts auf dem Rumpf, der erst endete, als sich seine Knie ein weiteres Mal gegen meine drückten. »Trinken Sie das, bitte.«
    Ich nahm nur selten Nahrung oder Getränke in Gegenwart meiner Mitmenschen zu mir, da gemeinsame Mahlzeiten eine soziale Bindung voraussetzten, die ich im Allgemeinen zu vermeiden suchte. Aber ich fügte mich und keuchte auf, als das Zeug meine Kehle berührte.
    »Bitte begreifen Sie, Counselor: Diese Wolkenschicht unter uns ist sechzehn Kilometer entfernt; der Ozean darunter noch viele weitere Kilometer; die Atmosphäre enthält auf dem größten Teil des Weges keine Atemluft und wird immer ätzender, je weiter Sie fallen. Zwischen uns und einem furchtbaren Sturz ist nichts weiter als eine Lage des flexiblen Gewebes, auf dem wir uns gerade aufhalten. Hier ist es schwer, nicht den überwiegenden Teil der Zeit über die Gefahr eines folgenschweren Fehltritts nachzudenken. Ich halte Rauschmittel für Neuankömmlinge bereit, die beruhigt werden müssen, während sie sich an die Vorstellung gewöhnen und ich mich bemühe herauszufinden, ob sie ein dauerhaftes Problem mit der Höhe haben werden. Darum muss ich Sie fragen: Werden Sie Probleme haben?«
    Ich fühlte, wie die Leinwand unter meinen Füßen nachgab, und ermahnte mich in Gedanken, dass Gibb und sein Diplomatenkollege längst durch die Wolken gestürzt wären, bestünde auch nur entfernt die Gefahr, das Gewebe könnte reißen. »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Auf der Basis einer reinen Wiederholung wird sich meine Antwort nicht ändern.«
    Gibb studierte mich länger, als mir lieb sein konnte. »Ich hoffe, Sie haben recht. Denn hier geht es nicht mehr um die Untersuchung eines einzelnen Mordes.«
    Er zögerte, als fürchte er sich davor, die nächsten Worte auszusprechen.
    Lastogne ersparte ihm die Mühe. »Vorgestern gab es einen weiteren Todesfall.«

2
    HASSBOTSCHAFT
    Ich wünschte, ich könnte behaupten, die Neuigkeit hätte mich überrascht, aber noch bevor ich angekommen war, hatte ich bereits den Verdacht gehegt, aus dem einen Mord würden wahrscheinlich mehrere werden.
    Ich hatte eine angemessene Warnung erhalten, als ich gerade aus dem Interschlaf erwacht und am wenigsten imstande gewesen war, sie zu verarbeiten. Das ist, als erwache man mit einem Hammerschlag aus einem Koma: ein Augenblick gläsernen Schreckens, für sich allein schon so unangenehm, dass ich mich zu gern wieder zurück ins Dunkel hätte fallen lassen.
    Ich mochte nicht einmal das ganz alltägliche Erwachen aus einem normalen Schlaf. Da gibt es immer diesen ersten, furchtbaren Moment, in dem ich mich erinnere, wer und was ich bin; und jeden Morgen zieht sich mein Herz um dieses Wissen herum zusammen wie die Haut um eine offene Wunde.
    Ich trieb ihm den Kres in den Rücken, nicht, um mich selbst zu schützen, auch wenn er mich umgebracht hätte, hätte er die Gelegenheit dazu bekommen, sondern weil ich ihn sterben sehen wollte. Ich