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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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überrumpelt und offenbarte eine mangelnde Befähigung zum Umgang mit unangenehmen Personen wie mir, die eines Diplomaten in höchstem Maße unwürdig war. »Also gut, Counselor, wenn Sie es so wollen, werden wir uns auf strikt professioneller Ebene bewegen.« Er deutete auf den Grimassenmann. »Das ist Mr. Peyrin Lastogne, unser Sonderberater vor Ort. Mein Stellvertreter, wenn Ihnen das lieber ist. Er wird Sie bei Ihren Ermittlungen nach Kräften unterstützen.«
    Lastogne nickte kaum wahrnehmbar. »Counselor.«
    Selbst dieses eine Wort troff vor einem Ärger, den er zwar beherrschte, den zu verbergen er sich jedoch keinerlei Mühe machte. Der Mann war irgendwann, irgendwo durch die Hölle gegangen. Oder durch mehrere Höllen.
    Ich nickte Lastogne zu, ehe ich Gibb fragte: »Und warum wollen die KIquellen Ihren diplomatischen Status nicht anerkennen?«
    Er wedelte mit einer Hand. »Sie haben dieses ganze Habitat als kommerzielle Einrichtung klassifiziert, nicht als souveränes Territorium. Deshalb bezeichnen sie alles, was sich darin befindet - ihre kostbaren künstlichen empfindungsfähigen Kreaturen eingeschlossen -, als Aktivposten im Stadium der Entwicklung. Auf dieser Basis beanspruchen sie die Freistellung von den üblichen vertraglichen Regelungen, wozu auch der diplomatische Austausch gehört.«
    »Das ist haarsträubend«, sagte ich. »Es geht nicht darum, wer die Liegenschaft verwaltet, es geht darum, wer sie bewohnt. Die Brachiatoren haben das Recht, für sich selbst zu sprechen.«
    »Sie wissen das, und ich weiß es. Die KIquellen argumentieren, dass es sich bei den Brachiatoren um einen Sonderfall handele. Sie sind an diesem Ort immerhin nicht uransässig. Sie wurden andernorts produziert und hierher verpflanzt. Außerdem gehören sie angeblich vom Augenblick ihrer Schöpfung an zur Bürgerschaft der KIquellen, was den KIquellen zumindest theoretisch das Recht einräumt, für sie zu sprechen.«
    Ein durchsichtiger und wohl bekannter Unsinn. Unterjochte Leute bildeten stets eine Teilmenge der Gesellschaften, die für sich beanspruchten, für sie zu sprechen. Manchmal wurden sie sogar als Bürger bezeichnet. Was nicht hieß, dass sie auch nur um einen Deut weniger unterjocht wären.
    Gibbs Schulterzucken hielt mich davon ab, ihm eine Lektion über rechtliche Prinzipien zu halten, die er längst kannte. »Sparen Sie sich den Atem, Counselor. Ich gebe nur die Sichtweise der KIquellen wider.«
    Ich nagte an meinem Daumennagel - noch einer meiner vielen Ticks, die unter Kontrolle zu bringen ich mich seit Jahren abstrampelte. »Wie konnte das hier in diplomatischer Hinsicht überhaupt zum Thema werden? Diese Station ist versiegelt, gut versteckt vor jedem, der auch nur fähig wäre, sie zu suchen. Die KIquellen hätten niemanden reinlassen müssen. Sie brauchten das Habitat niemandem zu zeigen. Kein Außenstehender hätte je von den Brachiatoren erfahren, es sei denn, die KIquellen selbst geben ihre Existenz bekannt.«
    »Was genau das ist, was passiert ist«, sagte Gibb. »Vor etwa drei Handelsjahren haben sie alle wichtigen Regierungen informiert, dass sie uns etwas zeigen wollten. Bald darauf traf eine gemischte Delegation aus Riirgaanern, Bursteeni, Hom.Saps und Tchi hier ein und durfte sich die Brachiatoren in ihrer, bitte entschuldigen Sie den Ausdruck, natürlichen Umgebung ansehen. Als die Delegation erkannte, dass die KIquellen eine eigene, empfindungsfähige Spezies entwickelt hatten, schlimmer noch, als sie auch noch erklärten, sie zu besitzen, brach ein diplomatischer Feuersturm aus.«
    »Damit müssen die KIquellen doch gerechnet haben.«
    Gibbs verdrehte die Augen. »Ach, meinen Sie?«
    Ich hatte über die Jahre einige diplomatische Katastrophen miterleben müssen. Das war stets ein Albtraum, genau wie man es bei Streitigkeiten zwischen Kreaturen erwarten durfte, die sich nicht nur kulturell, sondern auch in Hinblick auf ihre psychologischen Standards unterschieden. Nie war es zu einem offenen interstellaren Krieg gekommen, doch das war schließlich eine derart untaugliche und kostspielige Perspektive, dass nur Idioten und Geisteskranke darin irgendeinen Vorzug erkennen könnten (und das ist eine verdammt gute Sache, wenn man bedenkt, dass die Hunderte von zänkischen, streitsüchtigen und nur auf das eigene Wohl bedachten Regierungen, die zusammen die Hom.Sap-Konföderation bildeten, sich nie hinreichend hätten zusammenraufen können, um sich einem konzertierten Eroberungsfeldzug oder einem

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