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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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kommen sie hinter uns her, kaum dass sie wieder wach sind«, entgegnete ich. »Dann sitzen wir in der Falle. Denn in Selenes Einflussbereich finden wir sicher nirgendwo Schutz vor ihnen. Wir müssen einen Weg finden, sie zusammenzutreiben und einzupferchen, irgendwo, oder sie gleich endgültig umzubringen. Sobald wir Selene erledigt haben, sollte es Plopp! machen und die ganze lästige Bande in die Unterwelt verschwunden sein. Denn sie können sich ja nur in Selenes Einflussbereich aufhalten, richtig?«
    Naomi nickte.
    »Warum friert ihr die Viecher nicht ein?«, schlug eine Stimme in unserem Rücken vor. Langsam drehte ich mich um und erblickte Ray, den ich ganz vergessen hatte. Er hockte nach wie vor auf dem Baumstumpf und wirkte ziemlich müde und abgespannt, dafür umso entschlossener.
    »Was meinst du?«, fragte ich nach.
    »Benutzt die Kühlaggregate. Ihr habt genug Trockeneis, um eine ganze Kuhherde einzufrieren. So, und dann sind die Viecher hier zwischen den Bäumen nicht voll einsatzfähig. Also lockt die Biester hierher in den Wald, fangt sie und friert sie ein.«
    »Die Idee hat was«, sinnierte ich. »Ich merke schon: Du denkstimmer noch wie ein Cop trotz all der Gehirntraumata, die du glaubst, erlitten zu haben. Ich bin schwer beeindruckt, Ray.«
    »Aus irgendeinem Grund können sie hier im Wald nicht so agieren wie außerhalb, das stimmt«, bekräftigte Tyler. »Sie in die Kühlbox zu stecken, könnte ausreichen, um sie uns vom Hals zu halten. Jedenfalls sofern sie am Leben bleiben. Wenn sie aber steif gefroren zurück in die Unterwelt verschwinden, war’s das, und wir sind wieder am Anfang. Genau den richtigen Punkt abzupassen, sie ausreichend bewegungsunfähig zu machen, sie aber nicht gleich erfrieren zu lassen, dürfte knifflig werden. Aber möglich müsste es sein.«
    »Ich frage mich die ganze Zeit, warum die Camazotz hier sind«, meinte nun Naomi. »Eigentlich dürften sie außerhalb von Selenes Einflussbereich überhaupt nicht existieren. Beim Überschreiten der Grenze müssten sie sofort wieder in die Unterwelt gezogen werden. Hier dürfte Selene sie gar nicht kontrollieren können. Dennoch sind sie hier und am Leben, aber nicht wirklich einsatzfähig. Das ist seltsam und dürfte gar nicht sein.«
    »Ich spüre am Waldrand eine merkwürdige, aber außerordentlich mächtige Präsenz«, berichtete ich und ging sofort auf die Linie zu, wo die Bäume aufhörten und das Gipfelgelände begann. »Deswegen war ich erstaunt, Naomi, dass du dennoch hinaus auf die Lichtung getreten bist. Was ich da gespürt habe, hatte etwas sehr Bedrohliches, und mit Sicherheit war es keine Magie, die Selene wirken kann.«
    »Davon habe ich nichts bemerkt. Anderenfalls hätte ich den Wald gewiss nicht verlassen.« Naomi folgte mir. Sie hielt den Kopf gesenkt, die Stirn war, so viel konnte ich sehen, gerunzelt. »Eamon ist derjenige, der die Gabe zu spüren besitzt, nicht ich. Ich bin die Fährtensucherin.« Sie drehte sich zu ihrem Bruder um. »Hast du um uns herum noch andere magische Signaturen erspürt?«
    Rasch, mit eckigen Bewegungen, kam Eamon auf uns zu.Ständig ballte er die Fäuste, entspannte die Hände wieder, nur um sie erneut zu ballen. Er hatte Naomi ihren Teil sagen lassen, aber mehr war er sicher nicht bereit zu tolerieren. »Nein. Hier ist nichts. Sie irrt sich. Ich spüre nichts. Auch jetzt nicht.«
    »Aber ich spüre etwas. Genau hier.« Ich ließ meine Hand über der Rinde des Baumes schweben, der mir am nächsten war, und bewegte die Finger, in denen es sogleich zu prickeln begonnen hatte. »Es ist eine Art von geringem Energieausstoß. So etwas wie eine Warnung. Es pulsiert in mir wie mein eigener Herzschlag. Um es wahrzunehmen, brauche ich unmittelbaren Kontakt, muss also ganz nah heran. Aber es ist eindeutig da.« Ich blickte zu Danny und Tyler hinüber. »Kommt her und sagt mir, ob ihr das auch spüren könnt.«
    Sie kamen zu mir herüber. Danny schob die Hand in den Zwischenraum zwischen meiner Hand und dem Baum. »Also ich spüre gar nichts. Aber ich kann die kleinen Scheißerchen riechen. Nicht jeder vermag magische Restenergie zu spüren. Ich bin jemand, dem eine Bestie schon gegenüberstehen muss, damit ich was mitbekomme. Aber ich vertraue dir, Jess. Da wird sicher etwas sein.«
    »Du irrst dich«, meinte Eamon verschnupft. »Schließlich ist es meine Gabe zu spüren. Hier ist nichts.« Er streckte beide Hände hinaus auf die Lichtung und bewegte sie mit der übertriebenen Deutlichkeit

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