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Halbmondnacht

Halbmondnacht

Titel: Halbmondnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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gereicht.« Sie seufzte.
    »Wie tötet man denn Unsterblichkeit?«, hakte ich nach. Ich hatte dergleichen noch nie gehört. Aber ich war ja auch noch ziemlich jung, verglichen mit anderen Übernatürlichen. Was ich alles nicht wusste, hätte gereicht, um einen Ozean zu füllen. Ich hatte einen wahrhaft gewaltigen Nachholbedarf, was das anging, und wahrscheinlich gerade die Hundert-Millionen-Dollar-Frage gestellt. Selene nicht einfach auf die übliche Art und Weise töten zu können, komplizierte meine Aufgabe zusätzlich, in unglaublichem Maße sogar. Vielleicht war es gar nicht möglich, ihr den wahren Tod zu bescheren.
    Erneut zuckte Naomi mit den Schultern. »Ich weiß nicht wie. Ich habe die Fähigkeit, ihr mit dem Kreuz ihre Macht zu nehmen, aber mehr nicht.« Sie klopfte auf ihre Jeanstasche. »Das Töten einer Unsterblichen ist dann eure Aufgabe.«
    Jetzt war es an mir zu seufzen. »Ich dachte, Rourke wäre der Einzige, dem sie sich geschlagen geben musste und der die Konfrontation mit ihr überlebt hat.« Ich hoffte, auch jetzt würde er in der Lage sein, sich gegen sie zu behaupten. Er war zumindest am Leben. Das wusste ich ganz sicher. Aber viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Wir mussten zusehen, dass wir ihn endlich erreichten. »Das hat mir zumindest eure Königin gesagt. Also hat sie es vorgezogen, mir zu verschweigen, dass auch schon jemand anders Selenes Zorn entgehen konnte. Aber was hat sie davon?«
    » Alors , unsere Königin war uns gegenüber immer misstrauisch. Wir sind ihr zu lange in Selenes Hand gewesen«, erwiderte Naomi. »Sie wollte zwar nach wie vor unsere Gaben nutzen, misstraute aber den Gründen, aus denen wir zu ihr zurückgekehrt waren. Ich erzählte ihr alles, was passiert war, und zeigte ihr auch das Kreuz. Wir baten um ihren Schutz. Daraufhin verlangte sie, dass ich ihr das Kreuz aushändige. Aber damit beging sie einen schweren Fehler. Wir hatten ihr noch nicht Treue geschworen. Also hatte sie nicht die Macht, mich zu kontrollieren. Ein Vampir muss ein Gefolgschaftsgelöbnis ablegen und Blut mit seinem Hüter oder seiner Hüterin austauschen. Erst dann kann der oder die von ihm Gehorsam fordern. Ich drohte, fortzugehen, und die Königin schwor mir, dass sie mir das Kreuz nie wegnähme, solange ich lebte . Eamon und ich wollten unbedingt zu einem mächtigen Magiezirkel gehören, einem, der uns vor Selene würde schützen können, sollte sie wiedererstehen. Daher haben wir das Gefolgschaftsgelöbnis auf unsere Königin abgelegt.«
    »Und Selene ist wiedererstanden. Sie wusste, dass du das Kreuz an dich genommen hast. Als sie erwachte   … oder ihr ein neuer Kopf gewachsen ist oder was auch immer … wieso ist sie nicht gleich hinter euch her gewesen?«, fragte ich. Rache nehmen zu wollen wäre doch die einzig logische Reaktion gewesen. »Immerhin ist das Kreuz eine mächtige Waffe. Damit lässt man niemanden so einfach davonspazieren.«
    »Selene hat uns verfolgt. Sie kam, aber die Königin log sie an. Sie sagte, das Kreuz sei nun in ihrem Besitz. Über mich ist es das ja in gewisser Weise auch. Aber um Selene zu besänftigen, versprach unsere Königin, Stillschweigen über seine Existenz und das, was zwischen ihr und meinem Bruder und mir vorgefallen ist, zu bewahren. Wenn die magischen Kräfte des Kreuzes offenbar würden, würde man versuchen, es zu stehlen. Dann könnte es wieder gegen Selene selbst eingesetzt werden, und sie hat viele Feinde. Aber sie hat sich mit dem Wort unserer Königin zufriedengegeben.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Dreihundertfünfzig Jahre.«
    »Und ihr beide habt solch eine lange Zeit geduldig abgewartet und auf eine Chance gehofft, ihr den wahren Tod zu bescheren?«, vermutete ich. Mit jemandem abzurechnen stand ganz oben auf der virtuellen To-do-Liste nahezu aller Übernatürlichen. Wenn man Ewigkeiten lang lebt, besitzt jede Kränkung Gewicht.
    »Oui.« Naomi lächelte. »Ich verzehre mich danach.«
    »Da hast du aber ganz schön lange gewartet.« Ich ging zu dem Baum hinüber, an den Tyler den geflügelten Teufel genagelt hatte. »Wir müssen also nichts anderes tun, als herauszufinden, wie wir an dieser fliegenden Höllenbrut vorbeikommen. Zweifellos weiß Selene, dass ihr zwei den Auftrag habt, uns zu ihr zu führen.« Das war klar: Jede Gemeinschaft von Übernatürlichen hatte Spione an den entscheidenden Stellen anderer, besonders aber verfeindeter Gemeinden. Da Selene wusste, dass die Königin ihr wertvolles Ex-Eigentum besaß, hatte sie an

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