Hallo Engel!
und der engelhafte Eindruck verflüchtigte sich angesichts ihres schlendernden lässigen Gangs. Dev kniff anerkennend die Augen zusammen. Sie bewegte sich mit einer ursprünglichen Sinnlichkeit, die sämtliche Männerblicke auf ihre hoch angesetzten Brüste und die sanft schwingenden Hüften lenkte. Sie war nicht groß, doch sie hatte lange schlanke Beine mit herrlich geformten Waden und schmalen Fesseln. Im Vergleich zu den übrigen Gästen der schmuddeligen Bar wirkte sie wie eine überirdisch frische Brise.
Sie rückte die weiße Handtasche unter ihrem Arm zurecht und blieb unter einer nackten Glühbirne stehen. Dev stellte fest, dass ihre “Flügel” in Wahrheit weite kurze Ärmel waren. Das Kleid war hochgeschlossen und wirkte züchtig – bis sie sich umdrehte. Dev pfiff leise durch die Zähne. Das Oberteil war rückenfrei und entblößte ihre glatte gebräunte Haut bis unterhalb der Taille.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, beugte sich über den abgewetzten Eichentresen und sprach mit dem Barkeeper. Das Kleid spannte sich um ihre Hüften und betonte ihren wohlgeformten Po. Dev ächzte. Wer zum Teufel war diese Frau? Und was suchte sie in einer Kneipe wie dieser?
Der Barkeeper schüttelte den kahlen Kopf, und die engelhafte Frau wandte sich an den Gorilla. Doch auch er schien ihr ihre Frage nicht beantworten zu können, und sie ging weiter. Der Gorilla erhob sich, als wollte er hinterher, aber die Blondine legte ihm die Hand auf die Hüfte, sodass er auf seinen Barhocker zurücksank.
Dev beobachtete die ganz in Weiß gekleidete Frau. Sie schaute sich prüfend um, musterte jeden Mann eingehend. Was hatte sie bloß vor? Vom Billardtisch her starrte sie ein muskelbepackter Kerl mit Glatze und voller Tätowierungen unverfroren an und leckte sich die Lippen. Die Dartspieler, ein Narbengesicht und einer mit rotem Stirnband, unterbrachen ihr Turnier und gafften. Inzwischen hatten fast alle Männer die Frau bemerkt. Wollte sie einen Aufruhr entfesseln? Welche Frau ging in eine Bar wie diese und stand herum, als wartete sie darauf, angesprochen zu werden?
Eine Hure, wurde ihm plötzlich klar. Natürlich. Sie musste eine Prostituierte sein.
Das hätte er sich ja gleich denken können, wenn ihr weißes Kleid und der unschuldige Blick ihn nicht so verwirrt hätten. Das und die Tatsache, dass Straßenmädchen in dieser Gegend nicht so stilvoll, so raffiniert angezogen waren. Vielleicht war sie andere Kundschaft gewohnt. Er sah sich in dem verräucherten Raum um. Mit Sicherheit konnte keiner in der Bar sich dieses Mädchen leisten. Außer ihm, natürlich. Falls er das wollte.
Aber er wollte nicht. Er trank einen Schluck. Noch nie hatte er für Sex bezahlt und würde jetzt auch nicht damit anfangen.
Obwohl – sie war verführerisch, sehr sogar. Er betrachtete sie über den Rand des Glases hinweg. Dieser zerstreute Ausdruck zusammen mit dem aufreizenden Gang bildete wirklich eine reizvolle Mischung.
Erneut sondierte sie die Umgebung, ihr Blick glitt über Devs Gestalt. Er verspürte unvermittelt eine Welle von Wärme. Sie wirkte so … strahlend. Als sie das zweite Mal zu ihm hinschaute, hielt er den Atem an. Ihre Augen waren blau – ein klares Himmelblau, das sogar in diesem schummrigen Licht erkennbar war. Einladende Augen, die einem Mann den Himmel verhießen.
Plötzlich empfand er ein Gefühl von Vertrautheit, als würde er diese Frau schon seit Ewigkeiten kennen und als hätte er sein ganzes Leben nur auf sie gewartet. Etwas an ihr zog ihn an, und er musste den Wunsch unterdrücken, zu ihr zu gehen.
Er fing ihren Blick auf. Vermutlich standen ihm seine Gedanken ins Gesicht geschrieben, denn ihre Augen weiteten sich erschrocken und ihre Lippen formten ein lautloses “O”. Hastig sah sie weg und schaute zum Billardtisch hinüber.
Dev verstand nichts mehr. Wenn sie eine Professionelle war, warum kam sie dann nicht näher? Sie hatte doch gemerkt, welche Wirkung sie auf ihn hatte. Er lächelte zynisch. Natürlich. Indem sie zurückhaltend tat, sich unnahbar gab, machte sie die Jagd umso reizvoller. Sie heizte sein Interesse an, während sie ihm die kalte Schulter zeigte.
Nun, damit verschwendete sie nur ihre Zeit.
Jetzt sah sie wieder zu ihm hinüber, mied jedoch seinen Blick. Verstohlen musterte sie das teure, wenngleich zerknitterte Armani-Jackett über der Stuhllehne. Er hob sein Glas, sodass seine teure Armbanduhr sichtbar wurde. Sie hatte offenbar genug gesehen, denn sie kam auf ihn zu.
Dev
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