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Hallo Engel!

Hallo Engel!

Titel: Hallo Engel! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Paul
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Knie.
    “Wau”, stieß sie hervor. Kieselsteine gruben sich in ihre Handflächen. Sie wollte sich gerade aufrichten, da war Dev schon bei ihr, nahm sie unter den Achseln und zog sie hoch.
    “Hey, was war das denn?” Er drehte sie zu sich herum und zog besorgt die Augenbrauen zusammen. “Bist du abgerutscht?”
    “Nein, ich war einfach übermütig. Mir war in dem Moment, als könnte ich flie…” Sie brach ab. Sie hatte sich frei gefühlt. Freier als jemals bei ihren Reisen von Stadt zu Stadt.
    Devs Augen wurden schmal. Sie mied seinen Blick und wischte sich den Sand von den Knien. Er fragte: “Was wolltest du sagen? Dass du dachtest, du könntest fliegen?”
    Sie nickte. Kalter Zorn stieg in Dev auf. Seine Stimme wurde hart. “Dieser dumme Engelwahn. Jetzt glaubst du sogar schon, du könntest fliegen.”
    “Ich möchte an deinem Geburtstag nicht streiten”, sagte Gaby, während sie sich die Steinchen von den Händen strich. “Ich sagte doch, ich habe mich hinreißen lassen.”
    “Das wundert mich gar nicht.” Er nahm ihre Hand und betrachtete mit zusammengebissenen Zähnen die roten Kratzer. Dann sah er ihr in die Augen. “Du siehst die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit nicht mehr.”
    Sie riss ihre Hand los. “O doch.”
    Dev fasste sie hart bei den Schultern. “Dann sag mir, dass du kein Engel bist.”
    “Das kann ich nicht. Ich bin ein Engel.” Ihr Blick war unnachgiebig. “Und ich bin schon bald wieder weg.”
    Dev unterdrückte einen Fluch. Diese verdammten Engelgeschichten. Über ihre Kindheit zu reden könnte hilfreich sein – wenn er Monate Zeit dazu hätte. Aber die Zeit wurde knapp. Gaby blieb nie lange an einem Ort. Sie befreundete sich mit Menschen, knüpfte enge Beziehungen – und begab sich plötzlich anderswohin.
    Unvermittelt dachte Dev an jene Vorlesung damals. Er war viel älter als die anderen Studenten gewesen und hatte sich abseits gehalten, er hatte sich geärgert, dass er diese sinnlose Veranstaltung überhaupt belegt hatte. Doch dann war Gaby hereingeschneit gekommen und im Nu mit ihrer ganzen Umgebung gut Freund. Er hatte von seinem Winkel aus immer beobachten können, wie sie alle bezauberte – sogar den trübsinnigen Professor – und in jeder Stunde heiß diskutierte und viel lachte.
    Damals hatte er überlegt, ob er sich um Gaby bemühen sollte. Aber zwischen Job und Studium blieb ihm keine Zeit für Geselligkeit, und er hatte dem Drang, diese Frau näher kennenzulernen, widerstanden. Und eines Tages schließlich hatte Gaby gefehlt und war nie wiedergekommen. Das ganze restliche Semester über hatte er eine leise Wehmut empfunden. Nicht, weil sie weg war, sondern weil sie überhaupt aufgetaucht war. Er vermisste sie.
    Und sie hatte nicht einmal bemerkt, dass es ihn gab.
    Der Gedanke gab ihm einen Stich. Er ließ Gabriella los und wandte sich ab, um die Decke und den Korb zu holen.
    Auf der Rückfahrt übersah er bewusst ihre fragenden Blicke. Er hielt vor seinem Haus und begleitete sie zur Tür. “Sieh zu, dass du fertig bist, wenn ich nach Hause komme”, sagte er. “Zur Feier meines Geburtstags gehen wir essen.”
    “In Ordnung”, gab sie leise zurück. Ihre blauen Augen waren groß, als sie auf der Türschwelle zu ihm aufsah.
    Er nahm ihre Züge aufmerksam in sich auf, ihre gerade kleine Nase, die Sommersprossen auf ihrer zarten Haut, den weichen Kussmund. Seine Frustration löste sich, und Entschlossenheit machte sich in ihm breit. Er würde Gaby von ihrem Engelwahn befreien, egal, was es ihn kostete!
    Dev konnte sie einfach nicht gehen lassen, solange sie glaubte, ein Engel zu sein. Falls er dafür mit ihr schlafen musste, würde er das tun.
    Und wenn sie dieses Mal ging, dann würde sie sich garantiert an ihn erinnern.

10. KAPITEL
    V ier Stunden später betrat Gaby den Wohnraum. Devlin, im dunklen Anzug und eleganter Krawatte, wartete bereits auf sie. Sein Blick glitt langsam über ihre feuchten Locken, das weiße Kleid, die Nylonstrümpfe, die hochhackigen Schuhe. Er lächelte.
    Sie verharrte im Türrahmen. Sein Blick bereitete ihr leises Unbehagen. Etwas sehr Vertrautes und Intimes lag darin. Ja, es war derselbe Ausdruck, mit dem er sie damals im
Klemm's
gemustert hatte. “Hast du getrunken?”, fragte sie.
    Sein Lächeln wurde breiter. Ihr Unbehagen wuchs. “Ich habe keinen Tropfen angerührt”, versicherte er und kam auf sie zu.
    Gaby unterdrückte den Impuls zurückzuweichen. Als er näher kam, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Dev hob

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