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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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denn die Leute standen weiter um Halo herum und gafften sie an.
    Zwei Stunden später stand sie immer noch auf dem Kai, nach wie vor in das Fischernetz gewickelt. Sie war wütend, und sie fror. Und sie wurde noch wütender, als sie erfuhr, dass der berühmte Aristides endlich heimgekommen sei und die Nymphe zur näheren Untersuchung in sein Haus verbracht werden sollte. Die Fischer hoben sie hoch und trugen sie wie einen aufgerollten Teppich fort, was Halos Stimmung nicht gerade verbesserte.
    Im Haus angekommen, ließen die Fischer sie vor Aristides auf den Boden fallen, und sie sah, dass er ein großer, dicker Mann war, der Autorität und Ungeduld ausstrahlte.
    »Was geht hier vor?«, fragte Aristides und blickte die Fischer müde an. »Was soll dieses Theater?«
    Die halbe Stadt hatte sich im Hof seines Hauses versammelt.
    »Ihr dort, verschwindet! Hier bleibt nur, wer etwas Zweckdienliches zu sagen hat. Wo habt ihr dieses – «, hier unterbrach er sich und sah Halo prüfend an, »dieses Wesen gefangen?«
    »Wir haben es in einer Höhle gefunden«, schrien die Fischer wichtigtuerisch. »Aber wir wissen nicht, was es ist …«
    »Das ist ein Mädchen«, sagte Aristides. »Was ist daran so besonders?«
    Doch die Fischer waren nicht so leicht zu ernüchtern.
    »Aber sie ist ganz braun gebrannt und verwildert«, rief der eine. »Und dann diese Tätowierung. Und sie ist nackt!«
    »Und was hatte sie dort überhaupt zu suchen?«, fragte ein anderer aufgeregt.
    »Vielleicht wollte sie einfach schwimmen?«, schlug Aristides vor.
    »Aber warum gerade dort?«
    »Vielleicht wohnt sie in der Nähe«, antwortete Aristides.
    »Aber dort wohnt niemand«, widersprach einer der Fischer. »Also, außer den …«
    »Falls du gerade Zentauren sagen wolltest, du altes Weib, dann halt den Mund«, unterbrach ihn Aristides. »Zentauren gibt es nicht.«
    Halo blinzelte. Also so waren die Menschen. Streitsüchtig, grob und gänzlich unwissend? Wenigstens zogen sie nicht sofort ihre Schwerter, um sich gegenseitig umzubringen … Aber sie waren sehr unhöflich! Und es waren nur Männer. Wo waren die Frauen?«
    »Du hast recht, dort oben lebt niemand«, fuhr Aristides fort. »Am besten, wir behalten sie hier, und wenn jemand sie vermisst, kann er sie hier abholen.« Er wandte sich Halo zu. »He, Mädchen«, fuhr er sie an.
    Stumm starrte sie ihn an.
    »Wer bist du?«
    Sie presste ihre Lippen aufeinander und atmete durch die Nase.
    Er betrachtete sie eine Weile, dann bellte er: »Um Heras willen, bringt sie zu den Frauen. Sie sollen ihr das Fischernetz abnehmen und ihr ein paar Kleider anziehen. Sie wird schon nicht wegrennen …«
    »Vielleicht doch!«, warnte einer der Fischer, und in der Tat hatte Halo nichts anderes im Sinn, aber sie zitterte vor Erschöpfung, und die Hoftür war verschlossen … Sie würde später davonlaufen. Wenn sie etwas gegessen hätte. Sie würde an den Sternen erkennen, wo Norden **** war, und Orion würde auf sie herablächeln, und dann würde sie zu ihrer Familie zurückrennen. Zwar würde sie nicht rechtzeitig zum Fest ankommen, aber ohne sie würde es ohnehin kein Fest geben – wie glücklich sie sein würden, wenn sie auf die Agora gerannt käme und riefe: »Da bin ich wieder! Da bin ich wieder!«
    »Sie wird gleich ohnmächtig«, bemerkte Aristides. »Bringt sie zu den Frauen. Dort soll sie bleiben, bis ihr Vater oder ihr Besitzer sie abholt. Und jetzt fort mit euch …!«
     
    Erst nachdem die Fischer gegangen waren, betraten die Frauen den Raum. Sie hatten sich irgendwo im Haus aufgehalten und erschienen jetzt eine nach der anderen. Es waren fünf Frauen. Eine ältere, eine hübsche jüngere, ein Mädchen und zwei einfach gekleidete, müde aussehende Frauen unbestimmten Alters. Halo versuchte immer noch, völlig unbeteiligt zu wirken, musste die Frauen aber unwillkürlich anschauen. Wie seltsam sie aussahen! Sie kniff ihre Lippen zusammen und sah zur Seite.
    Die Frauen starrten sie ebenfalls an.
    »Nehmt ihr das Netz ab, und bringt sie ins Bad«, befahl die junge, hübsche Frau, die offenbar das Sagen hatte. »Hat sie keine Kleider? Dann bringt ihr einen alten Chiton von Hypsipyle.«
    Das Mädchen – Halo vermutete, dass sie Hypsipyle war – wollte widersprechen, schwieg dann aber doch. Sie starrte Halo feindselig an.
    »Wie alt bist du?«, fragte sie.
    Halo antwortete nicht. Ihr missfiel der unhöfliche Ton des Mädchens.
    Hypsipyle ärgerte das.
    »Kannst du nicht sprechen?«, sagte sie. »Haben die

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