Haltlos
nur NOCH SCHWERER MACHT!“
Die letzten Worte hatte er gebrüllt und die Luft um ihn herum flimmerte schon wieder.
Lenir hob beschwichtigend die Hände. „Das sollte ja auch keine Kritik sein. Abrexar weiß doch, dass die Bedingungen für euch alles andere als leicht sind. Aber er und Hoggi sind schon eifrig am Pläneschmieden und dafür wäre es eben gut, wenn ihr zwei unlösbar miteinander verbunden wärt.“
Victoria nickte niedergeschlagen. „Das kann ich mir gut vorstellen. Und wir versuchen ja auch alles, aber ich komme einfach nicht dahinter, welches Bild der richtige Anker für Jaromir ist.“
Lenir blickte sie mitfühlend an. „Hoggi meinte, es sei wichtig, dass ihr euch voll aufeinander einlasst. «Es kann keine Geheimnisse zwischen zwei Gefährten geben», genau das waren seine Worte. Was er damit meint, weiß ich auch nicht“, fügte er achselzuckend hinzu.
„Ich schon“ , dachte Victoria mit neuen Schuldgefühlen und seufzte tief.
Jaromir legte liebevoll seinen Arm um sie. „Wir kriegen das schon hin, Kleines. Aber jetzt solltest du erst mal den Astraltrank zu dir nehmen. Je eher du dich regeneriert hast, desto sicherer wird morgen Abend dein erster Sprung durch die Nebel.“
Victoria nickte und entkorkte die kleine Phiole.
Die Flüssigkeit in dem Fläschchen schien lebendig zu sein und bewegte sich fortwährend sanft schlingernd in dem kunstvoll geschliffenen Gefäß.
Vorsichtig nahm sie einen kleinen Schluck. Und staunte: der klare, zartrosa Trank schmeckte unfassbar lecker und während er ihre Kehle hinunter rann, breitete sich in ihr warme Glückseligkeit aus. Es erinnerte sie an das Gefühl, wenn Jaromir sie mit seinen warmen Bronzeaugen ansah und war doch ganz anders. Unwillkürlich musste sie lächeln.
Jaromir und Lenir sahen sie gespannt an und begannen zu grinsen.
Sie nahm noch einen Schluck und das Gefühl der Glückseligkeit verstärkte sich. Und noch einen Schluck. Auch wenn sie es für unmöglich gehalten hatte, aber das Glück in ihrem Inneren schwoll noch weiter an.
„Das ist ja fast schon unerträglich!“ , dachte Victoria heiter.
Sie lachte und wollte noch einen Schluck nehmen, stellte aber enttäuscht fest, dass die Phiole schon leer war. Sie legte den Kopf in den Nacken und wartete geduldig bis auch der letzte Tropfen auf ihre Zunge gefallen war.
Lenir musste bei dem Anblick lauthals lachen und auch Jaromir konnte es sich kaum verkneifen.
Sie zuckte nur gut gelaunt mit den Schultern: „Mann, das Zeug ist aber auch was lecker!“
Dann stutzte sie plötzlich. Irgendwas passierte da gerade mit ihr. Sie konnte fast schon spüren, wie die Astralenergie in sie hineinströmte. Es war ähnlich, als hätte sie Zimt zu sich genommen, nur sehr viel intensiver und dabei trotzdem nicht unangenehm.
„Krass.“
Dann sah sie sich um. Alles war plötzlich so viel klarer und irgendwie auch bunter und weicher und schöner und … ach und überhaupt!
„Huihhh! Die Welt ist toll. Eigentlich ist das mit den Goldenen alles gar nicht so schlimm. Ich bin stark, ich kann mich wehren!“
Tatsächlich fühlte sie sich auf einen Schlag unglaublich erholt und kraftvoll.
„Warum sollen wir denn auf morgen warten? Mir geht es gut!“
Sie konnte alles tun und das würde sie den beiden Zweiflern, die sie da gerade nachsichtig grinsend anblickten auch zeigen.
„Ich werde einfach einen Schild erschaffen, den die Welt noch nicht gesehen hat. Dann werden sie gleich einsehen, dass ich voll auf dem Damm bin!“ , dachte Victoria voller Tatendrang.
Aber Jaromir schritt sanft ein. „Nein, meine Liebe, das lässt du besser bleiben. Wie ich sehe, hat der Rausch dich schon voll erwischt.“
„Rausch?“, fragte Victoria gedehnt. „Was denn für ein Rausch? Ich bin nicht berauscht. Ich bin voll da!“
Lenir kicherte und sah seinen Freund an. „Das sehen wir! Mann, hab ich auch so aus der Wäsche geguckt, als Victoria meine magischen Kräfte aufgefüllt hat?“
Jaromir nickte vielsagend.
Victoria zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. „Hey, was willst du damit sagen, Lenir?“
Der gluckste noch immer vor sich hin. „Ach nichts, gar nichts. Ich werde jetzt wohl besser gehen – nur denkt bitte an Hoggis Worte…“ Damit drehte er sich belustigt um und verließ mit langen Schritten den Raum.
Victoria starrte ihm hinterher. „Habe ich irgendwas Ekliges an mir, dass der Knilch so dermaßen schnell die Flucht ergreift?“ , fragte sie sich verwundert und sah prüfend an sich
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