Haltlos
Gefährte in sich hineinhorchte. Dann sagte er: „Nichts, was mir jetzt auffällt … aber ich fühle mich gut und irgendwie stärker als vorher.“
Sein Mentor lächelte. „Das sollte auch so sein. Wir sollten eine Stärkeprobe machen… aber warte einen Moment…“
Abrexar konzentrierte sich und Victoria konnte in seinem Geist eine diffuse, aggressive, rote Wolke mächtiger Drachenpräsenzen spüren, die nicht mehr allzu weit von ihnen entfernt war.
Jaromir sah ihn besorgt an, doch Abrexar meinte kämpferisch: „Es ist wohl so weit! Gehen wir das Wichtigste noch einmal kurz durch.“
Victorias Euphorie war schlagartig vorbei.
Sie hatte Angst vor dem, was kam und wurde unruhig. Sie fragte den schwarzen Mentor verwirrt: „Aber willst du denn nicht unsere Verbündeten rufen? Die Roten sind doch gleich hier!“
Abrexar lächelte sie beruhigend an. „Keine Sorge, Victoria, sie werden rechtzeitig hier sein. Aber wenn ich sie jetzt schon rufe, wissen die Roten sofort, wo wir sind und springen ebenfalls hier her. Wenn ich noch warte, haben wir jedoch ungefähr noch eine halbe Stunde Zeit und können in Ruhe die letzten Vorbereitungen treffen.“
Sie nickte, fühlte sich aber ganz und gar nicht beruhigt. Es ging ihr jetzt wieder genauso wie vor einer Woche bei dem Lagerfeuer. Einfach am Ort ausharren und die Gefahr auf sich zukommen lassen, war gar nicht ihr Ding. Sie hatte ein mieses Gefühl und nur noch einen elenden Gedanken: „FLUCHT! Ich muss hier weg! Am besten sofort.“
Jaromir fasste ihre Hand und meinte zuversichtlich: „Hey Kleines, wo willst du denn hin? Sie würden uns doch ohnehin nach kurzer Zeit finden… Es wird alles gut. Abrexar macht das schon.“
Auch Hoggi war ihre Panik nicht entgangen. Er sah sie gutmütig an. „Komm Victoria. Lass Abrexar und Jaromir ihren Schlachtplan zu Ende besprechen. Ich habe eine kleine Überraschung für dich…“
Victoria war völlig durch den Wind. Eben noch hatte sie sich stark gefühlt und sogar problemlos die Gedanken der anderen wahrgenommen und jetzt war alles anders. Sie fühlte sich wie ein kümmerliches Häufchen Elend. Ihre Gedanken rasten hektisch hin und her und sie konnte sich auf nichts konzentrieren. Sie hatte einfach nur Angst vor dieser massiven roten Wolke. Im Moment konnte sie gerade mal Jaromir spüren, der zwar nervös war, aber vor allem froh darüber, dass diese Warterei nun bald ein Ende haben würde. Er vertraute seinem Mentor voll und ganz und brannte darauf, sich seinen Widersachern zu stellen.
Jaromir blickte sie aufmunternd an und versuchte seine Gelassenheit mit ihr zu teilen. Auch schon früher hatten sie Gefühle geteilt, doch jetzt war es viel intensiver. Er gab ihr einen Teil seiner Stärke. Sie bemerkte, dass ihr Herz aufhörte, wie wild zu pochen und sie ruhiger atmen konnte. Leise Zuversicht breitete sich in ihr aus und sie fühlte sich besser.
Jaromir nickte zufrieden. „So ist es gut! Bleib ruhig bei Hoggi. Abrexar hat alles unter Kontrolle und wird euch rechtzeitig rufen.“
Sie atmete noch einmal tief durch und versuchte ein Lächeln. „Also gut. Bis gleich dann…“
Die beiden Schwarzen gingen wieder zum Lager.
Hoggi grinste Victoria breit an. „Warte kurz hier…“
Dann verschwand er einfach ins Nichts und tauchte wenige Sekunden später wieder auf. In seinen Vorderkrallen hielt er ein in bunten Stoff eingeschlagenes Paket, das von einer dicken weißen Schleife zusammengehalten wurde.
Victoria war in diesem Moment so gar nicht nach fröhlichem Geschenkeauspacken zumute, aber der alte weiße Drache streckte ihr das Paket nachdrücklich entgegen und sagte freundlich: „Ich dachte, du solltest angemessene Kleidung haben, wenn du zum ersten Mal in deinem Leben einer Goldenen entgegentrittst… Also pack schon aus!“
Sie zwang sich zu einem Lächeln und nahm das Paket entgegen. Dann zog sie an der Schleife und war sich sicher, dass diese genau wie auch der bunte Stoff an diesem Ort von Hoggi mit seiner astralen Energie hergestellt worden war.
Unter dem Stoff kam etwas Mattschwarzes zum Vorschein.
Sie legte die Geschenkverpackung, die an sich schon ein Vermögen wert sein musste, vorsichtig auf einen der Steine neben sich und faltete das Geschenk auseinander.
Sie staunte, denn Hoggi hatte ihr eine komplette Flugausrüstung hergestellt: Schuhe, Jacke, Hose und natürlich eine elegante Fliegermütze. Dazu gab es noch Handschuhe und einen Schal. Das Material war dick und robust wie Leder, fühlte sich
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