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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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verschwand.
    Er schien ernsthaft überrascht zu sein. Zugleich zeigte sich eine unbändige Neugier in seinen Augen. „Sind Sie sich da ganz sicher?“
    Sie sah ihn verwundert an. „Will er mich testen? Ich weiß doch, was ich gesehen habe!“ Dann kamen ihr erste Zweifel. „Vielleicht habe ich das ja doch nur geträumt. Schließlich wäre das nicht der erste Tagtraum in der letzten Zeit.“
    Custos Portae lächelte sie wieder an.
    Plötzlich fiel ihr Blick auf ein Buch, das am Boden lag. «The Hollow – a Hercule Poirot Mystery» von Agatha Christie und sie war sich in diesem Moment hundertprozentig sicher, dass es so abgelaufen war, wie sie eben gesagt hatte.
    Sie wurde misstrauisch.
    Nun leuchteten seine Augen fast, als wollten sie brennen. Die Luft zwischen ihnen flirrte und knisterte und das Prickeln wurde wieder stärker.
    „Frau Abendrot, ich muss schon sagen, Sie sind wirklich eine außergewöhnliche junge Frau mit einer überraschend klaren und präzisen Wahrnehmung.“
    Dann öffnete sich ganz vorsichtig ein Fenster in ihren Gedanken und sie hörte seine Stimme: „Victoria, ich werde dich nicht anlügen, aber ich kann dir jetzt auch nichts erklären.“
    Sie riss erstaunt die Augen auf und flüsterte: „Wieso nicht?“
    Dann hörte sie Frau Meier mit dem Tee kommen. „So Kindchen, das wird Sie ganz schnell wieder auf die Beine bringen!“
    Victoria nahm den dampfenden Becher entgegen und trank vorsichtig einen Schluck. „Danke, Frau Meier.“
    Dann sah sie Jaromir Custos Portae auffordernd an und dachte: „Wieso nicht!?“
    Er sah sie offen an und wieder hörte sie seine Stimme in ihrem Kopf: „Victoria, ich habe noch nie einen Menschen wie dich getroffen.“ Selbst in seiner Gedankenstimme konnte Victoria das Erstaunen heraushören. Als er weitersprach, wurde seine Stimme weich: „ Du bist so anders als alle anderen. Du scheinst meinen Blick angenehm zu finden und hast keine Angst davor, dich in meiner Nähe aufzuhalten – ganz im Gegenteil, es gefällt dir sogar. Und das wiederum gefällt mir. Und du kannst sogar meine Gedanken hören… Wie das mit den Bildern passieren konnte, weiß ich allerdings selbst nicht… Ich hätte dich nicht berühren dürfen, aber ich konnte dich einfach nicht stürzen lassen... Es tut mir leid, Victoria. Das hätte nicht passieren dürfen.“
    Frau Meier hatte nichts von der Gedankenunterhaltung mitbekommen und fragte nun: „Und Victoria, geht es Ihnen schon wieder etwas besser?“
    Sie nickte und die alte Frau fuhr fort: „Ich habe hinten noch selbstgemachten Apfelkuchen. Wollen Sie vielleicht ein kleines Stück? Nicht, dass Sie mir auf dem Heimweg noch einmal zusammenklappen.“
    Jaromir Custos Portae sah, dass sie ablehnen wollte und schaltete sich ein: „Das Angebot sollten Sie unbedingt annehmen! Frau Meiers Apfelkuchen ist wirklich sehr gut.“
    Victoria lächelte. „Dann habe ich wohl keine andere Wahl, oder?“
    „Das will ich wohl meinen, Kindchen!“
    Als Frau Meier wieder auf dem Weg in die Teeküche war, hörte sie abermals die Stimme von Jaromir Custos Portae in ihrem Kopf: „Habe ich dir Angst gemacht?“
    Victoria runzelte die Stirn. „Angst? Ich weiß nicht… Ich bin auf alle Fälle verwirrt…“
    Er lächelte. „Das war nicht meine Absicht. Ich verspreche, ich werde dich nie wieder berühren und auch nie wieder in deinen Gedanken sprechen – es sei denn, du wünscht es ausdrücklich.“
    Das Fenster in ihrem Kopf wurde leise wieder zugezogen. Dann blickte sie in die warmen, braunen Augen und sah seine ehrliche Freundlichkeit.
    Frau Meier kam mit dem Kuchen. Während Victoria aß, unterhielten die beiden anderen sich über alte Handschriften.
    Der Apfelkuchen war wirklich köstlich. Nachdem Victoria aufgegessen hatte, fühlte sie sich tatsächlich besser. Sie bedankte sich für den Kuchen bei Frau Meier und wollte aufbrechen.
    Da sagte Frau Meier zum Professor: „Sie bringen Victoria doch sicher nach Hause, oder?“
    Der nickte. „Ich wollte Frau Abendrot gerade fragen, ob sie mir die Ehre dazu erweisen würde.“
    Victoria protestierte: „Mir geht es wieder gut, wirklich! Und ich wohne ja auch gleich dort drüben.“ Sie zeigte aus dem Fenster.
    Custos Portae sah sie gewinnend an. „Bei der kurzen Strecke werden Sie mir das ja wohl kaum abschlagen können.“
    Frau Meier nickte zustimmend.
    „Ich habe wohl wieder mal keine Wahl, oder?“ Victoria verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln und dachte: „Als wenn ich in der

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