Haltlos
Gemüsesticks und einen exotischen Obstsalat.
Victoria zog eine Augenbraue hoch, als sie dieses perfekte Picknick sah und fragte misstrauisch: „Das wirkt ja ausgesprochen professionell. Machst du so etwas öfter?“
Er schüttelte verlegen den Kopf und sah ihr in die Augen. „Nein, das ist mein erstes Picknick und ehrlich gesagt auch mein erstes Date. Ich habe mich nach unserem Gespräch mit Professor Lorenz beraten.“
Sie lachte. Professor Lorenz war an der ganzen Fakultät als Weiberheld bekannt. Jede Erstsemesterstudentin wurde eindringlich vor ihm gewarnt.
Jaromir sprach weiter: „Von seinem unersättlichen Liebeshunger mal abgesehen ist der Mann eigentlich ganz nett. Und er hat wirklich Ahnung davon, wie man ein Date angehen sollte.“
Zufrieden blickte er auf sein Werk. Das Ganze war sehr appetitlich angerichtet und roch ausgesprochen verführerisch.
Victoria bemerkte, dass sie wirklich Hunger hatte.
Dann schaute er sie an und fragte etwas förmlich: „Victoria, würdest du mir die Ehre erweisen, mit mir zu speisen?“
Seine Ritterlichkeit machte sie verlegen und so nickte sie nur lächelnd.
Dann ließen sie sich beide auf der Wolldecke nieder und er schenkte Rotwein in die funkelnden Gläser. Victoria saß nur einen halben Meter von ihm entfernt und ein angenehmes Prickeln breitete sich in ihr aus. Es war herrlich, so nah bei ihm zu sein und zu essen. Die Stimmung war entspannt. Sie unterhielten sich über die Uni, ihr Studium und natürlich über die Mathematik an sich.
Sie war überrascht, als er sagte: „Für mich ist die Mathematik eindeutig mehr als nur streng logisch aufgebaute Lehrsätze mit dazugehörigen Beweisen.“ Er drehte den Kopf und sah sie an. „Für mich gehört auch…“ und sie ergänzte im Geiste „Kreativität und Schönheit dazu.“
„Ja genau, so ist es. Mathematik und Kunst sind eins“, sagte er leise.
Seine Augen leuchteten begeistert genau wie ihre.
Sie dachte: „Er ist der Erste, der das genauso sieht wie ich… unglaublich.“
Er wollte ihre Hand greifen, hielt dann aber doch im letzten Moment inne. Beide sahen sich an und schwiegen verlegen.
Victoria wollte in seinen Augen ertrinken.
Die Luft um sie herum knisterte und die Vögel zwitscherten. Die Sonne war bereits hinter den Bäumen verschwunden und der Himmel brannte feuerrot. Langsam dämmerte es.
Er brach das Schweigen als erstes. „Wir wollen ja nicht im Dunkeln sitzen“, sagte er etwas zu laut und lachte.
Dann entflammten sich die Kerzen von ganz allein – wie von Geisterhand.
Victoria riss erstaunt die Augen auf. „Wie hast du denn das gemacht?!“
„Magie“, sagte er schlicht.
Victoria konnte es nicht glauben. „Das ist ein Scherz!“
„Nein“, erwiderte er, „kein Scherz. Und wenn du genau überlegst, wirst du feststellen, dass auch du Magie beherrschst.“ Bevor sie das abstreiten konnte, fuhr er fort: „Du kannst meine Gedanken hören und du kannst Bilder aus meinem Kopf ziehen.“
Sie nickte widerstrebend, als er schon fortfuhr: „Und ganz offensichtlich hast du in den letzten Tagen eine Vielzahl von Zaubern gewirkt, denn ansonsten hättest du heute nicht so durstige Augen und wärst auch nicht so abgeschlagen – wobei ich sagen muss, dass du jetzt schon besser aussiehst als noch heute Morgen.“
Sie nickte. „Ich habe heute Nachmittag ein paar Stunden geschlafen.“
„Ja“, sagte er zustimmend, „Schlaf hilft wirklich gut bei der astralen Regeneration. Aber noch besser hilf das hier.“
Jaromir zog ein schmales Päckchen Kaugummi aus seiner Hemdtasche und hielt es ihr hin. Die Verpackung war rot-orange und HotSpice stand in großen Buchstaben darauf geschrieben.
„Kaugummi?“, fragte sie erstaunt.
„Probiere einfach.“
Victoria nahm eins und genoss das Kribbeln, das sich ausbreitete, als sich ihre Hände fast berührten. Sie packte den Streifen aus und steckte ihn in den Mund.
Jaromir sah sie erwartungsvoll an.
Sie kaute ein paar Mal. Das Kaugummi war recht scharf und schmeckte intensiv nach Zimt.
Sie war überrascht. „Du kaust Zimtkaugummi? Ich wusste ja noch nicht mal, dass es so etwas gibt!“
Er nickte. „Ja, ich liebe dieses Zeug. Der Zimt ist das Geheimnis und in dieser Form ist es leicht, ihn mit sich herumzutragen und unauffällig zu sich zu nehmen. Ich hätte dir aber genauso gut eine Zimtschnecke oder ähnliches geben können. Jogi-Tee ist übrigens auch ganz lecker und bewirkt wahre Wunder.“
Und tatsächlich: Victoria fühlte sich
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