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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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gleich viel besser – fast schon normal. „Das ist ja Wahnsinn. Wenn ich gewusst hätte, dass es so einfach ist, dann hätte ich gestern nicht schon um fünf ins Bett gehen müssen.“
    Er lachte laut. „Um fünf?! Victoria, was um Himmels Willen hast du gestern gemacht?“
    Sie wurde verlegen, sagte dann aber doch: „Ich habe festgestellt, dass ich deine Anwesenheit irgendwie spüren kann und das auch auf einige Entfernung. Wenn ich mich konzentriere, kann ich sogar erahnen, was du gerade tust. Und das fand ich dann so spannend, dass ich es gestern eben fast den ganzen Tag ausprobieren musste.“
    Er sah sie erstaunt an und sagte fast tonlos: „Das ist nicht möglich! Victoria, Ortungszauber sind komplexe Magie und wenn man dann noch erkennen kann, was die zu beobachtende Person gerade macht, deutet das auf einen erfahrenen Magier hin. Ich selbst habe Jahre gebraucht, um diesen Zauber entsprechend zu beherrschen!“
    Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Gestern hast du jedenfalls nach der Ankunft in deinem Büro etwas geschrieben. Dann hast du dir einen Kaffee geholt, dich mit jemandem unterhalten und sogar telefoniert. Dein Mittagessen hat dir nicht sonderlich gut geschmeckt und gegen sechzehn Uhr hast du dein Büro abgeschlossen und bist mit deinem Auto weggefahren.“
    Er war verdattert. „Und das hast du wirklich gesehen?“
    Sie rief sich ihre Wahrnehmungen noch mal ins Gedächtnis und meinte: „Gesehen würde ich nicht gerade behaupten. Es war irgendwie anders. Als wäre mir ein neues Sinnesorgan im Kopf gewachsen, das für diese spezielle Wahrnehmen zuständig ist. Ich weiß einfach, wo du bist und was du machst. Keine Ahnung wie ich das anstelle.“
    Das Zimtkaugummi hatte merklich an Geschmack verloren und sie wickelte es wieder in die Silberfolie und steckte es in ihre Hosentasche.
    Dann fiel ihr die Beobachtung vom Donnerstag kurz vorm Einschlafen wieder ein. „Sag mal, was hast du am Donnerstag eigentlich bei unserem Haus gemacht, so gegen kurz nach fünf?“
    Jaromirs Erstaunen war zu Fassungslosigkeit geworden. Dann sagte er leise: „Ich wollte nach dir sehen – ich hatte den Eindruck, dass es dir nicht sonderlich gut ging.“
    Sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen den Kopf. „Du fühltest dich jedenfalls irgendwie anders an als vorher oder auch als jetzt. Und du warst … über dem Gebäude?!“
    Er stockte und sah ihr direkt in die Augen, so dass sie schon wieder dahinschmolz. Dann sagte er leise: „Das liegt daran, dass ich mich deinem Haus nicht in menschlicher Gestalt genähert habe.“
    Victoria zog eine Augenbraue hoch und sagte mehr zu sich selbst: „Und ich dachte, die Drachengeschichte ist ein Witz.“
    Er blickte sie eindringlich an. „Victoria, das ist kein Spiel. Es kann sogar sehr gefährlich für dich werden.“
    Sie runzelte ungläubig die Stirn und dachte: „Das kann er doch nicht wirklich ernst meinen! Es GIBT keine Drachen – höchstens in Märchen.“
    Daraufhin wurde er verlegen und sie sah die Unsicherheit in seinem Blick. „Du glaubst mir nicht. … Willst du es sehen?“
    Sie horchte in sich hinein. „Will ich das?“
    Wenn sie ehrlich zu sich war, wusste sie, dass er die Wahrheit sprach. Aber sie musste es mit eigenen Augen sehen, um es wirklich verstehen zu können. „Ja, ich will es sehen.“
    „Bist du sicher? Hast du keine Angst?“
    Sie dachte nach und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht… Ich kenne dich zwar nur so wie jetzt, aber gestern über unserem Haus, habe ich dich auch gespürt. Du hattest Spaß am Fliegen und du warst größer und irgendwie auch … mächtiger, aber du warst nicht bedrohlich. Und außerdem, wenn du mich hättest fressen wollen, hättest du in den letzten zwei Stunden reichlich Gelegenheit dazu gehabt.“
    Da musste er lachen. „Auch wieder wahr! Und eine logische Schlussfolgerung noch dazu.“
    Er stand auf und konzentrierte sich kurz. „Ich habe nachgesehen, ob wir allein sind“, erklärte er auf ihren fragenden Blick hin.
    Dann ging er ein paar Schritte auf die angrenzende Lichtung. Inzwischen war es bis auf die Kerzen vollständig dunkel geworden. Die Luft um ihn herum begann zu flimmern. Er sah ihr lächelnd in die Augen und verwandelte sich dann in einer fließenden Bewegung in einen großen schwarzen Drachen.
    Victoria riss ihre Augen auf, kniff sie mehrfach fassungslos zusammen und schüttelte leicht den Kopf, doch der Drache verschwand nicht.
    Da stand tatsächlich ein Drache!
    Dieser Drache

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