Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
eintauchten, hatte Han das Gefühl, einen ganzen Tag ein Schiff gesteuert zu haben und nicht bloß eine halbe Stunde. Er wollte sich gerade in seinen Sitz zurückfallen lassen, als ein kurzer Blick auf Kid Dxo’In ihm zeigte, daß dieser offenbar mit dem Kopf auf der Lehne eingeschlafen war.
Han sah Chewie an, zuckte die Achseln und sagte: »Übernimm mal eine Sekunde, ich berechne in der Zwischenzeit unseren Kurs nach Kessel, Kumpel.«
Wenige Minuten später rief Han die letzten Koordinaten aus dem Navcomputer ab und setzte den Kurs fest. Er warf Kid Dxo’In einen Seitenblick zu. Dieser hatte ein wasserblaues Auge geöffnet. »Gehen Sie auf Kurs, Solo!«, forderte ihn die rauhe Stimme auf.
Han grinste. »Klar.«
Augenblicke später dehnten sich die hellen Lichtpunkte des Normalraums vor ihren Augen aus, und die ›Sternfeuer‹ schoß in einen anscheinend aus Sternlinien gebildeten Tunnel. Han bemerkte, daß er grinste wie ein Kind. Es war lange her, daß er wirklich ein Schiff geflogen und nicht nur damit rumgespielt hatte.
Während seiner Zeit bei der Flotte hatte er auf den großen imperialen Raumschiffen als Steuermann Dienst getan, aber seine Lieblingsaufgabe war das Fliegen der TIE-Jäger gewesen. Klein, wendig und tödlich, verlangten sie nach exakter Feinabstimmung, wenn es ums Steuern und Schießen ging. Sie besaßen allerdings keine Schilde und waren daher überaus verwundbar. Nur wenige TIE-Piloten erreichten ein hohes Alter.
Als die ›Sternfeuer‹ wieder in den Normalraum zurückfiel, genügte Han ein einziger Blick auf den Schlund, und er schnappte nach Luft. Kid Dxo’In, der sein Nickerchen unterdessen beendet hatte, streckte sich und grinste. »Beeindruckend, nicht wahr, Solo?«
»Kann man wohl sagen«, knurrte Han.
Vor ihnen erstreckte sich der Schlund, eine Ansammlung Schwarzer Löcher, die den Sternen der Umgebung das Leben aussaugte. Lange Gasschleier verschwanden wie der Faden im Nadelöhr in den monströsen Wirbeln aus Gas und Staub, welche die Lage der Schwarzen Löcher anzeigten. Die Löcher selbst blieben natürlich unsichtbar. Der Grund, warum man sie ›Schwarze Löcher‹ nannte, war ihre Gravitation, die so stark war, daß nichts, nicht einmal Licht, ihrer Anziehungskraft widerstehen konnte. Aber Gas und Staub wiesen auf ihre Lage hin. Und es gab hier eine Menge davon. Soweit Han wußte, war der Schlund ein in der ganzen Galaxis einzigartiges Phänomen.
»Kessel liegt ganz am Rand, Solo«, sagte Kid. »Hier, ich zeige Ihnen die Koordinaten auf dem Bildschirm.«
Han studierte die Angaben über den plumpen, unförmigen Planeten von geringer Größe, der einen kleinen grellen blauweißen Stern umkreiste. Um Kessel wiederum drehte sich ein einsamer Mond. »Der Planet ist nicht mal kugelförmig«, murmelte er. »Er besitzt nicht genug Masse, um eine Atmosphäre zu halten.«
»Ja, ich weiß. Man muß dort eine Atemmaske tragen, aber die halten da unten ein paar Anlagen in Gang, die für eine künstliche Atmosphäre sorgen, wir brauchen also keine Vakuumausrüstung anzulegen«, erklärte Kid.
Han runzelte die Stirn über die Anzeigen. »Ich wußte gar nicht, daß Kessel einen Mond hat.«
»Es gibt Gerüchte, daß die Imperialen den Mond ausgekundschaftet haben und daß sie dort möglicherweise sogar irgendwas bauen wollen. Verrückt, wenn Sie mich fragen.«
»Gibt es denn imperiale Schiffe in dieser Gegend?« Kids Eröffnung bereitete Han Kopfzerbrechen. Chewie war noch immer ein entflohener Sklave, den das Imperium nur zu gerne wieder einfangen würde.
»Ja, ich bin einem Burschen begegnet, der für die imperialen Sicherheitskräfte als Informant arbeitet, und der hat mir erzählt, daß die Imperialen in Erwägung ziehen, irgend so eine große geheime Anlage mitten im Zentrum des Schlunds zu bauen«, berichtete Kid nachdenklich.
Han betrachtete die wirbelnden Strudel aus Gas und Staub, die von der Gegenwart der Schwarzen Löcher kündeten, und schüttelte den Kopf. »Eine Basis? Da drin? Die sind verrückt!«
Kid zuckte die Achseln. »Zwischen diesen Schwarzen Löchern ist mehr Raum, als man meint. Manche Schmuggler behaupten, man könne die Kessel-Route sogar noch abkürzen, indem man sich möglichst dicht am Schlund hält.«
Han studierte weiter mit gerunzelter Stirn die Anzeigen. »Sie meinen, die Route noch schneller bewältigen?«
Kid lachte. Ein knarrendes Geräusch. »Na ja, das auch. Aber es heißt, daß Zeit und Raum so nah am Schlund beeinträchtigt und
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