Han Solos Abenteuer 02 - Han Solos Rache
bekommen. Diese Leute wußten genau, was sie taten; das Ganze war abgekartet gewesen. Zlarbs offene Bereitschaft, seine Waffe zu gebrauchen, war ein Beweis dafür, daß er und seine Komplizen um einen sehr hohen Einsatz spielten. Die Möglichkeit, um eine Bezahlung betrogen oder vielleicht sogar seines Schiffes beraubt zu werden, störte Han plötzlich weniger als der Gedanke, die Begegnung nicht zu überleben.
Die Masse der Falcon wurde deutlicher sichtbar, als sie sich dem Schiff näherten.
»Keine schlauen Versuche, Solo«, warnte Zlarb. »Zucken Sie vor dem Wookie nicht mal mit der Nase, sonst sind Sie ein toter Mann.«
Han mußte einräumen, daß Zlarb vorausdachte, aber an alles hatte er nicht gedacht. Han und Chewbacca hatten ein Signalsystem für Abholungen und Lieferungen, bei dem Han gar nicht erkennen zu lassen brauchte, daß etwas nicht stimmte; es kam nur darauf an, daß er sich dem Schiff näherte und das geheime Zeichen unterließ, alles sei in Ordnung.
Über dem Stöhnen des Sturmes hörten sie das Heulen der Servomotoren. Die Vierer-Geschütze im Rumpfturm der Falcon schwenkten, hoben sich und richteten sich auf sie.
Aber Zlarb war bereits hinter Han getreten, hatte die erbeutete Strahlerwaffe aus seinem Gürtel gezogen und hielt sie mit der Mündung an die Schläfe des Kapitäns.
Sie konnten Chewbacca jetzt sehen. Er hatte das behaarte Gesicht an das Kabinendach gepreßt, blickte sorgenvoll herunter. Der linke Arm des Wookie war hinter ihm ausgestreckt und griff zur Konsole hinunter. Han wußte, daß die Finger seines Freundes nur Millimeter von den Geschütz-Auslösetasten entfernt waren. Er hätte am liebsten geschrien: Hau ab! Flieg weg!, aber Zlarb hatte das einkalkuliert.
»Kein Wort zu ihm, Solo! Kein Laut, sonst ist es aus mit Ihnen.« Han zweifelte keinen Augenblick daran.
Zlarb winkte dem Wookie, aus dem Schiff herunterzukommen. Mit der Strahlermündung zeigte er an, was mit Han geschehen würde, wenn Chewbacca nicht gehorchen sollte. Han, mit der Miene seines zottigen Ersten Offiziers vertraut, las zuerst Unentschlossenheit, dann Resignation in dessen Gesicht. Dann verschwand der Wookie aus der Kanzel.
Han murmelte etwas, und Zlarb stieß ihn mit dem Strahler an. »Geschenkt. Sie können froh sein, daß er aufgepaßt hat. Macht schön mit, dann überlebt ihr das alle beide.«
Zwei von Zlarbs Gehilfen waren herangekommen und in der Nähe ihres Chefs stehengeblieben. Der eine war ein Mensch, ein gedrungener, hartgesotten aussehender, häßlicher Kerl, der von irgendeiner von 100.000 Welten stammen konnte; der andere ein Humanoid, ein riesiges, beleibtes Wesen, fast so groß wie Chewbacca, mit winzigen Augen unter vorspringenden Brauenknochen. Die Haut des Humanoiden war von glänzendem Braun, wie exotisches, poliertes Holz, und an seiner Stirn krümmten sich verkümmerte Hörner. Er schien weder Thermoanzug noch Kugelhelm zu brauchen.
Aber was der andere Mann, der gedrungene, mitgebracht hatte, überraschte Han am meisten. Er hatte am Handgelenk eine Steuerleine befestigt; am Ende der Leine befand sich ein Nashtah, eines der legendären Jagdtiere von Dra III.
Die sechs kraftvollen Beine des Nashtah, jedes mit langen, gebogenen, diamantharten Krallen ausgestattet, bewegten sich ruhelos auf dem Eis. Das Tier stemmte sich gegen die Leine, mit gewölbter Zunge, den dampfenden Atem zwischen Dreifachreihen gezackter weißer Zähne hervorstoßend, den langen Stachelschwanz peitschend. Seine Muskeln, die sich anspannten und lockerten, wellten die grüne, glatte Haut.
Was im Namen des Profitmotiv-Systems machen die mit einem Nashtah? fragte sich Han. Die Wesen waren blutrünstig, unermüdlich, unmöglich abzuschütteln, sobald sie ihre Beute gewittert hatten, und sie gehörten zu den bösartigsten aller Angriffstiere. Das schien auf Wilderei hinzudeuten, aber weshalb sollte eine Bande von Wilderern sich solche Mühe machen? Han schätzte es nicht, Pelze oder Felle zu schmuggeln, und wenn er die Wahl gehabt hätte, wäre er dazu nicht zu bewegen gewesen. Das legte aber diese Art extremen Verhaltens von Zlarb nicht nahe; es gab Schmuggler genug, die den Auftrag übernommen hätten.
Chewbacca erschien oben an der Rampe. Der Nashtah stieß, als er ihn sah, einen durchdringenden Schrei aus und zerrte den Hundeführer mit, bis dieser die Fersen einstemmte und auf dem Griff der Steuerleine eine Taste drückte. Der Nashtah heulte angesichts des kleinen elektrischen Schlages, der sein Vorrücken
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