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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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KAPITEL 1
    31. Oktober 1980
    21.28 Uhr
    Er fuhr auf den Seitenstreifen, zog die Handbremse an, schaltete die Scheinwerfer aus und stellte den Motor ab.
    Er hatte drei Häuser weiter geparkt.
    Nun war er dicht genug dran, um alles sehen zu können, aber nicht nahe genug, um entdeckt zu werden.
    Er nahm einen weiteren Schluck aus dem Flachmann, genoss die Wärme, als der Whiskey seine Kehle hinunterrann, und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. Anschließend verstaute er den Edelstahl-Flachmann unter dem Fahrersitz, richtete sich wieder auf und wischte seinen Mund ab.
    Im fahlen Schein des Mondlichts warf er einen Blick auf die Uhr. Es war halb zehn. Helens Volltrottel von einem Ehemann sollte inzwischen verschwunden sein und irgendwo hoch oben in Richtung Japan schweben. Auf Geschäftsreise.
    Er schnaubte lautstark. »Beschissener Vollidiot«, lallte er. »Was sie an dem findet, werd’ ich verflucht noch mal nie verstehen.«
    Für eine 35-jährige Bankangestellte war Helen erstaunlich sexy. Groß, langes rotes Haar, ungewöhnlich braun gebrannt. Und dazu hatte sie spitzenmäßige Titten.
    Aus irgendeinem Grund war sie allerdings mit Gavin, dieser Null, verheiratet. Mittelgroß, mit schütter werdendem Haar und der Art von Bauch, der nur einem Kerl wachsen kann, der irgendwann mal dünn war: klein und trotzdem vorgewölbt. Der Bauch eines faulen Büroangestellten.
    Zu allem Überfluss trug er auch noch diese beschissen lächerliche Brille mit den dicken Gläsern, die seine zusammengekniffenen, kleinen Augen nur noch winziger erscheinen ließ.
    Nein, Helen war definitiv nicht mit Robert Redford verheiratet, so viel stand fest.
    Er griff ins Handschuhfach, holte seine Smith & Wesson heraus und klappte die Trommel auf, um sicherzugehen, dass sie auch geladen war. Immerhin war er betrunken und ziemlich mies gelaunt, da konnte es schon mal passieren, dass er so etwas wie das Laden seiner Waffe verschwitzte. Aber in jeder der sechs Kammern steckte eine Patrone.
    Er klappte die Trommel wieder zu und schob den Revolver vorne in seinen Hosenbund.
    Nicht, dass er vorhatte, ihn tatsächlich zu benutzen. Niemals. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. In seinem Metier lernte man schnell, alle notwendigen Vorkehrungen zu treffen.
    Als er sich nach unten beugte, um das Funkgerät auszuschalten, wurde ihm schwindelig. Einen Augenblick lang sah er doppelt und dachte schon, er müsse sich übergeben.
    Er kurbelte das Fenster runter und steckte seinen Kopf hinaus.
    Das Schwindelgefühl verflog jedoch schnell wieder und er zog seinen verschwitzten Kopf zurück ins Wageninnere.
    Wie viel hab ich bloß getrunken?, fragte er sich und lächelte müde.
    Allmählich beruhigte er sich wieder. Er wollte gerade aus dem Wagen steigen, warf dann jedoch einen erneuten Blick zu dem Haus hinüber.
    »Was zur Hölle?«, murmelte er.
    Er wusste, dass, sowohl Helen als auch ihr Mann, jeder einen eigenen Wagen hatte – sie fuhr einen blauen Ford, er einen roten Alfa Romeo. Der Alfa war nicht da, er parkte vermutlich im Parkhaus am Flughafen, und der Ford stand in der Einfahrt. Er konnte ihn von seiner Position aus sehen.
    Hinter dem Ford aber parkten noch zwei weitere Autos – ein weißer Volvo und ein dunkler Mercedes.
    Scheiße! Sie hat Besuch. Warum hat sie Besuch?
    Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und trommelte mit den Daumen gegen das Lenkrad. Sie hätte heute Nacht eigentlich allein sein sollen. Kein Ehemann, und ganz sicher kein verfluchter Besuch.
    Er schaltete das Funkgerät wieder an und legte die Waffe zurück ins Handschuhfach.
    »Blöde Schlampe«, schnaubte er. »Feiert ’ne Party, und ich bin noch nicht mal eingeladen.«
    Bloß gut, dass er einen zweiten Flachmann dabeihatte. Sah aus, als würde es eine lange Nacht werden.

KAPITEL 2
    22.24 Uhr
    Madge Fraiser schaltete das Radio aus. Draußen hatte sie einen Wagen vorfahren hören – ihr erster Kunde in dieser Nacht. Sie hatte den Boden des Büros fertig gefegt, lehnte den Besen gegen die Wand, drehte sich um und setzte sich. Das Kissen zischte leise, als ein wenig Luft entwich.
    Die Bürotür öffnete sich und ein junger Mann trat ein. Sein kurzes Haar war vom starken Wind ganz zerzaust und seine Kleidung wirkte ein wenig schäbig. Er war schmal gebaut und hatte weiche Gesichtszüge, die ihn wie etwa 20 aussehen ließen. In seinen Augen lag jedoch etwas Geheimnisvolles, Wissendes, das Madge sagte, dass er bereits ein wenig älter sein musste.
    Der Mann näherte sich dem

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