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Hana

Hana

Titel: Hana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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überschwemmte, zwischen den Labors hindurchschoss, über tausend Häuser beschädigte, Reifen, Mülltüten und alte, stinkende Schuhe mit sich riss und durch die Straßen schwemmte, danach eine dünne Schicht aus grünem Schimmel zurückließ, einen Gestank nach Fäulnis und Verfall, der monatelang nicht aus der Luft wich, begann mit einem fingerbreiten Rinnsal, das auf den Kai schwappte.
    Und Gott schuf das Universum aus einem Atom, das nicht größer war als ein Gedanke.
    Gracies Leben brach wegen eines einzelnen Wortes auseinander: Sympathisant . Meine Welt explodierte wegen eines anderen Wortes: Selbstmord .
    Genauer: Das war das erste Mal, dass meine Welt explodierte.
    Als meine Welt zum zweiten Mal explodierte, war es auch wegen eines Wortes. Eines Wortes, das sich aus meiner Kehle hocharbeitete und auf meine Lippen und darüber hinwegtanzte, bevor ich auch nur nachdenken oder es zurückhalten konnte.
    Die Frage lautete: Wollen wir uns morgen treffen?
    Und das Wort war: Ja.

Leseprobe:
    pandemonium
    Jetzt
    Alex und ich liegen nebeneinander auf einer Decke im Garten der Brooks Street 37. Die Bäume wirken höher und dunkler als sonst. Die Blätter sind beinahe schwarz und so eng miteinander verwoben, dass sie den Himmel verdecken.
    »Das ist heute wahrscheinlich nicht gerade der beste Tag für ein Picknick«, sagt Alex und in diesem Augenblick fällt mir auf, dass wir tatsächlich noch gar nichts von unserem Proviant gegessen haben. Am Fuß der Decke steht ein Korb mit halb verfaultem Obst, auf dem es von winzigen schwarzen Ameisen nur so wimmelt.
    »Warum nicht?«, frage ich. Wir liegen auf dem Rücken und sehen zu dem Netz aus Blättern über uns hinauf, das so dicht ist wie eine Mauer.
    »Weil es schneit.« Alex lacht. Und wieder fällt mir auf, dass er Recht hat. Es schneit. Dicke, aschefarbene Flocken wirbeln um uns herum. Außerdem ist es eiskalt. Mein Atem wölkt vor meinem Mund und ich drücke mich an Alex, um mich zu wärmen.
    »Leg deinen Arm um mich«, sage ich, aber Alex reagiert nicht. Ich versuche mich in den Zwischenraum zwischen seinem Arm und seiner Brust zu schieben, aber sein Körper ist starr und unnachgiebig. »Alex«, sage ich, »los, mir ist kalt.«
    »Mir ist kalt«, wiederholen seine Lippen, fast unbeweglich. Sie sind blau und rissig. Er starrt, ohne zu blinzeln, die Blätter an.
    »Sieh mich an«, sage ich, aber er wendet nicht den Kopf, blinzelt auch nicht, rührt sich überhaupt nicht. Ein hysterisches Gefühl breitet sich in mir aus, eine kreischende Stimme wiederholt immer wieder: Schlimm, schlimm, schlimm. Ich setze mich auf und lege die Hand auf Alex’ eiskalte Brust. »Alex.« Dann ein kurzer Schrei: »Alex!«
    »Lena Morgan Jones!«
    Ruckartig wache ich auf, im Hintergrund vielstimmiges gedämpftes Kichern.
    Mrs Fierstein, die Naturwissenschaftslehrerin für die zwölfte Klasse an der Quincy-Edwards-Mädchenschule in Brooklyn, Abschnitt 5, Bezirk 17, funkelt mich an. Das ist das dritte Mal diese Woche, dass ich in ihrem Unterricht einschlafe.
    »Nachdem dich die Schöpfung der natürlichen Ordnung so anstrengt«, sagt sie, »würde ich dir einen Ausflug ins Büro der Schulleiterin vorschlagen, damit du wach wirst.«
    »Nein!«, platze ich lauter als beabsichtigt hervor, was erneutes Gekicher der anderen Mädchen in meiner Klasse zur Folge hat. Ich bin erst seit den Winterferien an der Edwards-Schule – gerade mal zwei Monate – und bin schon als der absolute Freak verschrien. Die Leute meiden mich, als hätte ich eine Krankheit; als hätte ich die Krankheit.
    Wenn sie wüssten.
    »Dies ist deine letzte Verwarnung, Lena Jones«, sagt Mrs Fierstein. »Verstanden?«
    »Es wird nicht wieder vorkommen«, entgegne ich und gebe mir Mühe, gehorsam und zerknirscht auszusehen. Ich schiebe die Erinnerung an den Albtraum beiseite, die Gedanken an Alex, genau wie die an Hana und an meine alte Schule, schiebe, schiebe, schiebe, genau wie Raven es mir beigebracht hat. Mein altes Leben gibt es nicht mehr.
    Mrs Fierstein wirft mir einen letzten finsteren Blick zu – wahrscheinlich um mich einzuschüchtern – und wendet sich wieder der Tafel zu, wo sie mit ihrem Vortrag über die göttliche Energie der Elektronen fortfährt.
    Die alte Lena hätte große Angst vor einer Lehrerin wie Mrs Fierstein gehabt. Sie ist alt und streng und sieht aus wie eine Kreuzung aus einem Frosch und einem Pitbull. Mrs Fierstein ist einer dieser Menschen, die das Heilmittel überflüssig erscheinen

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