Hanan 1 - Brüder der Erde
gedroht?« erkundigte er sich. Sie senkte den Kopf. »Nein, Lord Kurt. Sie hatten Angst, dich wütend zu machen. Sie kennen die Macht der Waffen.«
»Laß uns nach Elas gehen.«
»Ich bin
chan
der Methi. Ich darf den Afen nicht verlassen.«
»Ich habe Sorge um dich, solange noch kein wirklicher Friede herrscht«, sagte er. »Besuche Elas mit mir.«
Sie verneigte sich tief vor ihm, richtete sich auf und ging an seiner Seite, als er die Halle durchquerte und die Treppe hinunterschritt.
Sein unerwartetes Auftauchen schien die Männer von Indresul fast zu paralysieren, die sich dort mit einigen Indras aus Nephane unterhielten. Die Anwesenheit von Mitgliedern der hiesigen Familien übte einen beruhigenden Einfluß auf ihn aus.
»Die Waffen sind zerstört«, sagte er. »Selbst ich bin nicht mehr in der Lage, sie wieder zu reparieren. Ich bin in Elas, falls ich gebraucht werden sollte.«
Zu seiner eigenen Überraschung ließen sie ihn unbehelligt passieren und die überraschten Wachen in der Straße der Familien ebenfalls. Ein Mann aus Indresul folgte ihnen in einigem Abstand, und seine Gegenwart schützte sie.
»Es darf dir nichts geschehen«, sagte der Mann schließlich, als sie die Tür von Elas erreichten. »Befehl der Methi Ylith.«
Kein Hef stand an der Tür, um ihnen zu öffnen. Kurt stieß sie selbst auf und trat, gefolgt von Pai, in die dämmerige Halle. Auf der Schwelle des
rhmei
blieb er stehen. Er hatte sich nach Beendigung der Kämpfe nicht gewaschen und wollte die Halle nicht verunreinigen.
Kta, der auf dem Platz von Nym saß, erhob sich. Tiefe Erleichterung erfüllte ihn, als er Kurt unversehrt auf der Schwelle des
rhmei
stehen sah. Zu seinen Seiten saßen Bel, Aimu, Älteste der Sufaki, und ein Fremder, Vel t'Elasin-Indresul.
Kurt verneigte sich und erkannte, daß er Zeuge eines wichtigen Ereignisses war: Ein Indras aus der Strahlenden Stadt saß an diesem Herd.
»Ich habe im Afen alles erledigt«, sagte er. »Es gibt keine Waffen der Menschen mehr, die euren Frieden bedrohen könnten. Sag dies deiner Methi, Vel t'Elas.«
»Ich habe der Ylith-Methi bereits versichert, daß du das vorhast«, sagte Kta und hatte Mühe, das leichte Zittern seiner Stimme zu unterdrücken. »Ist das Pai t'Erefe, die bei dir ist?«
»Sie braucht vorübergehend ein Obdach«, sagte Kurt. »Ich hoffe, daß Elas sie als Gast aufnehmen wird.«
»Elas ist geehrt«, murmelte Kta. »Wasche dich und setze dich dann zu uns, mein Freund Kurt. Wir sind mitten in einer wichtigen Besprechung.«
Als Kurt zur Treppe ging, kam Kta ihm nachgeeilt. Er hinkte. »Mein Freund, mein Bruder Kurt, du hast ein gutes Werk getan. Geh jetzt und wasche dich und komm zu uns herunter. Wir sind dabei, die Probleme zu lösen. Es sind schwierige Probleme, aber die Methi hat versprochen, daß sie und die Flotte in Nephane bleiben, bis wir eine Lösung gefunden haben. Wir werden uns hier besprechen und dann zu ihr in den Hafen gehen und ihr unsere Beschlüsse mitteilen. Es sind noch andere unserer Vettern aus Indresul in den Häusern ihrer Familien, und jede Indras-Familie hat Sufaki aufgenommen und gewährt ihnen den Schutz ihres Herdes, bis alle Fragen geklärt worden sind. Nicht einem Sufaki wird etwas geschehen, wenn er die Gesetze der Hausfreundschaft achtet und den Frieden des
rhmei
.«
»Sind alle gekommen, die ihr eingeladen habt?«
»Nein, nicht alle. Die Radikalen sind wahrscheinlich in die Berge geflohen, oder sie trauen uns noch nicht und zeigen sich erst wieder, wenn sie sicher sind, daß wir es aufrichtig meinen. Aber an jedem Haus eines Sufaki hat eine Indras-Familie ihr Siegel befestigt; es wird keine Plünderungen geben. Und an jedem Herd sitzen Sufaki-Hausfreunde. Das alles haben wir getan, während du dich im Afen verbarrikadiert hast.«
Kurt lächelte. »Ich habe viel erreicht, Kta. Bin ich hier noch immer willkommen?«
»Du gehörst zu Elas«, sagte Kta empört. »Du bist
von
diesem Herd und nicht nur ein Gast neben ihm. Geh nach oben.«
»Ich muß t'Nethims Familie suchen«, sagte Kurt. »Das ist auch erledigt. Ich brauche dich«, sagte Kta drängend. »Elas braucht dich. Wenn Ylith-Methi erfährt, was du getan hast – und es besteht kein Zweifel, daß sie es erfahren wird –, wird sie dich sprechen wollen. Du kannst nicht so zu ihr gehen, wie du bist, und du kannst nicht mit ihr sprechen, ohne die Angelegenheiten deines Herdes zu kennen.«
Kurt nickte müde und griff nach dem Geländer. »Kta«, rief Bel leise.
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