Hand in Hand in Virgin River
niemandem mehr wichtig sein würde, so wie ich bei Stu auch niemandem mehr wichtig war.“
„Vielleicht sollten wir uns einfach einmal eine kurze Atempause gönnen“, schlug Kelly vor. „Und schauen, wie wir in ein paar Monaten …“
„Bitte geh nicht!“, bat Courtney noch einmal. „Mein Dad liebt dich. Das hat er mir an Weihnachten erzählt – er liebt dich. Und ich wollte das eigentlich nie, aber nachdem Sparky sich seinen Schwanz abgesengt hat, wusste ich, dass du richtig bist, und dann habe ich auch angefangen, dich lieb zu haben.“
„Wow“, stieß Kelly hervor. „Du machst es mir aber schwer!“
Courtney lachte unter Tränen. „Im Ernst“, sagte sie.
„Du solltest eines wissen, kleines Hühnchen. Sollte ich jemals wieder mein Auto vollpacken, ziehe ich aus.“
„Kapiert“, erwiderte Courtney.
„Hey“, protestierte Colin von hinten. Schließlich war er derjenige gewesen, der den Wagen beladen hatte. Kelly warf ihm einen Blick zu, um ihn zum Schweigen zu bringen.
„Also bleibst du?“
„Ich will einen Versuch wagen“, verkündete Kelly. „Wenn du wirklich findest, dass wir im selben Kanu sitzen.“
„Ja“, sagte Courtney. „Das tue ich. Du liebst meinen Dad, stimmt’s?“
„Ich liebe ihn sehr“, antwortete Kelly. „Und an dich gewöhne ich mich gerade richtig.“
Courtney lachte. „Dann solltest du ihn vermutlich mal küssen. Er war in letzter Zeit ziemlich unausstehlich.“
Zaghaft ging Kelly auf Lief zu. Als sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war, fragte sie ihn: „War das deine Idee?“
„Ich habe absolut nichts damit zu tun. Nichts. Jetzt komm her. Sie hat recht. Du solltest mich küssen.“
Sie gestattete es sich, sich von ihm in die Arme nehmen zu lassen. Sowie sich ihre Lippen trafen, hörte Kelly hinter sich: „Äääh, krass.“ Kelly sprang zur Seite und schaute sich um.
„War nur Spaß“, scherzte Courtney lachend.
Als sie Liefs amüsiertem Blick begegnete, sagte Kelly: „Ich wette, in Zukunft passieren solche Scherze noch öfter, hm?“
„Es ist eine schwere Aufgabe, Liebes“, erwiderte er. „Definitiv nix für Weicheier. Jetzt komm, leg einen drauf. Es war in letzter Zeit wirklich die Hölle mit mir zu leben.“
EPILOG
Sechs Monate später
Kelly und Jillian standen am Fenster und beobachteten die Aktivitäten, die sich unter ihnen abspielten. Spätseptember war eine perfekte Zeit – das meiste aus dem Garten war abgeerntet, und die Blätter an den Bäumen verfärbten sich langsam, aber die Äste waren noch nicht kahl. Der Tag war sonnig, die Luft kühl. Zwischen Garten und Haus hatte man große runde Tische aufgestellt, mit gestärkten weißen Tischtüchern bedeckt. Die Klappstühle hatte man mit Leinenhussen überzogen und mit Schliefen verziert. Und jeder Tisch war mit einem üppigen Blumenarrangement in Orange, Gelb, Rot und dunklem Lila dekoriert. Außerdem gab es lange Kerzen, die nach Sonnenuntergang angezündet werden konnten. Die Plätze reichten für über hundert Menschen, und die Gäste wanderten, langstielige Champagnergläser in den Händen haltend, umher und sahen sich alles ganz genau an. Am westlichen Ende des Gartens bei den Flieder- und Rhododendronbüschen war ein Spalier aufgebaut, das weiß drapiert worden war. Daneben spielte ein Streichquartett.
In der Auffahrt des viktorianischen Anwesens standen Autos, Pick-ups und SUVs. Außer Sichtweite des Witwenausgucks, in der Nähe der hinteren Terrasse, parkten zwei weiße Kleintransporter, die auf beiden Seiten den roten Schriftzug: BRAZZI trugen, ein.
Jillian betrachtet ihre Fingernägel. „Ich habe die ganzen letzten Wochen Handschuhe getragen und trotzdem immer noch Dreck unter den Nägeln …“
Kelly warf einen prüfenden Blick darauf. „Ich glaube, es ist alles in Ordnung“, meinte sie. „Ich habe Paprika unter meinen Nägeln …“
„Kelly! Jilly! Kommt runter zu uns!“, rief Courtney. „Luca ist da.“
Neugierig sahen sie sich an. „Ganz ruhig“, riet Kelly. „Im langen Kleid und in hohen Schuhen hier herauf zu kommen ist wesentlich leichter als umgekehrt.“
„Du zuerst“, sagte Jillian.
Als Kelly es nach unten geschafft hatte, stand Luca mit einem Silbertablett voller Champagnerflöten vor ihr. Er griff sich mit der freien Hand an die Brust und seufzte. „Bella“, sagte er in einem tiefen Atemzug. „ Magnifico! Mozzafiato! Du hast noch nie schöner ausgesehen.“
„Danke, Luca“, erwiderte sie. Ihr Kleid war eine cremeweiße
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