Hand in Hand in Virgin River
wenn du ganz brav bist, ein bisschen Tomatensuppe.“
„Die kannst du mir überlassen“, sagte Lief.
„Wir essen langsam, damit wir ein bisschen länger hierbleiben und vielleicht ein paar Reaktionen von den Gästen aufschnappen können.“
Und so machten sie es. Ein absolutes Novum für die Bar, wie Jack Kelly, der das gar nicht bewusst gewesen war, erklärte. Normalerweise bot Preacher immer nur ein Gericht pro Tag an und ohne Trara. Wenn man es geschickt anstellte, gelang es einem eventuell, ihm die Reste abzuschwatzen, allerdings servierte Preacher nicht so etwas Aufwendiges wie ein Menü. Preacher blieb meistens in der Küche, brachte das fertige Essen raus und hielt sich zurück, weil er normalerweise nicht besonders gesprächig war.
Dennoch, an diesem speziellen Tag ging er tatsächlich von Tisch zu Tisch, erklärte die Anwesenheit der Gastköchin und wies auf ihre speziellen Suppen hin – bezeichnete sie überall als Chefköchin – und bot kleine Kostproben entweder ihrer Kürbis- oder ihrer Tomatensuppe an. Diese Leckereien wurden, typisch für Preacher, sehr herzlich serviert; die Mittagsgäste waren begeistert und schüttelten Kelly erfreut die Hände. Das ermöglichte ihr die Leute persönlich zur Kürbisernte einzuladen, wo sie noch weitere ihrer Köstlichkeiten versuchen konnten.
Dann betrat ein Paar die Bar und setzte sich an den Tresen. Sowie die Frau sich umschaute, stockte Kelly der Atem. Muriel St. Claire, eine oscarnominierte Schauspielerin. Prominente waren im La Touche häufig gesehene Gäste – es war also nicht das erste Mal, das Kelly so jemandem begegnete. Aber es erstaunte Kelly, die Schauspielerin ausgerechnet hier zu sehen. Und es folgten noch weitere Überraschungen. Als Muriel Lief entdeckte, stieß sie hervor: „Oh, mein Gott, ich fasse es nicht!“
„Muriel!“, erwiderte Lief erstaunt. Und dann erhoben sie sich, um sich mitten in der Bar wie alte Freunde in die Arme zu fallen.
„Was tust du denn hier?“, fragte er sie.
„Ich wohne hier“, entgegnete sie lachend. „Und du?“
„Ich habe mir hier ein Haus gekauft – ich wollte Courtney aus L.A. wegbringen. Und vielleicht ein ruhigeres Leben führen.“
„Es ist aber nicht immer so ruhig“, warnte sie ihn. „Wir haben auch unsere wilden Zeiten in den Bergen! Darf ich dir meinem Freund vorstellen? Walt, komm mal her!“, rief sie.
Kelly beobachtete, wie sich ein gut aussehender Mann Mitte sechzig zu ihnen gesellte; Lief schüttelte ihm die Hand, und Kelly hörte, dass Muriel ihrem Freund Lief als das „Wunderkind“ vorstellte – einen Drehbuchautor, der für den Film, in dem sie mitgespielt hatte und für den sie als beste Nebendarstellerin nominiert worden war, einen Oscar gewonnen hatte. „Wie alt warst du damals, Lief? Ungefähr zwölf?“
„Fünfunddreißig, Muriel“, antwortete er lachend. „Komm, ich mache dich mit einer Freundin von mir bekannt.“ Er wandte sich Kelly zu, und sie stand auf, immer noch fassungslos wegen der vielen unerwarteten Enthüllungen. „Kelly, darf ich dir Muriel und Walt vorstellen. Muriel ist eine alte Freundin.“
Und du, dachte sie, bist also Drehbuchautor und Oscarpreisträger? Also nicht einfach nur ein Autor, sondern ein berühmter Autor?
„Angenehm.“ Sie streckte die Hand aus.
„Ich würde ihm eine Empfehlung schreiben“, sagte Muriel. „Dieser Mann ist ein Juwel. Wenn er nicht so jung wäre, dass er mein Sohn sein könnte, wäre ich selbst hinter ihm her.“
„So jung bin ich nun auch wieder nicht!“, widersprach Lief. „Außerdem hast du dich seit ich dich kenne schon mit Männern verabredet, die wesentlich jünger waren als ich!“
„Psst“, meinte Muriel. „Ich will nicht, dass Walt von meiner düsteren Vergangenheit erfährt.“
„Zu spät“, mischte Walt sich ein. „Ich freue mich, Sie beide kennenzulernen.“
„Setzen Sie sich zu uns“, lud Lief sie ein. „Ich möchte hören, was ihr so alles gemacht habt.“
Kelly war fasziniert von den Filmen, die Muriel gedreht hatte, seitdem sie und Lief das letzte Mal nominiert worden waren, aber nicht gewonnen hatten, und seit ihrem Versuch, sich hier in der Nähe, wo sie aufgewachsen war, zur Ruhe zu setzen – an einem Ort, wo sie ihre Pferde halten und reiten und mit ihren Labradoren zur Entenjagd gehen konnte. Kelly erfuhr von Walts Militärkarriere und seiner Familie. Und dann, Walt sei Dank – fragte er nach Liefs Arbeit. Kelly war bewusst geworden, dass sie wegen ihrer eigenen
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