Hand von Thrawn 02 - Blick in die Zukunft
sah den großen Plan, an dem er so lange gearbeitet hatte, sich vor seinem inneren Auge in Luft auflösen. Alles war auf diesen Datenkarten – einfach alles. Verschlüsselt natürlich, aber wenn es Pellaeon gelang, den Kode zu knacken…
Und dann versetzte ihm ein neuer, sogar noch schrecklicherer Gedanke einen Stich ins Herz: Colonel Vermel, der in einer ziemlich kleinen Gefängniszelle auf der Rimcee-Station saß…
Es dauerte fast eine Minute, bis sich das Langstreckenkom einen Weg über die diversen Relais bis zur Rimcee-Station gebahnt hatte. Und als es so weit war…
Auf der anderen Seite des Raums öffnete sich die Geheimtür, und Tierce betrat das Arbeitszimmer. »Wir haben sie«, verkündete er mit grimmiger Befriedigung. »Ihr Schiff liegt in der Andockbucht 155…«
»Pellaeon hat die Datenkarten«, fiel Disra ihm brutal ins Wort.
»Was?«, rief Tierce und beschleunigte seinen Schritt.
»Die Datenkarten, Sie Narr«, schnaubte Disra. »Die Pläne über die Vergeltung, unsere Vereinbarung mit Zothips Piratenbande, Namen und Einzelheiten des Industrie- und Finanznetzwerks, das ich benutzt habe… alles.«
Tierce stieß ein Zischen zwischen den Zähnen hervor und warf einen Blick auf die ausgeräumte Schublade. »Unfassbar«, sagte er fast so, als würde er Selbstgespräche führen. »Er hat sich allen Ernstes Zugang zu Ihren privaten Aufzeichnungen verschafft. Ich hätte nie gedacht, dass er dazu fähig wäre. Das muss Dreyfs Idee gewesen sein.«
»Wir können die Einzelheiten während der Gerichtsverhandlung klären«, schnappte Disra. »Vergessen Sie, wessen Idee es war. Was tun wir jetzt ?«
»Was müssen wir denn tun?«, erwiderte Tierce mit einem Achselzucken. »Die Datenkarten sind verschlüsselt, nicht wahr? Sobald Pellaeon sie dekodiert…«
»Das hat er schon«, fiel Disra ihm ins Wort. »Zumindest weit genug, um zu wissen, dass Vermel auf der Rimcee-Station ist.«
Tierce’ Züge wurden hart. »Woher wissen Sie das?«
»Weil ich eben erst versucht habe, dorthin durchzukommen«, knirschte Disra. »Pellaeon hat sämtliche Übertragungen in das System blockiert.«
Tierce warf einen finsteren Blick auf das dunkle Komdisplay. »Prompte Arbeit«, sagte er leise. »Sehr gut, Admiral.«
»Das tut jetzt doch wirklich nichts zur Sache«, entgegnete Disra scharf. Er zitterte fast vor Furcht, Zorn und Enttäuschung. Verstand Tierce denn nicht, dass das ganze schöne Gebäude ihres Plans über ihnen zusammenzubrechen drohte? »Wir müssen ihn aufhalten. Wir müssen Vermel da herausholen, bevor Pellaeon eintrifft…«
»Nein«, gab Tierce mit plötzlich fest entschlossener Stimme zurück. »Wir müssen vielmehr Solo und Calrissian schnappen, bevor sie zu ihrem Raumschiff zurückkehren, und unseren Großadmiral vor ihnen seine Show abziehen lassen.«
»Sind Sie verrückt?«, knurrte Disra. »Nach Kessel mit Solo… hier geht es schließlich um meinen Hals.«
»Beruhigen Sie sich, Disra«, rief Tierce, dessen Stimme einem Schwall kalten Wassers gleichkam, der dem Mufti ins Gesicht klatschte. »Was auch immer Pellaeon hat, spielt überhaupt keine Rolle. Verstehen Sie? Es spielt keine Rolle . Wir haben die ultimative Trumpfkarte: Großadmiral Thrawn. Er muss bloß das Kommando übernehmen und erklären, dass alles, was wir gemacht haben, auf seine Veranlassung geschah. Also, Kopf hoch!«
Disra schöpfte schaudernd Atem und starrte Tierce mit stummer ohnmächtiger Wut an. Stumme Wut darüber, dass der Gardist all die Jahre, die Disra in dieses Projekt gesteckt hatte, einfach so abtat; ohnmächtige Wut, weil er recht hatte. »Schön«, würgte er hervor. »Also vergessen wir Pellaeon. Und was tun wir statt dessen?«
»Sie haben nicht zugehört«, sagte Tierce, der Disras Miene immer noch aus zusammengekniffenen Augen beobachtete. »Wir haben die Nummer ihrer Landebucht – diese Mistryl-Frau, D’ulin, ist als blinde Passagierin mit ihnen hergekommen. Der Admiral und ich müssen dorthin, ehe sie zurückkommen. Verstehen Sie?«
»Ja, ich verstehe«, brummte Disra, dessen Gehirn sich erst jetzt allmählich aus der Erstarrung löste. »Ich bin kein Kind, wissen Sie?«
»Ich bin froh, das zu hören«, erwiderte Tierce kalt. »Und während wir da draußen sind, werden Sie mit dieser D’ulin reden. Finden Sie heraus, was sie will und was nötig ist, um die Mistryl auf unsere Seite zu bringen.«
Disra fühlte, wie sein Kiefer einen Zentimeter herunterklappte. Die Berichte, die er über die Mistryl
Weitere Kostenlose Bücher