Handyman Jack 01 - Die Gruft
unter diesen Umständen einfach nicht arbeiten. Und sie brauchte ihre Arbeit, um sich zu beschäftigen.
Sie musste hier weg.
Es klingelte.
»Ich gehe schon, Eunice!«, rief sie und steuerte auf die Tür zu. Hier war eine Unterbrechung der Eintönigkeit – ein Besucher. Sie war froh darüber, bis ihr mit einem plötzlichen unguten Gefühl der Gedanke kam, es könne jemand von der Polizei sein, der schlechte Nachrichten über Grace hatte.
Sie warf einen Blick durch den Spion, bevor sie den Schlüssel im Schloss umdrehte.
Es war der Postbote. Gia öffnete die Tür und nahm ein flaches Kästchen im Empfang, etwas größer als eine Schreibmaschinenseite und vielleicht ein Pfund schwer.
»Eine Eilsendung«, sagte er und musterte sie anerkennend von Kopf bis Fuß, bevor er zu seinem Wagen zurückkehrte.
Diese Schachtel – konnte die von Grace kommen? Sie suchte nach dem Absender und stellte fest, dass die Sendung aus England kam. Eine Londoner Adresse, eine Firma namens »Himmlische Versuchung«.
»Nellie! Hier ist ein Päckchen für dich!«
Nellie war bereits zur Hälfte die Treppe hinunter. »Eine Nachricht von Grace?«
»Ich glaube nicht. Es sei denn, sie wäre nach England zurückgekehrt.«
Nellie runzelte die Stirn, als sie den Absender sah, dann begann sie das braune Packpapier aufzureißen. Als es nachgab, seufzte sie auf.
»Oh! Black Magic!«
Gia sah ihr über die Schulter, um zu sehen, was es war. Sie sah eine schwarze rechteckige Pappschachtel mit goldener Einfassung und dem Bild einer roten Rose auf dem Deckel. Eine Pralinenschachtel.
»Das sind meine Lieblingspralinen. Wer könnte …?«
»Da in der Ecke steckt eine Karte.«
Nellie zog sie heraus und öffnete sie. »›Mach dir keine Sorgen‹«, las sie vor. »›Ich habe dich nicht vergessene Sie ist unterschrieben mit: ›Dein Lieblingsneffe Richard. ‹«
Gia war fassungslos: »Richard?«
»Ja! Was für ein lieber Junge, dass er an mich gedacht hat! Er weiß, dass Black Magic schon immer meine Lieblingssorte war. Was für ein reizendes Geschenk!«
»Könnte ich mal die Karte sehen?«
Nellie reichte sie ihr, ohne einen zweiten Blick darauf zu werfen. Sie entfernte den Rest des Packpapiers und öffnete den Deckel. Der strenge Geruch von bitterem Kakao zog durch die Eingangshalle. Während die alte Dame genießerisch einatmete, betrachtete Gia mit wachsendem Ärger die Karte.
Es war eine gezierte Frauenschrift, mit vielen Schnörkeln und kleinen Kreisen über den Is. Definitiv nicht die krakelige Schrift ihres Exmannes. Er hatte wahrscheinlich in dem Laden angerufen, ihnen die Adresse gegeben und gesagt, was sie auf die Karte schreiben sollten, und war dann später vorbeigekommen, um zu bezahlen. Oder vielleicht hatte er auch seine augenblickliche Freundin mit dem Geld losgeschickt. Ja, das passte zu Richard.
Gia schluckte den Ärger herunter, der in ihr aufgewallt war. Ihr Exmann, der über ein Drittel des Westphalen-Vermögens verfügte, hatte Zeit, sich in der weiten Welt herumzutreiben und seiner Tante teure Pralinen aus London zu schicken, aber er hatte nicht einen Penny für den Unterhalt seiner Tochter übrig, geschweige denn den Augenblick, den es gedauert hätte, seiner Tochter im letzten April eine Geburtstagskarte zu senden.
Du hast wirklich ein gutes Händchen für Männer, Gia.
Sie bückte sich und hob die Verpackung auf. »Himmlische Versuchung«. Wenigstens wusste sie jetzt, wo sich Richard aufhielt. Wahrscheinlich wohnte er nicht weit entfernt von diesem Laden – er gehörte nicht zu den Leuten, die für jemanden einen Umweg machen würden, und bestimmt nicht für seine Tanten. Sie hatten nie eine hohe Meinung von ihm gehabt und damit auch nie hinter dem Berg gehalten. Was dann zu der Frage führte: Warum die Pralinen? Was steckte hinter dieser Aufmerksamkeit aus heiterem Himmel?
»Stell dir das nur einmal vor«, sagte Nellie. »Ein Geschenk von Richard! Wie liebenswürdig! Wer hätte je gedacht…«
Plötzlich wurden sie beide gewahr, dass sich außer ihnen noch eine dritte Person im Raum befand. Gia sah auf und sah Vicky im Flur stehen in ihrem weißen Jäckchen und mit den knochigen Beinen, die aus den gelben Shorts ragten, und den bloßen Füßen in den Sandalen. Sie sah sie mit weit aufgerissenen Augen an.
»Ist das ein Geschenk von meinem Daddy?«
»Nun ja, mein Liebling«, sagte Nellie.
»Hat er mir auch eins geschickt?«
Gia brach das Herz bei diesen Worten. Arme Vicky …
Nellie sah bestürzt zu Gia
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