Handyman Jack 01 - Die Gruft
gekostet.«
»Es ist also kein Abführmittel, kein Schlafmittel und kein Gift. Was ist es dann?«
»Damit bin ich völlig überfragt.«
»Das ist nicht gerade eine große Hilfe für mich, Joey.«
»Was soll ich sagen?« Er fuhr sich mit der Hand durch sein dünnes schwarzes Haar und kratzte dann an einem Pickel an seinem Kinn. »Du wolltest wissen, was da drin ist. Das habe ich dir gesagt: einige billige Aromen, eine Alkoholbasis und ein Alkaloid aus einem indischen Gras.«
Plötzlich waren die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder da. »Indisch?«
»Ja. Dieses Gras kommt nur da vor. Sehr ungewöhnlich. Ich hätte es nie herausgefunden, wenn ich nicht im Computer einen Verweis auf ein spezielles Lehrbuch gefunden hätte.«
Indien. Wie seltsam. Erst verbrachte er einige aufregende Stunden mit einer Inderin und dann erfuhr er, dass die mysteriöse Flüssigkeit im Schlafzimmer einer verschwundenen alten Dame wahrscheinlich von einem Inder gemixt worden war. Seltsamer Zufall.
Oder vielleicht auch nicht. Grace und Nellie verkehrten regelmäßig in der englischen Botschaft und damit auch mit den Diplomaten, die dort oder mit den Vereinten Nationen zu tun hatten. Vielleicht hatte sie das Fläschchen von jemandem im indischen Konsulat erhalten – vielleicht sogar von Kusum selbst. Schließlich war Indien einmal britische Kolonie gewesen.
»Ich fürchte, die Mischung ist wirklich völlig harmlos, Jack. Wenn du denjenigen, der das als Abführmittel verkauft, anzeigen willst, dann wendest du dich besser an das Amt für Verbraucherschutz.«
Und da hatte er gehofft, die kleine Flasche würde ihm ein wichtiges Indiz liefern, dass ihn direkt zu Tante Grace führen und in Gias Augen als Held dastehen ließ.
So viel zu seinen Ahnungen.
Er fragte Joey, was er für diese inoffizielle Analyse bekam, bezahlte die 150 Dollar und machte sich mit der kleinen Flasche in der Tasche seiner Jeans auf den Heimweg. Im Bus überlegte er, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Er hatte fast den ganzen Vormittag damit verbracht, seine Kontakte auf der Straße zu befragen, aber es hatte ihn nicht weitergebracht. Niemand hatte etwas gehört. Es musste noch andere Möglichkeiten geben, aber ihm fiel im Augenblick nichts ein. Andere Gedanken drängten sich in den Vordergrund.
Wieder Kolabati. Er dachte andauernd an sie. Warum? Er versuchte es zu analysieren und stellte fest, dass das sexuelle Netz, in dem sie ihn gefangen hatte, nur zum Teil dafür verantwortlich war. Wichtiger war, dass sie wusste, wer er war, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente, und dass sie sich damit abfinden konnte. Nein … abfinden war nicht das richtige Wort. Es war fast, als betrachte sie seinen Lebenswandel als völlig legitim, als sei das etwas, was sie akzeptieren konnte.
Jack war klar, dass das eine Abwehrreaktion auf Gias Verhalten war, und er wusste auch, dass er im Augenblick sehr leicht beeinflussbar war, vor allem durch jemanden, der so liberal schien wie Kolabati. Fast gegen seinen Willen hatte er sich ihr geöffnet, und sie hielt ihn für einen … Ehrenmann.
Sie fürchtete sich nicht vor ihm.
Er musste mit ihr sprechen.
Aber zuerst musste er Gia anrufen. Er war ihr einen Lagebericht schuldig, auch wenn es nichts zu berichten gab. Er wählte die Nummer des Paton-Hauses, sobald er in seiner Wohnung war.
»Irgendeine Nachricht über Grace?«, fragte er, als Gia ans Telefon gerufen worden war.
»Nein.« Ihre Stimme klang weitaus weniger schroff als gestern. Oder war das nur Einbildung? »Ich hoffe, du hast gute Neuigkeiten. Wir könnten wirklich welche gebrauchen.«
»Na ja …« Jack zog eine Grimasse. Er würde ihr wirklich gern etwas Ermutigendes berichten. Er war beinahe versucht, etwas zu erfinden, konnte sich aber nicht dazu überwinden. »Erinnerst du dich an das Zeug, das wir für ein Abführmittel hielten? Es ist keines.«
»Was ist es dann?«
»Nichts. Eine Sackgasse.«
Von der anderen Seite der Leitung kam ein Schweigen, dann: »Und was unternimmst du jetzt?«
»Ich warte.«
»Das tut Nellie bereits. Dabei braucht sie wirklich keine Hilfe.«
Ihr Sarkasmus tat weh. »Gia, sieh mal, ich bin kein Detektiv…«
»Dessen bin ich mir bewusst.«
»… und ich habe nie versprochen, hier eine Sherlock-Holmes-Show abzuziehen. Wenn ihr eine Lösegeldforderung oder so etwas bekommt, dann kann ich vielleicht helfen. Ich habe Leute auf der Straße, die halten die Ohren offen, aber solange nicht irgendetwas passiert…«
Das Schweigen am
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