Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
dem Vordersitz verlauten lassen. Petrovich scheint verschwunden zu sein.«
Luther ließ den Kopf wieder sinken. Was konnte jetzt noch schief laufen?
Petrovich war sowieso nur eine schwache Chance gewesen. Jemand mit seinem Vorstrafenregister hatte wahrscheinlich wenig Lust, sich in einem Polizeirevier zu melden, geschweige denn eine Aussage zu machen und deren Richtigkeit zu beeiden.
»Ich habe meine Fühler wegen eines Handels ausgestreckt«, sagte Fineman.
»Ich will nicht …«
»Lehnen Sie es nicht von vornherein ab, Mr. Brady. Denken Sie sorgfältig darüber nach. Sie wissen, was da draußen los ist. Ihre Kirche bekommt von allen Seiten Druck. Für die Welt sieht es so aus, als hätte jemand aus Ihrer Kirche die Reporterin ermordet, um sie zum Schweigen zu bringen. Und das hilft Ihnen keinen Deut weiter.«
Er hätte am liebsten Finemans Seidenkrawatte gepackt und ihm ins Gesicht gesagt: Ja, ich bin am Tod dieser Grant-Schlampe beteiligt und auch noch am Tod vieler anderer.
Aber mit diesem einen, der ihm vorgeworfen wurde, hatte er nicht das Geringste zu tun. In diesem Fall sei er unschuldig.
Aber er sagte nichts.
Fineman war jedoch noch nicht fertig. »Außerdem müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass wenn der Bezirksstaatsanwalt an die Öffentlichkeit geht und verkündet, dass er die Todesstrafe fordern will, Ihre Chance auf einen Handel hinfällig ist. Er wird sich dann auf diese Position festgelegt haben und sich nicht auf einen Handel einlassen können, ohne erheblich an Ansehen zu verlieren.«
Luther sah, dass er wohl keine Wahl hatte. Sich auf einen Handel einzulassen, bedeutete, dass er zwar seine Freiheit verlor, aber am Leben bliebe. Kein Handel würde ihm vielleicht zu seiner Freiheit verhelfen, aber auf der anderen Seite wartete die Todesstrafe. Luther hatte entschieden, dass er dann lieber tot wäre, als den Rest seines Lebens hinter Gittern zu verbringen.
»Keinen Handel.« Er hob den Kopf und blickte Fineman in die Augen. »Ein Unschuldiger schließt keinen Handel ab.«
Wenigstens waren die Fotos unter Verschluss. Er betete, zu der Macht, welche auch immer es gewesen sein mochte, die ihn bis hierher geleitet hatte, dass sie auch bis in alle Zukunft unter Verschluss blieben.
Mittwoch
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1
»Gevalt!«, sagte Abe, während er die druckfrische Ausgabe des The Light studierte.
Jack hatte am Zeitungskiosk unten an der Straße darauf gewartet, dass sie endlich geliefert wurde. Er kaufte ein Exemplar, kaum dass die Schnur, die den Stapel Zeitungen zusammenhielt, zerschnitten worden war, und ging sofort zu Abe, wobei er unterwegs schon las.
Vier Worte nahmen die gesamte Titelseite ein.
JAMIE
GRANT
SONDER
AUSGABE
Die ersten fünf Seiten waren mit liebevollen Nachrufen für eine verstorbene Kollegin gefüllt. Doch ab Seite sechs fiel die Zeitung über Luther Brady her, indem sie erklärte, dass, selbst wenn er persönlich nichts mit dem Tod von Jamie Grant zu tun haben sollte, er jedoch die Taktik unbarmherziger Vergeltung gegen alle und jeden Kritiker der Dormentalist Church entwickelt und damit eine Atmosphäre der Missachtung der Rechte und des Wohlergehens von jedem geschaffen hatte, der als Feind der Kirche angesehen wurde. Und dann kam der Höhepunkt: die zensierten Fotos eines nicht identifizierten Mannes – bei näherer Betrachtung offensichtlich Brady – in Gesellschaft zweier minderjähriger Jungen. Die Zeitung berichtete, sie habe diese Fotos am Vortag zusammen mit einer Nachricht des Mannes erhalten, den getötet zu haben Brady beschuldigt wurde. Die Fotos und die Nachricht seien sogleich an die Polizei weitergeschickt worden.
Abe blickte von der Zeitung auf. »Du bist doch in diese Geschichte verwickelt, nicht wahr?«
Jack bemühte sich um einen harmlosen Gesichtsausdruck. »Wer, ich?«
»Glaubst du, ich kaufe dir diese Ichbinjasounschuldig-Nummer ab? Das tu ich nicht. Du hast mir versprochen, als ich diese Beretta auftrieb, dass du … Moment mal. Augenblick.« Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und schien Jack mit einem seiner kurzen dicken Finger aufspießen zu wollen. »Bradys angebliches Opfer wurde doch nicht etwa mit einer Neun-Millimeter-Kugel erschossen, oder?«
»So etwas in dieser Richtung habe ich gehört.«
»Und diese Neun-Millimeter-Kugel stammt nicht zufälligerweise aus einer Beretta, oder?« Abe drehte die Hände um, während seine Finger in Kommher-Manier fuchtelten. »Dann erzähl mal.
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