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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Publius, in Asien ein, wie Hannibal erwartet und vorhergesagt hatte. Am Berg Sipylos nahe der Stadt Magnesia sollte die Entscheidung fallen. Antiochos, der Thoas inzwischen mißtraute, war nicht bereit, seine Truppen dem Punier zu unterstellen; er selbst wollte den Ruhm und die Größe, und er wollte sie allein.
    Am Tag vor der Schlacht, als die ungeheuren Truppenmassen vor ihrem Herrscher aufmarschierten, wies Antiochos sichtlich begeistert auf die Kataphrakten mit ihren goldenen Helmen und wehenden Büschen, auf die Fußkämpfer mit den goldverzierten Brustpanzern, auf die Unterführer mit ihren edelsteinbesetzten Schwertgriffen und sagte:
    »Meinst du nicht, daß das für die Römer reichen wird?«
    »Sie sind ungeheuer beutegierig«, sagte Hannibal, »aber das wird sogar ihnen reichen.«
    Zwei Stunden nach Beginn der Schlacht ritt Hannibal fort; hinter ihm blieb das von fünf Legionen und ein paar tausend Mann pergamenischer Verbündeter vernichtete Riesenherr des Riesenreichs. Im Hafen Megiste erreichte ihn eine Botschaft des Königs. Einmal, immerhin, bewies Antiochos eine Art Größe. Er ließ seinen mißachteten, aber wenigstens geehrten Gast wissen, daß Rom seine Auslieferung verlangte.
    Kurze Zeit verbrachte Hannibal in Gortyn auf Kreta, wo er sich gegen die Habgier der Kreter schützte, indem er sein Geld in beschädigten Gefäßen im Hof seines Hauses herumliegen ließ, während die Gortyner feine Amphoren bewachten, die er – mit Blei gefüllt – dem Tempel zur sicheren Aufbewahrung anvertraut hatte.
    Ich besuchte ihn dort, in einem namenlosen Hafen, an einem traurigen Herbsttag. Es war ein Zufall, daß ich ihn noch antraf; sein Schiff, ein kleiner Schnellsegler, lag zum Auslaufen bereit. Schäbige Tonkrüge wurden an Bord gebracht; herumlungernde Kreter lachten darüber. Die Hafentaverne stank nach Knoblauchsud.
    »Und jetzt?« sagte ich, als wir alles beredet hatten, was zu bereden war.
    Er hob den Becher, zum vierten Mal gefüllt. »Die Welt ist eng geworden, Tiggo. Nun, da auch Publius Cornelius meint, es gebe nirgendwo Frieden, solange ich frei herumlaufe…«
    »Wohin kannst du gehen? Qart Hadasht wird dich ausliefern; sie haben ja den Römern sogar ein paar Kriegsschiffe gestellt, gegen Antiochos. Iberien ist römisch, Makedonien liefert dich aus, Hellas ebenso. Ägypten? Ägypten wird dich ausliefern, sobald ein Römer es dort verlangt. Das Reich des Antiochos ist verschlossen. Nicht einmal nach Indien kannst du noch reisen; du müßtest ja durch seleukidische Gebiete, wo man dich sofort festnehmen wird.«
    Er hob die Schultern. »Das Euxeinische Meer. Du weißt ja, ich brauche Wasser und Salz.«
    »Ich weiß. Wie ich.«
    Er klopfte auf den Griff des britannischen Schwerts. »Am Ende bleibt immer noch das. Besser das, als wie Syphax in einem römischen Keller verrecken.«
    Er segelte nach Armenien, wo er dem König Artaxias, der auch Statthalter des Antiochos war, eine Stadt baute. Aber im folgenden Jahr schlossen Rom und Antiochos Frieden – der Seleukide lieferte seine Flotte aus und zahlte fünfzehn tausend Talente. Außerdem verpflichtete er sich, Hannibal auszuliefern, wann immer der Punier wo auch immer seleukidischen Boden betrat. Hannibal mußte aus dem seleukidischen Armenien fliehen; die zu Byzantion, Makedonien oder anderen Romfreunden gehörigen Städte im Norden des Euxeinischen Meers versperrten ihm den Weg in die skythischen Steppen. Seleukidische Satrapien hinderten ihn daran, sich nach Osten zu wenden, nach Indien oder noch weiter. Im Süden ebenfalls seleukidische Provinzen, dazu Roms Bundesgenossen Kappadokien und Pergamon. Ihm blieb nur Bithynien, nur König Prusias, der ihn schließlich mit morschen Kähnen gegen Pergamons Flotte segeln ließ. Nach dem bestürzenden Sieg begab sich Hannibal ins Binnenland, prüfte die Grenzfestungen, lockte ein kleineres Heer des Pergameners Eumenes in einen Hinterhalt, rieb es auf. Die Pläne, die großen und immer noch und immer wieder kühnen, durchführbaren Pläne…
    Aber Prusias wollte den Ruhm selbst; er setzte Hannibal als Heerführer ab, schenkte ihm ein feines Haus am Meer, in Libyssa, zwischen Nikomedeia und Kalchedon, und führte allein seine Truppen in die Niederlage. Dann kam Titus Quinctius Flamininus, und der größte Stratege, der aus dieser Umfassung keinen Ausweg mehr finden konnte, küßte zum letzten Mal Elissa.
    O Aristophanes, da hast du dein Ende. Meinst du nicht auch, einer deiner Geschichtsschreiber hätte es

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